Alte Stahlbrücke in Sevelen wird verlegt und ersetzt ihre zerstörte «Schwester» | W&O

09.02.2022

Alte Stahlbrücke in Sevelen wird verlegt und ersetzt ihre zerstörte «Schwester»

Die beiden Binnenkanal-Brücken der Ortsgemeinde beim Inselweg und beim Tomelisgraben waren eng miteinander «verwandt».

Von heini.schwendener
aktualisiert am 28.02.2023
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Beim Inselweg in Sevelen fehlt seit bald einem Jahr die Brücke über den Werdenberger Binnenkanal. Ein Lastwagen, der offensichtlich zu schwer war, hatte damals die alte Stahlbrücke, die der Ortsgemeinde gehört, zum Einsturz gebracht. Etwas weiter nördlich im Gebiet Tomelisgraben in Rans spannt sich eine baugleiche alte Stahlbrücke über den Binnenkanal. Sie wird aber schon bald verschwinden, denn in jenem Gebiet soll der Werdenberger Binnenkanal auf einer Teilstrecke umgelegt werden. Wenn alles nach Plan des Binnenkanalunternehmens verläuft, beginnen die Bauarbeiten noch in diesem Jahr.

Ortsgemeinde ist froh über diese Lösung

Nun steht fest: Die in Rans bald schon überzählige Kanalbrücke wird nicht im Alteisen landen, sondern nach Sevelen an den Inselweg verlegt. Der Seveler Ortsgemeindepräsident Peter Engler ist froh über diese Lösung. Verschiedentlich sei die Ortsgemeinde seit dem Brückeneinsturz am 2. März 2021 schon angefragt worden, was dort nun passiere.
 Am 2. März 2021 stürzte die alte Brücke über den Binnenkanal in Sevelen ein.
Am 2. März 2021 stürzte die alte Brücke über den Binnenkanal in Sevelen ein.
Bild: Kapo SG
Der Seveler Ortsgemeindepräsident Peter Engler erklärt auf Anfrage des W&O:
Wir arbeiten am Baugesuch für die Erstellung einer neuen Brücke beim Inselweg. Die Brückenverlegung sollte noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut

Im Brückeninventar des Kantons St. Gallen heisst es über die Stahlbrücke beim Tomelisgraben in Rans, sie sei zwischen 1882 und 1885 gebaut worden. Zehn Meter lang und drei Meter breit ist das «Ständerfachwerk mit unten angeordneter Fahrbahn». Ursprünglich war die Bücke allerdings doppelt so lang, dann wurde sie jedoch halbiert und aus dem Rheintal ins Werdenbergische verschoben. Am Tomelisgraben in Rans und am Inselweg in Sevelen wurden sie wieder montiert.

Brückeneinsturz bringt Geschichte ans Tageslicht

Diese Geschichte kann Peter Engler, Präsident der Ortsgemeinde Sevelen, der die beiden Brücken gehören, erzählen. Erfahren hat er sie allerdings erst nach jenem speziellen Ereignis vom 2. März 2021. Damals ist die Brücke über den Werdenberger Binnenkanal beim Inselweg unter der Last eines rund 30 Tonnen schweren Lastwagens zusammengebrochen. Das Schicksal führt die beiden ehemals getrennten Brücken zwar nicht wieder zusammen, aber jener vom Tomelisgraben steht abermals eine Züglete bevor, erneut in Richtung Süden, allerdings nur bis an den Inselweg. Dort wird sie ihre eingestürzte «Schwester» ersetzen. Peter Engler weiss von der Denkmalpflege:
Solche Brücken sind im Kanton sehr selten.
Keine Handvoll gäbe es inzwischen noch. Auch das Ranser Exemplar der Firma Bosshard & Cie aus Näfels schien keine Zukunft mehr zu haben, wird es doch wegen der geplanten Umlegung des Werdenberger Binnenkanals im Raum Rans nicht mehr gebraucht. Das Unglück in Sevelen verlängert nun also dessen Leben.

Neubau wäre unverhältnismässig teuer gewesen

Die Ortsgemeinde ist froh, mit der Brückenverlegung eine pragmatische Lösung für den Ersatz in Sevelen gefunden zu haben. Ausserdem bleibe damit ein Zeugnis vergangener Zeiten erhalten. Ein Brückenneubau wäre unverhältnismässig teuer gewesen, sagt Engler.
 Die Brücke über den Kanal wird künftig nur noch eine Fahrbahn aus Holz erhalten. Sie wird eine Brücke für den Langsamverkehr.
Die Brücke über den Kanal wird künftig nur noch eine Fahrbahn aus Holz erhalten. Sie wird eine Brücke für den Langsamverkehr.
Bild: Heini Schwendener
Die Fahrbahn der «neuen» Brücke wird nicht mehr aus Beton und Asphalt bestehen, sondern aus Holzbrettern und nur noch Velofahrerinnen und Fussgängern zugänglich sein. Nicht erfreut darüber sind die Landwirte, welche die Brücke am Inselweg genutzt haben. Weil es aber Alternativen in der Nähe gibt, so Engler, hätten letztlich auch die Bauern eingesehen, dass ein Neubau nicht opportun wäre.

Finanzierungsfrage ohne Rechtsstreit geklärt

Diese «Zügelaktion» kostet die Ortsgemeinde rund 10'000 Franken – das sind die Kosten für die Baubewilligung und die neue Holzfahrbahn über die Brücke. Der Abbruch der Brücke, ihre Verlegung und den Wiederaufbau an neuer Stelle wird vom Baugeschäft Marty AG übernommen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde gütlich getroffen und ist unterdessen unterzeichnet. Ein Marty-Lastwagenfahrer hat nämlich im letzten Frühling den Brückeneinsturz verursacht. Peter Engler ist froh, dass diese einvernehmliche Lösung mit der Verursacherin des Brückeneinsturzes ohne einen kostspieligen und langwierigen Rechtsstreit gefunden werden konnte.