Vom 14. bis 29. August findet der fünfte Swissultra rund um das Freibad in Buchs statt. Zum kleinen Jubiläum wird den Triathletinnen und Triathleten etwas Spezielles geboten: Die Disziplin Deca Continuous wird als Weltmeisterschaftsrennen durchgeführt. Der Startschuss am Sonntag, 14. August, fällt um 18 Uhr.
Im Continuous-Modus können die Teilnehmenden selber einteilen, wann sie Sport treiben wollen. Tag oder Nacht – das spielt keine Rolle. Nur die Distanz und die Reihenfolge sind gegeben: Erst 38 Kilometer Schwimmen, gefolgt von 1800 Kilometer Radfahren und zum Schluss ein zehnfacher Marathon (422 Kilometer).
Dies im Gegensatz zum ebenfalls stattfindenden Deca one per day (19. bis 29. August) und Quintuple one per day (24. bis 29. August) an welchen zehn, respektive fünf Tage in Folge jeweils ein kompletter Ironman (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,2 Kilometer Laufen) pro Tag bestritten wird.
Die letzte zehnfache Ironman-WM fand im Jahr 2006 statt. Somit gibt es keinen Titelverteidiger in Buchs. Doch zwei Weltmeister: Richard Jung aus Deutschland gewann 2013 den zweifachen Ironman sowie 2014 und 2017 den dreifachen, der Pole Robert Karas 2018 den dreifachen und 2019 den zweifachen Ironman.
Im Werdenberger Fokus stehen allerdings zwei andere Teilnehmenden. Am Quintuple one per day starten die in Grabs aufgewachsene Hildi Helbling und der in Buchs aufgewachsene Robert Vuketic. Für Helbling ist es der erste Triathlon-Wettkampf überhaupt, Vuketic bestritt den Swissultra bereits schon 2019, musste aber nach dem dritten Tag wegen einer Verletzung aufgeben.
Doch rasch hatte sie diesen Schwimmstil im Griff und war fortan in den drei Triathlon-Disziplinen unterwegs. Doch es vergingen Jahre, bis sie sich endlich entschloss, den ersten Wettkampf zu absolvieren. Und dieser hat es in sich: Es ist der fünffache Ironman am Swissultra in Buchs vom 24. bis 29. August.
Ein Problem im offenen Wasser zu schwimmen
Von null auf fünf Ironmans in fünf Tagen. Ein grosser Schritt, der für Erklärungsbedarf sorgt. Hildi Helbling sagt dazu, dass ein langsames Herantasten nicht in Frage gekommen ist:
Doch sie braucht nicht die weite Welt, um effizient zu trainieren. Einen Marathon auf dem Laufband, einen Halbmarathon im Wohnquartier oder auch einen Velo-Marathon via Zwift (Indoor-Radsport-App) über zwölf Stunden zu bestreiten ist für Helbling kein Problem.
Wie Helbling festhält, kann sie es allerdings kaum erwarten, die Trainingseinheiten hinter sich zu lassen.
Zu Ende hätte damit auch die Swissultra-Laufbahn des heute 48-Jährigen sein sollen. Wie er dem W&O gegenüber vor drei Jahren mitteilte, wolle er zu 99 Prozent nie mehr starten. Mit «sag niemals nie» liess sich aber Vuketic ein Hintertürchen offen, durch welches er nun topmotiviert schreitet.
Dem Triathlon die Treue gehalten
Trotz seiner Aufgabe 2019 hegt er keinen Groll gegenüber dem Anlass. Im Gegenteil: Vuketic hebt das Positive hervor. Denn er hat schliesslich drei Ironmans in Folge erfolgreich absolviert. Somit gibt es auch keine Rachegelüste, der in Baar wohnhafte Vuketic will auch keine Revanche nehmen:
Ein spezielles Trainingsprogramm hat er indes nicht ausgeknobelt. «Ich habe auf die Halb-Ironmans trainiert. Jetzt geht es auf die etwas längeren Distanzen.»
