«Acht Prozent der 10- bis 15-jährigen Kinder und Jugendlichen in der Schweiz sind Young Carers. Sie kümmern sich um körperlich oder psychisch kranke Familienmitglieder», erklärt die Werdenberger Autorin bei der Vernissage in der Bibliothek Buchs.
In ihrem neuen Buch gibt sie diesen Jugendlichen eine Stimme, erzählt darin von deren Überforderung, die zu Abkapselung und schlechten schulischen Leistungen führt. «Young Carers sagen gar nichts, fallen nicht auf, sind still oder einfach müde», beschreibt Alice Gabathuler solche Schülerinnen und Schüler. Das Problem sei in der Schweiz noch immer ein Tabuthema.
Im Buch hat Marlas Mutter ein Erschöpfungssyndrom, eine «fiese Krankheit, weil man sie nicht sieht», sagt Gabathuler. «Fünf Minute braucht die Frau vom Wohn- ins Schlafzimmer», heisst es an einer Stelle im Buch. Ärzte empfehlen Geduld.
«Wie soll man Geduld haben, wenn man keine Zeit hat», sagt Marla, die manchmal zu spät zur Schule kommt und keine Zeit für die Freundinnen hat. Nur bei den Proben mit ihrer Band kann sie als Sängerin für eine Weile die Verantwortung vergessen, die auf ihren Schultern lastet.
Gabathuler zeigt aber auch Wege auf, wie man aus diesen Problemen herausfindet. Einerseits verweist sie auf Anlaufstellen, andererseits stellt der Verlag Unterrichtsmaterial zum Thema zur Verfügung. Lehrpersonen empfiehlt sie, das Thema ernst zu nehmen und sich bei den richtigen Stellen wie etwa Schulsozialdienst oder Familienberatung fachkundig zu machen.
Wenn die Jugendlichen die Überforderung nicht mehr verbergen können, kennt allzu oft niemand den Grund. Das muss sich ändern.
Problematik in packende Geschichte gepackt
Deshalb trug sich die Autorin schon lange mit der Idee, darüber ein Jugendbuch zu schreiben, wie sie sagte. Sie las viel zur Thematik. Und wie bei ihr üblich, packte sie die Problematik in eine packende Geschichte, die der Erlebniswelt der Jugendlichen entspricht. Im Gespräch mit Stephan Sigg, der zusammen mit ihr und Tom Zai den Verlag «da bux» führt, sagte Alice Gabathuler: «Man könnte die Geschichte noch härter schreiben, aber das wollte ich nicht. Denn es besteht die Gefahr, dass man die Geschichte nicht ernst nimmt. Denn viele Menschen schauen es als normal an, dass Jugendliche ihre depressive Mutter oder behinderte Geschwister betreuen.»Auch für Jugendliche, die nicht so gut lesen können
Im 60 Seiten umfassenden Buch bleibt Alice Gabathuler ihrem Schreibstil und der Gestaltung treu: Kurze Sätze im Flattersatz, kurze Abschnitte, keine Trennungen.Dies erleichtert Jugendlichen das Lesen, auch solchen, die es nicht so gut können.Natürlich sei es eine Herausforderung, eine solche Geschichte und Thematik auf 60 Seiten zu bringen. Aber man bringe alles auf 60 Seiten. Alice Gabathuler gelingt dies – und Marlas Gefühlswelt in Worte zu fassen – hervorragend. Hinweis Alice Gabathuler: «Marla rockt», 60 Seiten, Verlag da bux, ISBN 978-3-906876-31-3