Antrag auf Liquidation: «Volksblatt» soll im März eingestellt werden | W&O

07.02.2023

Antrag auf Liquidation: «Volksblatt» soll im März eingestellt werden

Gemäss einer Medienmitteilung schlägt der Verwaltungsrat der Liechtensteiner Volksblatt AG der Generalversammlung vor, den Betrieb einzustellen. Damit würde die älteste Tageszeitung Liechtensteins verschwinden.

Von WO
aktualisiert am 28.02.2023
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Die älteste Tageszeitung Liechtensteins plant, ihren Betrieb einzustellen, heisst es in einer Medienmitteilung der Liechtensteiner Volksblatt AG. Die Herausgeberin Liechtensteiner Volksblatt AG soll liquidiert werden. Dies schlägt der Verwaltungsrat der auf Ende Februar anzuberaumenden Generalversammlung vor. Mit der Vaduzer Medienhaus AG, Herausgeberin des «Liechtensteiner Vaterlands», konnte in Vorbereitung dazu bereits eine Vereinbarung im Sinne der «Volksblatt»-Abonnenten getroffen werden, damit diese weiterhin mit Nachrichten aus Liechtenstein und der Region versorgt werden, sollte die Generalversammlung die geplanten Massnahmen beschliessen.

Erste Ausgabe erschien 1878

Am 16. August 1878 ist die erste Ausgabe des «Liechtensteiner Volksblatts» erschienen. Seit somit mehr als 144 Jahren berichten die Redakteurinnen und Redakteure über das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, sportliche und kulturelle Leben in Liechtenstein, heisst es in der Mitteilung weiter. Das «Volksblatt» habe die Menschen im Fürstentum beim kometenhaften Aufstieg vom armen Bauernstaat zum hoch technologisierten und global vernetzten Wirtschaftsplatz begleitet. Mit dem Start von eigenen Online-Videos im Jahr 2003 gehörte der Verlag zu den Pionieren in diesem Bereich. Ausserdem erschien das «Volksblatt» ab 2004 als erste Tageszeitung Liechtensteins in durchgehendem Vierfarbendruck.

Kein langfristig wirtschaftlicher Betrieb möglich

Nun steht wohl das letzte Kapitel dieser langen Geschichte bevor. Die Rahmenbedingungen haben sich für Print-Medien während der vergangenen Jahre stark verändert, schreibt das Unternehmen weiter. Sinkende Werbeeinnahmen – ein beträchtlicher Teil der Werbegelder fliesst heutzutage zu Firmen wie Google und Facebook – und eine konstant sinkende Anzahl an Printabonnenten machen nahezu jeder Zeitung zu schaffen. Gleichzeitig sei die Bereitschaft, für digitale Nachrichteninhalte zu bezahlen, noch zu wenig ausgeprägt. In Liechtenstein erschwerend hinzu kommen die Kleinheit des Marktes, die vor einigen Jahren erfolgte massive Kürzung amtlicher Inserate sowie die von der Politik beschlossene Streichung der Gläubigeraufrufe in den Landeszeitungen, die im August 2023 wirksam werden wird.
 Die letzte "Volksblatt"-Ausgabe wird wohl bereits im März gedruckt.
Die letzte
Bild: PD
Nicht zuletzt haben auch die exorbitant gestiegenen Papierpreise zu einer weiteren Eintrübung der Aussichten geführt. Trotz intensiver Bemühungen des Verwaltungsrates, das «Volksblatt» weiterzuführen, des Einbezugs externer Spezialisten sowie Kapitalerhöhungen und finanzieller Zuschüsse sei vor diesem Hintergrund ein langfristig wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich. Der Verwaltungsrat bedauere dies sehr. Ein ausserordentliches Ereignis, wodurch die finanzielle Lage des «Volksblatts» rasch, langfristig und nachhaltig auf eine gesunde Basis gestellt würde, ist leider kaum zu erwarten. Die Einstellung des «Volksblatts» ist somit sehr wahrscheinlich. Feste Zusagen einzelner Aktionäre auf weitere Kapitaleinschüsse zur Abwendung einer Insolvenz während der Liquidationsphase liegen bereits vor.

Letzte Ausgabe wohl bereits im März

Vorbehaltlich eines entsprechenden Generalversammlungsbeschlusses würde dies die letzte Ausgabe des «Volksblatts» bereits in den ersten Märztagen 2023 bedeuten. Im Falle der Liquidation und der Kündigung der Mitarbeitenden wird ein Sozialplan erarbeitet. Sie würden unter anderem bestmöglich bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle unterstützt werden, heisst es in der Mitteilung.