Zwei bis drei Sportarten absolviert Vuketic in einer Einheit. Kürzlich machte er gar einen Trainings-Triathlon mit 2 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen.
Gefühl und Zahlen sind zwei Paar Schuhe
Am 24. August erfolgt für Robert Vuketic der Start.
Bedeutender ist, dass er aus der Teilnahme 2019 gelernt hat. So wird Robert Vuketic heuer keine Kompressionssocken anziehen. Mit einem Lachen fügt er rasch hinzu:
Hildi Helbling: «Ich kann gut mit Monotonie umgehen»
Die Physio nach ihrer Rücken-Operation 2011 hat das Sportlerleben von Hildi Helbling verändert. Die bis zum 18. Altersjahr in Grabs wohnhafte und dort besser als Hildegard Gantenbein bekannte Sportlerin hatte es sich in den Kopf gesetzt, Marathonläufe zu bestreiten. Was sie dann auch tat. Doch die heute 53-Jährige erinnert sich an den damaligen Rat des Physiotherapeuten, dass ihrem Rücken Schwimmen gut täte und er schlug die Sportart Triathlon vor. «Brustschwimmen habe ich zwar in der Schulzeit gelernt. Für Crawl musste ich allerdings Schwimmstunden nehmen», blickt Helbling zurück.Die kürzeren Distanzen haben mir nicht zugesagt. Da muss man schnell sein.Die längeren Distanzen sind besser auf ihre Fähigkeiten zugeschnitten. «Ich kann nicht schneller, dafür länger – das hat mich gereizt.» Somit war klar, dass es nur die Ironman-Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Rad, 42,2 km Laufen) sein kann, in welcher sich Helbling sportlich wohl fühlen wird. Doch es gibt ein Problem: «Ich kann nicht im offenen Wasser schwimmen. Das ist eine Kopfsache», hält sie fest. Ironmans beginnen jedoch in der Regel mit Schwimmstrecken in einem See oder im Meer. Pools werden nur selten genutzt. Als Alternative blieb folglich nur ein Anlass übrig: Der Swissultra in Buchs! Zu Fuss und mit dem Velo um den Zürichsee Die heute in Schänis wohnhafte Ausdauer-Sportlerin nimmt die Herausforderung an. Helbling bereitet sich akribisch auf den Event vor. Im Internet hat sie einen Trainingsplan für einen Langdistanz-Triathlon gefunden. Dieser sei kompatibel für einen fünffachen Ironman. Die 53-Jährige hält fest: «Mehr als für einen Ironman trainieren kann man nicht.» Sie tut es trotzdem.
Ich bin ein spontaner Mensch und treibe Sport nach Lust und Laune.So absolviert Helbling zusätzliche Trainingseinheiten: Zum Beispiel lief sie einmal um den ganzen Zürichsee oder hat mit dem Rennvelo die gleiche Strecke gleich doppelt gemeistert.
Ich kann gut mit Monotonie umgehen. Das habe ich vor allem in der Coronazeit gemerkt.Und trotzdem herrscht im Hinblick auf den Swissultra etwas Unsicherheit, wie sie zugibt: «Ich stelle mir die Frage, ob ich wirklich genug trainiert habe.» Taktik: «Vernünftig langsam bleiben» Als gebürtige Werdenbergerin haftet ihr natürlich der Heimvorteil an. Davon will sie nichts wissen. «Ich bin ja mit 18 Jahren weg.» Dass ihr die Rundstrecke aber liegt – die Monotonie lässt grüssen – kann Hildi Helbling nicht abstreiten. Doch allein auf dieses Talent und die Fähigkeit ausdauernd zu sein kann sich die Grabserin nicht verlassen, um beim fünffachen Ironman durchzuhalten. «Ich muss das Rennen gut einteilen und vernünftig langsam bleiben», umschreibt sie ihre Taktik. Sie hat eine gewisse Vorstellung, in welchem Tempo sie schwimmen, radfahren und laufen müsse. Zudem werde sie darauf achten, genug Schlaf zu haben.
