Vergangene Woche überbrachte Karl Bollhalder, Gemeinderat von Wildhaus-Alt St. Johann und Präsident der Heimkommission, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Bellevue in Wildhaus die Hiobsbotschaft: Auf Ende März sollen die beiden Standorte des Alters- und Pflegeheims der Gemeinde zusammengeführt werden. Das Bellevue wird vorübergehend geschlossen. Das heisst, die derzeit neun Bewohnerinnen und Bewohner müssen zwei Dörfer thurabwärts zügeln und bekommen in Alt St. Johann ein ebenbürtiges Zuhause.
Personal für zwei Standorte
Die Gemeinde begründet diesen Schritt mit der schwierigen Personalsituation. Die Gesetzgebung schreibe für die Betreuung und Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner hochqualifiziertes Personal vor, erklärt Gemeindepräsident Rolf Züllig. Er sagt:Derzeit gelingt es uns mit Müh und Not, das Personal mit den erforderlichen Kompetenzen an beiden Standorten verfügbar zu haben.Aufgrund der Situation, die durch die Coronapandemie noch verschärft worden ist, sei es sehr schwierig, das benötigte Personal zu finden und Abgänge adäquat zu ersetzen.
Ältere Menschen zögern den Eintritt ins Heim hinaus
Sie sähen keine andere Lösung, als den Betrieb auf einen Standort zu konzentrieren, sagt Rolf Züllig. Zumindest bis sich die Situation entspannt habe, bleibe das Bellevue geschlossen. Möglich sei dies, weil im Horb derzeit nicht alle Betten belegt sind.So können wir allen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein Zimmer im gewohnten Standard anbieten.Der Gemeindepräsident bejaht, dass durch diesen Schritt vorübergehend innerhalb der Gemeinde elf Pflegeplätze weniger angeboten werden können. Eine lange Warteliste gebe es trotzdem nicht, sagt er. Seit dem vergangenen Jahr sei die Auslastung in den Heimen nicht mehr gleich hoch wie noch vor der Pandemie. Ein Gegentrend ist derzeit nicht auszumachen. Die älteren Menschen zögern den Eintritt ins Heim so lange es geht hinaus. Ausserdem, fügt Rolf Züllig an, wählen einige Einwohnerinnen und Einwohner bewusst einen Heimplatz in einer Nachbargemeinde.
Bellevue ist und bleibt eine Zwischenlösung
Die Einrichtung eines Standorts des gemeindeeigenen Alters- und Pflegeheims im ehemaligen Hotel Bellevue in Wildhaus, die 2015 erfolgte, ist und bleibt eine Zwischenlösung, wie Rolf Züllig auf Anfrage sagt. Wildhaus-Alt St. Johann lässt sich diese auch etwas kosten, denn der Betrieb des Heimes an zwei Standorten kann nicht kostendeckend geführt werden. Die Reserve bei der Spezialfinanzierung wird deshalb kleiner.Auf keinen Fall Personal einsparen
Die Gemeinde beschäftigt sich nun mit dem Bau eines neuen Heims, das die beiden bisherigen Standorte ersetzen soll. Wann das aber realisiert wird, kann noch nicht gesagt werden. Die vorübergehende Reduktion der Pflegeplätze bringe mit sich, dass Doppelspurigkeiten wegfallen und somit weniger Personal benötigt werde. Es sei aber nicht die Absicht, Personal einzusparen, betont Rolf Züllig. Vielmehr gehe es darum, dass die pflegerischen Aufgaben mit den vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer einfacheren Organisation bewältigt werden können. Der Gemeindepräsident ist sich bewusst, dass diese Entwicklung die Bewohnerinnen und Bewohner des Bellevue und ihre Angehörigen hart trifft und sie sich erst einmal damit anfreunden müssen. Er sagt:Wir laden daher die Betroffenen zu einer Information und Diskussion ein.Die Massnahme sei letztlich nötig, um die Betreuung der älteren Menschen sicherzustellen.