Brian Molko, Sänger und Frontmann der britischen Band Placebo, sagte einmal: «Rockstars sterben entweder jung oder sie altern sehr, sehr langsam.» Dass Zweiteres auf jeden Fall zutrifft, bezeugten die 54 Musikantinnen und Musikanten, die in der vergangenen Woche am Projektlager 30Plus des St. Galler Blasmusikverbands (SGBV) teilgenommen hatten, an ihrem Abschlusskonzert vom Samstag. Rockstars sind sie zwar keine. Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne, dafür allemal – wenn auch in der Welt der Blasmusik.
Von knapp 40 bis fast 90 Jahre: Die Altersschere der 30Plus-Teilnehmenden könnte kaum grösser sein. So unterschiedlich ihr Alter ist, so verschieden sind auch das musikalische Niveau, die Fertigkeiten und schliesslich auch die Erwartungen und Ambitionen, die sie mitbringen. Eines haben die Teilnehmenden aber jedes Jahr gemein: die Vorfreude auf vier wunderschöne Lagertage unter Gleichgesinnten.
Freundschaften und Drachen
Markus Egger, musikalischer Leiter des 30Plus, vermochte alle Facetten seines Orchesters zu kombinieren und ein kurzweiliges, abwechslungsreiches Repertoire auf die Beine zu stellen. Gleich mit dem ersten Werk liessen sich die vier erlebten Lagertage titeln, das Korps eröffnete das Abschlusskonzert mit dem Konzertmarsch «Memories of Friendship» – Erinnerungen an Freundschaft.
Moderatorin Bernadette Ambühl liess denn auch das eine oder andere Episödli des Lagers aufleben, bevor sie zu einer musikalischen Wanderung auf den Pilatus einlud. Steven Reinecke hat dem Innerschweizer «Drachenberg» ein Werk gewidmet, wagemutige Kletterszenen, atemberaubende Aussichten und die Begegnung mit einem magischen Drachen inklusive.
Im Duett «Hi-Lo» aus der Feder von Scott Richards treten dem Titel entsprechend eine Piccoloflöte und eine Tuba ins Scheinwerferlicht, verkörpert von Sabine Hickert und Rainer Koch. Obwohl die beiden Instrumente unterschiedlicher nicht sein könnten, verflicht sie der Komponist zusammen mit dem Orchester zu einem einheitlichen, zwar anspruchsvollen, aber abgerundeten Ganzen. Für ihre Darbietung erhielten die Solisten denn auch besonderen Applaus.
Tagträume und Stierkämpfe
Mit «Disney at the Movies» vereint Arrangeur John Higgins die musikalischen Hits aus zwölf verschiedenen Disneyfilmen in einem Werk. Onkel Remus, Cinderella, Peter Pan, Arielle, Aladin, Pocahontas: Sie alle wurden im Konzertraum des Zentrums Neu-Schönstatt kurz zum Leben erweckt und weckten mit ihren bekannten Melodien ihrerseits denn auch das Kind in der Zuhörerin oder dem Zuhörer.
Die Tagträume sollten nicht ewig währen: Mit «Ole Toronto», einem rassigen spanischen Paso Doble von Ferrer Ferran, riss die «Banda primitivo treinta màs», wie Ansagerin Ambühl das Korps scherzhaft nannte, die Konzertgäste wieder aus ihnen.
Dies nicht zuletzt, um zu einem Schlussbouquet mit neun weltbekannten Hits anzusetzen. Sie stammen von der schwedischen Gruppe Abba und wurden von Stefan Schwalgin zu einem hörfälligen Medley arrangiert. «Waterloo», «S.O.S», «Money, Money, Money», «So long», «Mamma Mia», «Thank you for the Music» – sie sorgten noch einmal für eine wohlige Atmosphäre. Und ab und an auch für Gänsehaut.
Die Konzertgäste dankten es den Übermittlern mit anhaltendem Applaus und verlangten denn auch eine Zugabe, die Egger und seine junggebliebenen Musikanten gerne gaben. Mit der Polka «Eine letzte Runde» und einem Apéro fand das Konzert und das Lager 2023 schliesslich sein Ende.