«Wir waren schockiert, als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist», erzählt Alexander Röck in seiner Praxis. Sofort hat der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit befreundeten Berufskollegen in Kiew Kontakt aufgenommen und ihnen eine Unterkunft in Buchs angeboten.
Die Ärzte lehnten ab – sie wollen ihre Heimat verteidigen und vor Ort helfen. Er könne sie aber mit medizinischem Material unterstützen, liessen sie ihn wissen.
Auf den Hilferuf seiner Kollegen hat er sofort reagiert. Bereits am Wochenende (26./27. Februar) hat er sich mit der Kantonsärztin und dem kantonalen Krisenstab in Verbindung gesetzt und danach kurzerhand bei einem Grossisten vier Paletten medizinisches Material im Wert von 35000 Franken für den Aufbau eines Lazaretts in Kiew bestellt.
Ihre Reise führte bis nach Lemberg im Westen der Ukraine, nahe der Grenze zu Polen. Alexander Röck erzählt:
Der Buchser Arzt, der während seiner Ausbildung auch Feldchirurgie studiert hat, würde gerne selber vor Ort helfen. Doch sein Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Patientinnen und Patienten hierzulande hat ihn davon abgehalten. Nun wird er aber eine dreitägige Fortbildung für eine besondere Methode im Umgang mit traumatisierten Menschen absolvieren, um auf den Flüchtlingsstrom, der irgendwann auch die Schweiz erreicht, vorbereitet zu sein.
Der Buchser Arzt hat die Medikamentenlieferung für die Ukraine selber bezahlt. Inzwischen helfen auch seine Stanford-
Alumni bei der Finanzierung. Ein Spendenaufruf beim Ärzteverein Werdenberg/Sarganserland hat einen pensionierten Kollegen bewogen, 10000 Franken zu spenden. Noch immer beträgt Röcks «Finanzierungslücke» rund 20000 Franken, also mehr, als er selber zu spenden gedachte. Darum ist er dankbar, wenn weitere Spenden eintreffen. Sollte es letztlich mehr Geld als nötig sein, werde sofort ein weiterer Medikamententransport veranlasst.
Dr. Artem Dubnov, Kieferchirurg und Abgeordneter des ukrainischen Parlaments, und Dr. Daria Sapon (Psychiaterin) sind ihrem Schweizer Kollegen unendlich dankbar, würden sich aber natürlich über weitere Zuwendungen freuen.
Hinweis
Spenden für die medizinische Versorgung des Lazaretts in Kiew: UBS Bank, Alexander Röck Spenden, Buchs, IBAN: CH83 0022 0220 1118 4902 V
Beziehungen zur Ukraine
Alexander Röck ist in der ehemaligen Sowjetunion, im heutigen Georgien, aufgewachsen, hat in den USA studiert, war später in Deutschland als Neurowissenschaftler tätig, bevor er 2017 in die Schweiz übersiedelte. Seit drei Jahren wohnt und praktiziert er in Buchs. Zur Ukraine hat er Beziehungen, unter anderem, weil seine Tochter in Kiew Medizin studiert hat.Soforthilfe als Weg, um die Ereignisse zu verarbeiten
Ziel war möglichst schnelle und unbürokratische Hilfe, die Finanzierung hatte keinen Vorrang. Röck sagt:Wir fühlen uns mit Kiew und den Leuten, die wir dort kennen, verbunden. Sie stehen unter russischem Bombardement. Diese Medikamentenlieferung war unser Weg, diese schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten. Was hätten wir denn sonst machen können?Montags wurde das medizinische Material an seine Praxisadresse im Gebäude der Gemeindebibliothek Buchs angeliefert, «dabei entstand ein kleines Chaos», so Röck. Mit Hilfe von Nachbarn und des Bibliothekpersonals wurden die Kisten sortiert und verladefertig gemacht. Der Zivilschutz besorgte den Transport nach Salez zur Sammelstelle von Hans Oppliger, wo ein Lastwagen für den Transport bereitstand. Rahel Röck, die das Front- und Backoffice der Praxis ihres Mannes betreut, hat sich entschieden, den Transport bis in die Ukraine zu begleiten. Vergangenen Mittwoch starteten der LKW und ein Privatfahrzeug mit Rahel Röck am Steuer.
Dort hat ein Vertrauensmann unserer Freunde die Medikamente in einen Lieferwagen verladen. Rund sieben Stunden später hat er den Bestimmungsort in Kiew erreicht.