Aufmerksame Beobachter haben festgestellt, dass immer häufiger Störche im Winter nicht mehr in den Süden ziehen. Am Samstag waren in der Schweiz etliche Ornithologen und Vogelbegeisterte unterwegs, um Störche zu zählen, die im Winter in der Schweiz bleiben. So auch auf dem Gelände der Strafanstalt Saxerriet. Unterwegs waren Andy Wyss, Geschäftsführer des Vereins Rheintaler Storch sowie deren Präsident Benedikt Heeb.
Mehrere weitere Ornithologen folgten dem Aufruf von Storch Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zur 6. Weissstorch-Winterzählung. Der Verein Rheintaler Storch war mit dabei und suchten alle Landesteile am Alpenrhein ab (Österreich, Liechtenstein, St. Gallen).
Es scheint, als ob die Störche unterwegs waren, um Nahrung zu finden. Auf dem Rundgang auf dem Gelände der Strafanstalt war jedenfalls keine Störche zu erkennen. «Vielleicht sind sie zum Bodensee geflogen» mutmasste Benedikt Heeb. «Dort halten sie sich häufig auf.» Die Suche im Winter ist schwieriger, da sich die Störche teils auch fernab der Horste aufhalten. Also schauten die beiden Beobachter in der Nähe der Metzgerei in Salez nach. Dort gibt es auf dem Dach einen Kamin, worauf sich ein Horst befindet. Und tatsächlich: Hinter dem Haus stolzierte das Storchenpaar gemütlich auf einer grossen Wiese und stocherten mit ihrem Schnabel in der leicht gefrorenen Erde. Sie liessen sich beim Fotografieren nicht stören. Ursula Goldener, Metzgerei Salez, sagte auf Anfrage, dass das Storchenpaar seit längerer Zeit den Winter hier verbringen und in der Nacht auf ihrem Horst verbringen.
Dass fast einhellig nur ältere Störche im Winter bei uns bleiben und Jungvögel in den Süden ziehen, begründet Wyss damit, dass diese Vögel noch keinen Horst haben und deshalb auch kein «warmes» Plätzchen haben. Dies müsse allerdings, wie Andy Wyss weiter festhält, noch genauer untersucht werden. Denn oft sind die Individuen bei mildem Wetter direkt in der Umgebung ihrer Horste zu finden, wo sie im Vorjahr gebrütet haben. Möglicherweise hängt die zunehmende Überwinterung auch mit den milderen Wintern zusammen.
Ein gutes Beispiel ist die Störchin «Rheini», die anfänglich im Spätsommer nach Marokko flog, den zweiten Winter verbrachte sie südlich von Madrid (Spanien) auf einer Müllhalde. Seither brütet sie in Dornbirn und bleibt das ganze Jahr im Alpenrheintal – eine Tendenz, die sich auch bei anderen Störchen in den letzten Jahren durchgesetzt hat.