«Am 6. April fror der Werdenbergersee total zu: Gewiss ein seltenes Ereignis.» | W&O

24.02.2023

«Am 6. April fror der Werdenbergersee total zu: Gewiss ein seltenes Ereignis.»

Von Dezember 1928 bis April 1929 herrschte Eiszeit, da gefror auch der Werdenbergersee. Eine persönliche Chronik und ein altes Lehrbuch berichten eisigen Zeiten.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
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Vor 95 Jahren konnte man sich dem Schneesport ausgiebig widmen, der Winter 1928/1929 galt als einer der kältesten, auch in unseren Breitengraden. Rudolf Beusch senior, der einst beim Rathausplatz in Buchs eine Skiwerkstätte mit Verkaufsladen betrieb, interessierte sich stets auch für die Belange und Geschehnisse im Dorf und der Umgebung. In seiner privaten «Buchser Kronik» hielt er verschiedene Ereignisse von 1924 bis 1938 fest. So auch am 13. Dezember 1928:
Es gab eine Schlittbahn bis nach Weihnachten. Dann gab es vier Tage Tauwetter, und der Winter setzte am Silvester aufs Neue mit Gewalt ein.
Der Schneesturm dauerte bis ins neue Jahr hinein fort, und es gab wieder Schlittbahn. Die Temperatur sank unter den Gefrierpunkt. Am 16. Januar 1929 schneite es ergiebig mit minus 16 Grad Kälte. Die Schneehöhe betrug um den 25. Januar herum über 40 Zentimeter über Land.» Weiter notierte der Chronist auch: «Vom 2. bis 5. April schneite es wieder ohne Unterbruch und man konnte am Sonntag, 6. April, im Runkels Skifahren.» Und: «Am 6. April fror der Werdenbergersee total zu. Gewiss um diese Jahreszeit ein seltenes Ereignis.»
 Zwei Buchser Schüler wagten sich hier einst auf die Ski.
Zwei Buchser Schüler wagten sich hier einst auf die Ski.

Immer wieder wunderbares Skiwetter

Eine Meldung von Rudolf Beusch über eine Skitour auf Alvier und Fulfirst vom Pfingstwochenende, 8. bis 10. Juni 1935, lässt staunen: «Bei wunderbarem Wetter und Pulverschnee in 2000 Meter Höhe. Fahren konnte man bis Altsäss und Farnboden-Untersäss. Von der Malschüel Obersäss-Hütte ist noch nichts zu sehen. Und das Vieh steht schon in der Alp!»
 «Wildhaus, Skisport»: So bezeichnete Fotograf Julius Buchmann, Grabs, 1935 diese Postkarte.
«Wildhaus, Skisport»: So bezeichnete Fotograf Julius Buchmann, Grabs, 1935 diese Postkarte.

Im Jahr 1933 erschien eine Ski-Fibel

 Titelblatt der Ski-Fibel 1933.
Titelblatt der Ski-Fibel 1933.
Der Skisport hatte sich etabliert, Skiclubs in der Region verzeichneten interessierte Mitglieder und boten auch Kurse an. Vielleicht hat man auch mal eine Ski-Fibel zur Hand genommen, wie etwa jene von Hubert Mumelter, welche im Jahr 1933 im Rowohlt-Verlag erschien. In dieser humorvollen «Anleitung» zum Skifahren in Versen stammen auch die Zeichnungen vom Autor, der auch Skilehrer in Tirol war. Zu Beginn heisst es da:
Den Skilauf treibt man meist im Schnee, auf Bergen in gewisser Höh’.Schnee ist ein Ding, das weiss und kalt, und ausschliesslich vom Himmel fallt.
«Entstanden in der Atmosphäre, sinkt es infolge seiner Schwere, und kommt als Flocke sanft herunter; Skiläufer werden dann sehr munter. Man nennt die Zeit, wo dies passiert, den Winter, weil es dann gefriert. Zur Weihnachtszeit soll er beginnen, und Ostern wiederum zerrinnen, doch irrt, wer sich darauf verlässt, denn nie ist er kalenderfest.» [gallery size="large" link="file" ids="35845,35843,35844"]