Auftakt ins Jubiläumsjahr: Das Herz Jesu ins Zentrum der Kirche gestellt | W&O

30.01.2023

Auftakt ins Jubiläumsjahr: Das Herz Jesu ins Zentrum der Kirche gestellt

Auftaktveranstaltung zum Jubiläum «125 Jahre Herz-Jesu-Pfarrei Buchs-Grabs» mit Vortrag und Festschrift.

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
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Musikalisch eröffnete und umrahmte der Chor Con­Tigo unter der Leitung von Uli Zeitler mit besinnlichen, aber auch beschwingten Liedern den Anlass vom Mittwochabend. Der Pfarreibeauftragte Ottmar Hetzel durfte nebst zahlreichen Pfarreiangehörigen viele Gäste zur Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahres in der Herz-Jesu(HJ)-Kirche begrüssen. Es waren dies Vertreter aus Politik, des Bistums, von benachbarten Pfarreien, anderen Konfessionen und Religionen sowie von verschiedenen, der Kirche nahestehenden Institutionen. Das Pfarreijubiläum biete mit seinen Anlässen die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen oder bisherige zu halten.
 Mit Herzen und Freude: Der Chor «ConTigo».
Mit Herzen und Freude: Der Chor «ConTigo».
Bild: Hanspeter Thurnherr
Kirchenaustritte seien ak­tuell ein Thema. Aber in Buchs und Grabs kämen auch neue Katholiken dazu. So habe man die Zahl von 3500 gehalten. Die interessanteste Zahl sei aber der hohe Ausländeranteil in Buchs. «Wir spüren diese Vielfalt bei uns, unter anderem konkret mit der italienischen und kroatischen Mission.»

Lange, von Abwechslung geprägte Geschichte

Im ersten Teil des Abends zeichnete Carsten Wolfers, Diakon in Sevelen, die Geschichte der Entwicklung der Herz-Jesu-Frömmigkeit (HJF) durch die Jahrhunderte nach. HJF habe verschiedene Bezüge zur Bibel:
Es geht um die Aussage, dass Gott die Liebe ist und um Jesu Tod am Kreuz aus Liebe.
Die Kreuzestheologie des Mittelalters stellte dann den leidenden Jesus ins Zentrum. Wichtige Impulse für die Herz-Jesu-Verehrung kamen von den deutschen Mystikern des Hoch- und Spätmittelalters.
 Carsten Wolfers.
Carsten Wolfers.
Bild: Hanspeter Thurnherr
Im 17. Jahrhundert entdeckte ein Arzt das Herz als zentrales Organ des Blutkreislaufes. Das Herz war im Mittelpunkt des Interesses. In der HJF rückt der Sühnegedanke in den Vordergrund. Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, wird die HJF antirational und emotionaler, aber auch national. So stand beispielsweise der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Ho­fer der HJ-Verehrung sehr nahe. «Im 19. Jahrhundert wird die HJF zur katholischen Frömmigkeit schlechthin. Die Kirche nimmt gegen die zunehmende Säkularisierung und Liberalisierung eine antimoderne Haltung ein», sagte Carsten Wolfers. Es kommt zu einer «Feminisierung der Frömmigkeit»: Jesus wird von der Kunst mit reiner Haut, zarten Händen, langem und wallendem Haar dargestellt. Das 20. Jahrhundert beginnt mit dem Ringen um die rechte Verehrung des Herzens Jesu. Wolfers nennt ein ganzes Bündel von Gründen, warum die HJ-Verehrung – vorwiegend im mitteleuropäischen Raum – ihre Blütezeit überschritt: Zu süss, zu konfessionell angesichts der aufkommenden liturgischen und ökumenischen Bewegung, zu leidverherrlichend, zu ideenhaft, zu klerikal.
 Grosses Publikumsinteresse zum Auftakt ins Jubiläumsjahr.
Grosses Publikumsinteresse zum Auftakt ins Jubiläumsjahr.
Bild: Hanspeter Thurnherr
«Zusammenfassend gab es in der Geschichte der HJF eine grosse Bandbreite an religiösen Praktiken und eine erstaunli­che Vielfalt und Flexibilität. Doch fast alle Praktiken sind eigentlich Gebete», sagt Carsten Wolfers. Die HJF habe sich vielfach in einer Frömmigkeitskunst niedergeschlagen: von Andachtsbildern bis zur Aus­stattung ganzer Kirchen. Künstler Det Blumberg (dessen Ausstellung «Beziehungskiste» am 1. Februar in der HJ-Kirche er­öffnet wird) habe den Versuch unternommen, mal eine moderne HJ-Figur zu schaffen.

«Herzlich heisst nicht einfach nett»

Pfarrer Erich Guntli hat in der Festschrift zum Jubiläum die Geschichte der HJ-Pfarrei beschrieben. Er erklärte:
Immer wieder werde ich gefragt, wo ist in dieser Kirche das Herz Jesu zu finden? Dann sage ich: ‹Draussen›.
Der Kreuzweg im Aufgang zur Kirche zeige nebst den Folterwerkzeugen auch einen Jesus mit einem Riss durch den Brustkorb. Zum Motto des Jubiläumsjahres – «herzlich verbunden» – sagte er: «Herzlich heisst nicht einfach nett. Gerade die Briefe des Paulus zeigen, dass es schon bei den ersten Christen Auseinandersetzungen gab.»
 Erich Guntli.
Erich Guntli.
Bild: Hanspeter Thurnherr
Herzlichkeit könne auch wehtun. Es schmerze, wenn wir nicht die perfekte Gesellschaft sein können. Dann überreichten Vertreter des Seelsorgeteams den geladenen Gästen die Festschrift. Anschliessend lud «ConTigo» die Besucherinnen und Besucher zum Mitsingen beim Lied «Ensemble nous pouvons faire un monde nouveau» ein, bevor die Besucherinnen und Besucher einen Apéro riche genossen.