Am 17. April 1944 reichte die Bodensee-Toggenburg-Bahn bei den Bundesbehörden ein Gesuch ein, mit dem die Verlängerung der Bahn ab Nesslau bis Wildhaus in Normalspur erreicht werden sollte. Die damit zu Bahndörfern aufgewerteten Gemeinden stimmten dem Vorhaben am Wochenende vom 23./24. Februar 1946 mit deutlichem Mehr zu.
Die Postautolinie funkte dazwischen
Ein Blick zurück: 1870 wurde die Bahnlinie Wil – Wattwil – Ebnat-Kappel eröffnet. Gut vierzig Jahre später – am 1. Oktober 1912 – konnte die Bahn-Weiterführung Ebnat-Kappel bis Nesslau in Betrieb genommen werden. Schon damals bestanden verschiedene Projekte für eine Bahnlinie bis Wildhaus und gar bis Buchs. Eine entsprechende Konzession hatte die Bundesversammlung am 14. Juni 1910 erteilt.
Der Kriegsausbruch (1914) liess dann aber die Bahnpläne im Obertoggenburg auf die lange Bank schieben. Am 1. Juli 1922 wurde erneut eine Konzession für eine Schmalspurbahn vom Obertoggenburg ins Werdenbergische erteilt. Als dann aber am 1. Mai 1918 die vorerst bis Wildhaus und bereits ein Jahr später bis Buchs führende Postautolinie eröffnet wurde, begann es mit der weiteren Bahnplanung zu harzen.
Jedes Wochenende 6000 Wintersportler
Dem Gesuch vom 17. April 1944 erteilte «Bern» am 5. Oktober 1945 grünes Licht. Gewürdigt wurde bei dieser Gelegenheit das Bedürfnis, reisten doch jedes Wochenende rund 6000 Wintersportler ins Obertoggenburg. Weiterer Faktor war die Arbeitsbeschaffung für Hunderte von Männern, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühling 1945 ins Zivilleben zurückkehrten.
Die gesamte Baulänge der Bahn-Fortsetzung ab Nesslau hätte 15,1 Kilometer betragen, wobei 1000 Meter in vier Tunnels verlaufen wären. Oberhalb von Unterwasser war eine Steigung von 50 Promille vorgesehen. Mit der neuen Bahn wären Stein, Alt St. Johann, Unterwasser und Wildhaus zu Bahnhöfen gekommen. Nach dem Ja der Stimmbürgerschaft Ende Februar 1946 schien die Sache auf gutem Wege. Dann aber kam es statt der erwarteten Arbeitslosigkeit zu einem raschen wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Juli 1949 kam das Ende
Die anhaltend gute Konjunkturlage sowie markante Verbesserungen im Postautodienst auf der Linie Nesslau – Wildhaus – Buchs liessen dann auf den Bau der neuen Bahn verzichten, obwohl das Projekt 1947 praktisch ausführungsreif war. Ein weiteres Gesuch für eine Verlängerung der Konzession lehnte der Bundesrat am 6. Juli 1949 ab, womit der Bahnbau von Nesslau bis Wildhaus begraben war.
Quelle: «Die Bodensee-Toggenburg-Bahn» von Gerhard Oswald, Appenzeller Verlag.