Für welche Strassen braucht man die Vignette?
Die Schweizer Vignette ist unverzichtbar für alle, die Autobahnen und Autostrassen im Land nutzen möchten, ohne eine saftige Busse zu riskieren.
Bei den Autostrassen gibt es jedoch Ausnahmen, wie Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, sagt. Auf den sogenannten kantonalen Autostrassen – also solchen, die nicht vom Bund finanziert sind – gelte keine Vignettenpflicht. Solche Strassen und Abschnitte werden mit einem Schild dementsprechend gekennzeichnet. Im Kanton St.Gallen ist gemäss Krüsi beispielsweise die Umfahrung Bazenheid, Bütschwil und Wattwil nicht vignettenpflichtig.
Eine detaillierte Übersicht bietet die offizielle Website des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG), auf der alle betroffenen Strassenabschnitte aufgeführt sind.
Welche Fahrzeuge benötigen eine Vignette?
In der Schweiz gilt für alle Kraftfahrzeuge bis zu einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen die Vignettenpflicht. Egal, ob für Auto, Motorrad, Anhänger oder Camper, die Vignette kostet immer 40 Franken.
Schwere Fahrzeuge wie LKW oder Wohnmobile über 3,5 Tonnen hingegen brauchen keine Vignette. Stattdessen greift hier die sogenannte Schwerverkehrsabgabe, die individuell nach Gewicht, Fahrzeugtyp und zurückgelegten Kilometern berechnet wird.
Besonders wichtig für Reisende mit Anhängern: Auch diese benötigen eine eigene Vignette. Wer mit Wohnwagen oder Bootstrailer unterwegs ist, sollte also auch den Anhänger rechtzeitig «ausrüsten».
Wie wird die Vignettenpflicht kontrolliert?
Wie Hanspeter Krüsi sagt, gehört das Überprüfen der Vignette zur standardmässigen Kontrolle auf der Autobahn.
Es wird eine gesamte Kontrolle des Fahrzeugs gemacht, dazu gehört auch die Vignetten-, ebenso wie eine Gurtkontrolle.
Die E-Vignette können die jeweiligen Polizisten mit einem Programm auf den Handys durch das Scannen der Nummernschilder kontrollieren.
Was passiert, wenn man ohne Vignette erwischt wird?
Wer ab dem 1. Februar ohne gültige Vignette unterwegs ist, riskiert eine Strafe. Gemäss Hanspeter Krüsi wird in den ersten zwei, drei Tagen noch ein Auge zugedrückt und auf die fehlende aktuelle Vignette hingewiesen. Generell wird jedoch eine Busse von 200 Franken fällig. «Zusätzlich muss die fehlende Vignette sofort gekauft werden oder die Person muss die Autobahn an der nächsten Ausfahrt verlassen», sagt Krüsi.
E-Vignette vs. Klebevignette: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Die Vorteile der E-Vignette liegen auf der Hand: Sie ist nicht mehr an die Windschutzscheibe, sondern an das Nummernschild gebunden. Besonders praktisch ist das für Personen mit Wechselnummern, da die Vignette nur einmal gekauft werden muss – egal, wie viele Fahrzeuge sie besitzen. Auch beim Fahrzeugwechsel mit demselben Nummernschild bleibt die E-Vignette gültig.
Zudem kann die E-Vignette bei einem Umzug in einen anderen Kanton einmalig umgeschrieben werden. Voraussetzung dafür ist, dass das Ticket noch im Browser sichtbar ist. Das BAZG empfiehlt daher, den Browserverlauf nicht zu löschen.
Die Klebevignette hingegen ist fest an das Fahrzeug gebunden. Bei Wechselnummern, Umzug oder beim Kauf eines neuen Autos bedeutet das, dass für jedes Fahrzeug eine separate Vignette gekauft werden muss.
Übrigens: Falsch oder doppelt gekaufte Vignetten werden nicht zurückerstattet.
E-Vignette bleibt hinter Erwartungen zurück
Die E-Vignette wurde gut aufgenommen: Vom ersten vollständigen Vignettenjahrgang 2024 wurden insgesamt 3,8 Millionen E-Vignetten verkauft, was rund 35 Prozent der Gesamtverkäufe ausmacht.
Das BAZG hatte ursprünglich mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent gerechnet, während 65 Prozent der Nutzer weiterhin zur physischen Klebevignette griffen.
Wie klebt man die Vignette richtig an?