Ich freue mich auf den ersten Tag – wenn es los geht und es nur noch um den Sport geht.Auf ihr Ziel angesprochen meint die 53-Jährige, dass sie den zweiten Wettkampftag unbedingt beenden wolle. Da eine Kollegin aber erst am Schlusstag nach Buchs kommen kann, will sie natürlich alles daran setzen, den gesamten Quintuple zu bestreiten. Dankbar ist sie bereits vor dem Start: Gegenüber dem OK, dass man ihr die Möglichkeit gibt, Teil des Events zu sein, aber auch ihrem Ehemann Daniel, der für ihr sportliches Projekt Swissultra von Anfang an die volle Unterstützung zugesagt hat.
Robert Vuketic: «Es reizt mich einfach, wieder zu starten»
«Eigentlich hat es mir super gefallen», erinnert sich der in Buchs aufgewachsene Ultratriathlet Robert Vuketic an die Swissultra-Austragung des Jahres 2019. «Leider bin ich nicht ganz bis ins Ziel gekommen.» Im Quintuple one per day (fünffacher Ironman) war auf Grund einer Wadenverletzung nach dem dritten Tag Schluss.Es reizt mich einfach, wieder zu starten.Ausschlaggebend war die besonders gute Stimmung, die während des Wettkampfs geherrscht hat. Aber auch der Umstand, dass er in Buchs aufgewachsen ist. So wohnt seine Mutter noch hier und viele Leute kennen natürlich Robert Vuketic. Doch einfach so, aus einer Laune heraus, nimmt der Lokalmatador nicht am Swissultra teil. Er ist in den letzten Jahren der Sportart treu geblieben, absolvierte vornehmlich halbe Ironmans. «Eigentlich die ideale Distanz», sagt Vuketic. «Man kann etwas Gas geben und muss nicht gleich Angst haben, es nicht ins Ziel zu schaffen.» Doch der Schritt zu einem ganzen Ironman und das fünf Tage in Folge ist gross. Der 48-Jährige beschreibt seine Gedanken wie folgt:
Da habe ich mich auch schon gefragt: Wie schaffe ich das bloss?Besonders wenn es in Trainings nach einem Wettkampf nicht nach Wunsch läuft. Doch er hat diesbezüglich einen Trumpf im Ärmel: «Ehrgeiz und Motivation sind im Wettkampf grösser als in einem Training.» Robert Vuketic versteht es also, wenn es ernst gilt, den Schalter umzulegen.
Ich freue mich extrem darauf, dass es endlich los geht. Wir alle haben lange genug gewartet.Doch wie sieht es um seine Form aus? «Die Frage, ob ich fitter bin als 2019 habe ich mir oft gestellt», sagt Vuketic. Der Baarer zeichnet alle Daten auf und hält fest, dass er in allen Disziplinen weniger Kilometer aufweist als vor seiner ersten Swissultra-Teilnahme. Doch oft sind Zahlen nur Schall und Rauch: «Vom Gefühl her fühle ich mit fitter als vor drei Jahren.»
Und in der Wechselzone nicht mehr so herumtrödeln.Betreffend Ernährung will er ebenfalls eine Änderung vornehmen. «Am Tag muss ich viel mehr zu mir nehmen.» Dies beinhaltet auch das Frühstück, welches er nicht gewöhnt ist. «Ich habe dann keinen Hunger und keine Lust zu essen.» Vuketic wird versuchen, sich zu einem früheren Zeitpunkt zu ernähren. Für das Rennen selbst gibt es eine einfache Taktik: «Ich habe meine Vorgaben, wie schnell ich ungefähr schwimmen, fahren und laufen will. Fest steht, dass es einiges langsamer als beim Halb-Ironman ist.» Sein Anspruch ist klar:
Nach fünf Tagen ins Ziel kommen.