Autoliebhaber lassen von sich hören - ein einseitiges sommerliches Vergnügen | W&O

14.07.2022

Autoliebhaber lassen von sich hören - ein einseitiges sommerliches Vergnügen

In Buchs treffen sich in den Sommermonaten die Autoposer. Es heulen die Motoren auf, es knallt aus den Auspuffrohren heraus. Der Krach verärgert jene, die den Tag oder den häuslichen Frieden geniessen wollen.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Sommer, Sonne und zuweilen südländische Temperaturen am Abend: Endlich ist die Jahreszeit da, in welcher man sich vermehrt draussen aufhält. Ob zu Hause im Garten und auf der Terrasse, im Lieblingsrestaurant oder einfach zu Fuss und auf Rädern unterwegs sein. Für viele ist es auch ein Genuss, mit dem Auto den Sommer zu geniessen. Doch genau diese Art des Vergnügens missfällt vielen. Vor allem dann, wenn mit Gas geben oder speziellen Auspuffanlagen Dezibelzahlen erreicht werden, die einem aufschrecken lassen. Die Lager sind hier natürlich gespalten: Was für die einen ein geiler Sound ist, ist für andere nichts anderes als reine Lärmbelästigung.

Die Poser kommen von auswärts nach Buchs

Anwohner rund um den Werdenbergersee leiden derzeit stark. «Die letzten vier Wochen waren extrem», wird dem W&O von einer Anwohnerin zugetragen. Es ist die Jahreszeit der Raser und Poser. Ein Anwohner schildert:
Der Marktplatz ist der Treffpunkt. Von da aus fahren sie los und kehren später wieder zurück.
Dies geht ziemlich geräuschvoll über die Bühne, wie beschrieben wird. Bei der Ampel lässt man den Motor aufheulen, im Anschluss wird aufs Gaspedal gedrückt bis Tempi von 80 bis 100 km/h – innerorts notabene – erreicht werden. Der Anwohner ist überzeugt von seiner Einschätzung der Geschwindigkeit. Als Berufschauffeur verbrachte er sein Leben auf der Strasse.
 Mit absichtlich verursachten Fehlzündungen kommt mehr Lärm aus den Auspuffrohren heraus, als Anwohnerinnen und Anwohnern lieb ist.
Mit absichtlich verursachten Fehlzündungen kommt mehr Lärm aus den Auspuffrohren heraus, als Anwohnerinnen und Anwohnern lieb ist.
Bild: Sandra Ardizzone
Doch damit nicht genug: Mit Sportauspuffen oder eingebauten Auspuffklappensystemen wird beim Schaltvorgang ein Knallen erzeugt, das den Klang einer Fehlzündung aufweist. Die Anwohnerin hält fest:
Besonders in der Nacht ist dies sehr lästig.
Als Hauptzeit wird der Samstag, aber auch Mittwoch- und Freitagabend genannt. Was erstaunt: Die St. Galler-Autonummern sind klar in der Minderzahl. Am häufigsten zählten die Anwohner Liechtensteiner Nummern aber auch jene aus den Kantonen Zürich und Zug.

Zahlreiche Automobilisten aus dem Verkehr gezogen

Die ständige Lärmbelästigung ist auch der Stadt Buchs ein Dorn im Auge. Sie teilt gegenüber dem W&O mit:
Die Stadt Buchs wird weiterhin unnötiges Erzeugen von Lärm oder Driften nicht tolerieren und jedes Vergehen abklären oder nachgehen und wenn möglich ahnden oder zur Anzeigen bringen.
Dies gilt auch für Geschwindigkeitsübertretungen. Die Behörden arbeiten diesbezüglich eng mit der Kantonspolizei St. Gallen zusammen. Und auch mit den Bewohnerinnen und Bewohner steht man aktiv im Kontakt. Lärm der Stadt oder Kantonspolizei melden An wen dürfen sich Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Buchs wenden, wenn auffallend viel und regelmässig Lärm durch Poser verursacht wird? An erster Stelle steht natürlich die Kantonspolizei. Da die Stadtverwaltung in dieser Angelegenheit mit der Polizei zusammenarbeitet, darf man sich an folgende Adresse wenden: Stadtverwaltung Buchs, Mirco Keller, Leiter Öffentliche Sicherheit, St. Gallerstrasse 2, 9471 Buchs oder auch an Stadtrat Markus Hofmänner, Ressortverantwortlicher Sicherheit und Verkehr. Anwohner beklagen aber, dass nichts nichts passiere. Besonders von der Polizei fühlt man sich im Stich gelassen. Hier entgegnet Hanspeter Krüsi, Leiter Kommunikation der Kantonspolizei St. Gallen:
Der Standort Buchs ist bekannt. In der Vergangenheit haben wir immer wieder Kontrollen durchgeführt und bereits zahlreiche Automobilisten aus dem Verkehr gezogen.
Ergänzend dazu hält die Stadt Buchs fest, dass die letzte Aktion in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei am 28. Mai stattgefunden habe. Es ist davon auszugehen, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen ist.

Fix installierte Anlagen lösen das Problem nicht

Die durchgeführten Kontrollen sind ein kalter Tropfen auf einem heissen Stein – dies ist sich Krüsi bewusst. «Wir nehmen die Angelegenheit ernst und tun, was wir können», versichert der Kommunikationsleiter der Kantonspolizei. Auch die Stadt Buchs bleibt, wie es so schön heisst, am Ball:
Wir haben mit einigen Massnahmen kleine Fortschritte erzielt. Doch wir geben uns mit dem Resultat nicht zufrieden und werden weitere Massnahmen in die Wege leiten und beantragen.
Ein Anwohner vom Werdenbergersee hat eine Idee, wie man die Situation verbessern könnte: Eine fixe Anlage, welche nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch den Lärm misst. Wer zu schnell fährt oder lärmt, wird gebüsst. «Das ist leider nicht das Wundermittel», sagt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei.
 Fix installierte Blitzer, die Geschwindigkeit und/oder Lärmbelastung messen, lösen das Problem nicht.
Fix installierte Blitzer, die Geschwindigkeit und/oder Lärmbelastung messen, lösen das Problem nicht.
Bild: PD
Denn die Erfahrungswerte von fix stationierten Radaranlagen haben gezeigt, dass man sich bloss an dieser einen Stelle zusammenreisst. «Auf der Autobahn ist zu beobachten, dass bei bekannten Anlagen das Tempo angepasst wird. Aber hinterher wird dann wieder aufs Gaspedal gedrückt», so Krüsi.

Lärmbelästigung im gesamten Kanton

Der spezielle Blitzer würde also den Anwohnerinnen und Anwohnern rund um den Werdenbergersee etwas bringen. Doch die Lärmbelästigung ist damit nicht behoben. Sie verlagert sich bloss an eine andere Stelle. So bleibt der Kantonspolizei nichts anderes übrig, als weiterhin Kontrollen dort durchzuführen, wo die Belastung besonders gross ist oder wo sich, wie auf dem Marktplatz, eine Art Treffpunkt der Poser etabliert hat. Dass man nun Samstag für Samstag oder jeden Freitagabend vor Ort anwesend sein kann, ist aber nicht realistisch. «Es ist eben nicht nur Buchs», teilt Krüsi mit. In allen Teilen des Kantons, so Krüsi, habe man dieses Problem.
Wir müssen überall prüfen, aber können nicht überall sein.