Grau in grau präsentiert sich die karge Landschaft. Der Spätherbstnebel verhüllt an diesem Novembertag komplett den Blick auf die idyllische Ebene des St. Galler Rheintals mit den Wiesen und Feldern und den Bäumen im Hintergrund.
Fast gespenstig wirken die Wohnmobile und Campingbusse, die sich für dieses Wochenende hier niedergelassen haben.
Hunde können den Start kaum erwarten
Aus allen Ecken ist Hundegebell zu hören. Am Start bereitet sich ein Team von Zwei- und Vierbeinern auf das Rennen vor. Der Schlittenhundeführer im Wagen wird von einem Gehilfen unterstützt, der die Hunde in Schach hält, damit die vierbeinigen Athleten nicht bereits vor dem Start losrennen.
Nachdem der Kampfrichter das Kommando gegeben hat, geht es los, verfolgt von einigen Zuschauern, die sich am Wegrand eingefunden haben. Das Gespann flitzt los und verschwindet kurze Zeit später im Nebelschleier.
Ein Anblick, der fasziniert und den der Organisator herbeigesehnt hat. Nach der coronabedingten Pause im letzten Jahr durfte der Schlittenhundeverein Liechtenstein endlich wieder sein internationales Schlittenhunde Wagenrennen organisieren. Nachdem rund 17-mal in Balzers der Schauplatz war, fand der Vereinsanlass zum zweiten Mal beim Klubhaus des Motorrad-Club Sennwald statt.
Mit bis zu 40 km/h durchs Sennwalder Ried
Am Start standen an diesem Wochenende 97 Teams aus allen Ecken der Schweiz, aus Liechtenstein, Deutschland, Italien und Frankreich. Neben Gespannen von zwei bis acht Hunden nahmen am Schlittenhunderennen auch andere Kategorien wie Scooter, Bikes, Saccos und Canicross teil. Die Hundeführer standen dabei nicht auf einem Wagen, sondern sassen auf einem Velo oder rannten in der Kategorie Canicross, mit der Leine um den Bauch, zu Fuss selber die Rennstrecke ab.
Keiner zu klein, dabei zu sein: So hatten bereits ab fünf Jahren Kinder die Möglichkeit, mit ihrem vierbeinigen Freund am Rennen dabei zu sein. Mit bis zu 40 Stundenkilometer führt der Weg die zwei- und vierbeinigen Athleten durchs Ried von Sennwald.
Faszination für die wunderschönen Hunde
Bevor im Dezember die Wintersaison losgeht und die grossen und kleinen Musher mit ihren Schlittenhunden durch märchenhafte Winterlandschaften kufen, müssen sie noch mit Nebellandschaften vorliebnehmen. Die Schlittenhunderennen auf Rädern sind nämlich die Trainingsläufe auf die schönste Jahreszeit der Hundesportler.
«Der Aufwand, bis das eingespielte Schlittenhundegespann, das sogenannte Team, in wilder Fahrt durch die verschneite Landschaft läuft, ist riesengross», sagt Daniel Hanselmann, Präsident des Schlittenhundevereins Liechtenstein. Die typischen Schlittenhunde wie sibirische Huskys, Alaskan Malamute, Samojeden und Grönlandhunde seien sehr eigenwillig, fast stur. Doch die Hunde seien Arbeitstiere, sehr ausdauernd, müssen aber beschäftigt werden, sonst seien sie sehr schwer zu halten. «Die Faszination der wunderschönen Hunde und die Freude daran, mit ihnen zu arbeiten, ist für mich den Aufwand jederzeit wert», schwärmt Hanselmann.
Die Liebe zum Tier und die Leidenschaft am Sport stehen am Wochenende im Vordergrund. Die zweibeinigen Athleten freuen sich über die sportliche Leistung ihrer Vierbeiner, wobei von einem Konkurrenzkampf nichts zu spüren ist und auch der Novembernebel der Stimmung nichts anhaben kann.