«Würden Sie hier, eingezwängt zwischen Autobahn und Parkplätzen, eine Insel der Biodiversität erwarten?» Mit dieser Frage begrüsste Ursula Wunder, Leiterin des Regionalen Didaktischen Zentrums (RDZ) der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) am Mittwoch, 22. Mai 2024, zur Eröffnung der naturnahen Lernumgebung des RDZ.
Die Bildungseinrichtung hat den Standort in Mels vor rund zwei Jahren bezogen und beste Bedingungen vorgefunden, wie Ursula Wunder erklärte:
Nur im Freien konnten wir den Schülerinnen und Schülern, die uns besuchen, nicht viel bieten.
Dies habe den Anstoss für die Umgestaltung des Aussenraums gegeben. Die Ausführung erfolgte im vergangenen Herbst, unter tatkräftiger Mithilfe von Studierenden der PHSG, teilt die Hochschule mit.
Inspiration für Gäste
Aus mehreren Gründen sei es naheliegend gewesen, bei dieser Gelegenheit Massnahmen zugunsten der Biodiversitätsförderung umzusetzen. «Raum für mehr Natur kann man überall schaffen – und sei der Platz noch so klein», sagte Ursula Wunder.
Schulhäuser wiesen dafür grosses Potenzial auf, wie sie weiter erklärt:
In unserer Rolle als RDZ sehe ich uns in der Verantwortung, an diesem Hotspot der Bildung allen Besuchenden den Mehrwert einer naturnahen Lernumgebung zu vermitteln.
Sie hoffe auf einen Multiplikatoreffekt und wünsche sich für möglichst viele Schulhäuser eine naturnahe Lernumgebung oder ein Aussenschulzimmer. «Kinder sind von Natur aus Forschende.»
In einer artenreichen Umgebung können sie viel entdecken, lernen und Zusammenhänge verstehen. Und das sei angesichts der Biodiversitätskrise, die neben der Klimakrise verhältnismässig geringe Aufmerksamkeit erfahre, nötig.
Hälfte der Arten in der Schweiz gefährdet
Die Ausmasse der Biodiversitätskrise und die Risiken, welche sie birgt, zeigte Patrick Kunz, Dozent Biologie und Naturwissenschaftsdidaktik an der PHSG, mit einem Quiz auf spielerische Art und Weise auf: Rund die Hälfte aller Arten in der Schweiz sind in irgendeiner Form gefährdet.
Das Verschwinden von Arten sei nicht zuletzt eine Bedrohung für die Menschheit. So werden rund 60 Prozent des menschlichen Kalorienbedarfs durch Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Süsskartoffeln und Maniok gedeckt und mehr als die Hälfte der medizinischen Wirkstoffe stammen aus der Natur. Patrick Kunz’ Fazit:
Wir sägen an unserem eigenen Ast.
Die gute Nachricht: Jede und Jeder kann – auch im kleinen Rahmen – etwas zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen, auf dem Schulareal, im Garten auf dem eigenen Balkon und im persönlichen Konsumverhalten. «Auch wer auf dem Spaziergang Neophyten ausreisst und entsorgt, leistet einen Beitrag.»
Abgerundet wurde die Eröffnungsfeier mit einem Rundgang durch die naturnahe Lernumgebung und Informationsständen von Birdlife, GLOBE Schweiz, des Naturmobils, Naturinfo und Naturmuseum St.Gallen, PUSCH, SILVIVA und der Vogelwarte Sempach. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten rege von der Möglichkeit Gebrauch, den Fachpersonen an den Infoständen und dem Team des RDZ Sargans Fragen zu stellen.