Die Klebevignette muss bei Autos von innen an die Windschutzscheibe angebracht werden, und zwar an einer gut sichtbaren Stelle, jedoch ohne das Sichtfeld zu beeinträchtigen – am besten hinter dem Rückspiegel oder am linken Rand der Windschutzscheibe. Wichtig ist, dass sie von aussen klar erkennbar und somit nicht im Tönungsstreifen angebracht ist.
Für Fahrzeuge ohne Windschutzscheibe wie Motorräder oder Anhänger gilt: Die Vignette muss auf ein festes, nicht austauschbares Fahrzeugteil geklebt werden, das ebenfalls gut sichtbar ist.
Wie entfernt man die alte Vignette – und was passiert, wenn man es nicht tut?
Beim Entfernen alter Vignetten ist Vorsicht gefragt, um Kratzer auf der Windschutzscheibe zu vermeiden. Am besten verwendet man dafür einen Glasschaber oder eine Rasierklinge – und ganz viel Geduld. Klebereste lassen sich leicht mit einem Glasreiniger oder Reinigungsalkohol beseitigen. Tipp: Die Scheibe vorher beispielsweise mit einem Föhn leicht erwärmen. Das löst die Klebeschicht und erleichtert das Entfernen.
Rein theoretisch darf man auf der Windschutzscheibe ausser der aktuellen Vignette nichts aufgeklebt haben, wie Hanspeter Krüsi von der St.Galler Kantonspolizei sagt. Wenn eine alte Vignette nicht entfernt wurde, weise man die Person darauf hin. Sollten aber beispielsweise zahlreiche Vignetten nicht entfernt worden sein, werde dadurch das Gesichtsfeld eingeschränkt. Krüsi sagt:
In so einem Fall könnte man die Person auch verzeigen. Das passiert aber äusserst selten.
Was kostet die Vignette und wo kann man sie kaufen?
Die Vignette bleibt auch 2025 preislich unverändert: Sie kostet 40 Franken – egal, ob als klassische Klebevignette oder als moderne E-Vignette. Der Preis bleibt dabei unabhängig vom Kaufzeitpunkt gleich. Ihre Gültigkeit erstreckt sich über ein Jahr mit jeweils einem Monat Vor- und Nachlauf.
Erhältlich ist die Vignette an Tankstellen, bei der Post und an Zollstellen an der Grenze. Zudem bieten einige Discounter wie Aldi, Lidl und Denner die Vignette an – teils mit Rabattaktionen, etwa einem Preisnachlass von 20 Franken bei einem Einkauf ab 100 Franken. Die E-Vignette ist über den offiziellen Vertriebskanal des Bundes erhältlich.
Was kostet die Schweizer Vignette im Ausland – und lohnt sich der Einkauf über die Grenze?
Die Schweizer Vignette kostet im Ausland in der Regel etwas mehr als in der Schweiz, da Händler oft eine zusätzliche Servicegebühr aufschlagen. In Deutschland ist sie beispielsweise an Tankstellen oder bei Automobilclubs wie dem ADAC erhältlich, meist für rund 42 bis 45 Euro. In Österreich kann sie beim ÖAMTC oder ARBÖ gekauft werden, etwa für 44 Euro.
Je nach Situation und Wechselkurs ist der Preisunterschied also so gering, sodass sich eine gezielte Fahrt über die Grenze nur für die Vignette finanziell eher nicht auszahlt.
Wie unterscheiden sich die Vignettenregeln in den Nachbarländern?
- Deutschland: Für PKW-Fahrer sind die Autobahnen kostenlos, abgesehen von vereinzelten Mautstrecken, die sich aber vor allem in Norddeutschland befinden.
- Österreich: In Österreich ist eine Vignette Pflicht für Autobahnen und Schnellstrassen. Sie ist in verschiedenen Zeitmodellen erhältlich: 10 Tage, 2 Monate oder 1 Jahr. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, wie beispielsweise zwischen dem Grenzübergang Hörbranz und der Anschlussstelle 27 Hohenems- Diepoldsau.
- Italien: Statt einer Vignette zahlen Autofahrer in Italien Mautgebühren, die je nach Streckenabschnitt und Fahrzeugklasse an Mautstationen abgerechnet werden. Besonders lange Tunnel wie der Gotthard- oder der Mont-Blanc-Tunnel haben zusätzliche Mautkosten.
- Frankreich: Auch in Frankreich wird keine Vignette verwendet. Hier zahlt man Mautgebühren an Stationen, die entlang der Autobahnen platziert sind. Die Kosten richten sich nach der gefahrenen Strecke und dem Fahrzeugtyp.