Infolge starker Niederschläge sind am 15. und 16. Juli 1922 die Bergbäche und andere Gewässer an vielen Orten über die Ufer getreten und haben grossen Schaden angerichtet. In jenen Tagen schneite es zwar noch bis auf 1500 Meter hinunter. Somit gingen auch die Wasser etwas zurück. Das Hochwasser aber war da: Der Rhein stieg in kurzer Zeit um ganze drei Meter. Der Werdenberger Binnenkanal vermochte das Rheindruckwasser zum Beispiel in Lienz nicht mehr zu fassen, die Feuerwehren wurden aufgeboten.
Der 15. Juli habe auch mit aller nur wünschbaren Deutlichkeit gezeigt, dass die Giessenkorrektion alleine nicht genüge, sondern dass gleichzeitig auch die Korrektion des Buchserbaches durchgeführt werden müsse.
Logner- und Studnerbach traten über die Ufer
Die Lokalzeitung «Werdenberger Nachrichten» veröffentlichte am 18. Juli 1922 einen Bericht. Dort steht unter anderem: «Besonders bös hausten die Bergbäche im Bezirk Werdenberg. In Grabs sind sowohl der Logner- wie der Studnerbach – die beide erst dieses Frühjahr korrigiert wurden – über die Ufer getreten. Beim ersteren ist die Korrektion allerdings nur im unteren Teil durchgeführt worden und hat der Bach sein Bett kurz oberhalb der Korrektion verlassen und wälzte sich über die Wiesen talwärts. Der Studnerbach brachte gewaltige Mengen Geschiebe, das sich im Kiessammler meterhoch auftürmte. Dadurch wurde der Bach gestaut, und er suchte sich oberhalb des Kiesfangs einen Ausweg, indem er durch die Studnergasse, zwischen den Häusern hindurch, sich ein neues Bett anlegte. Am Studnerberg haben die Wasser auch der Strasse übel mitgespielt, da die Sickerlöcher die grossen Mengen nicht zu fassen vermochten, so dass sich dieselben über die Strasse und Wiesen ergossen. Ein grosser Teil des Terrains wurde unterspült und ein zirka 5000 Quadratmeter umfassendes Stück Boden losgelöst, auf welchem ein Stall stand, der zum grössten Teil zerstört wurde. Die Gefahr, welche die reissenden Bergbäche brachten, war so gross, dass in Grabs am Sonntag um halb 2 Uhr die Sturmglocken alle Bürger zur Hilfeleistung riefen.»Auch in Buchs bange Stunden
Infolge Rutschungen im Buchser Hochwald und im Tobel führte der Bucherbach gewaltige Mengen Schutt. Der kürzlich ausgeschöpfte Kiesfang füllte sich wieder rasch. Die reissenden Fluten durchbrachen den Damm beidseitig. Mit übermenschlicher Anstrengung versuchten die Feuerwehrleute, die zeitweise bis an die Hüften im Wasser arbeiten mussten, die umspülten Häuser zu schützen. Das Druckwasser von Rhein und Giessen drang fast in alle Keller an der Bahnhof- und Grünaustrasse. «Ganz besonders aber auch in die Küche der Bahnhofrestauration, in welcher noch im Laufe des Sonntagvormittags mit Kübeln ausgeschöpft wurde», berichtet die Zeitung weiter. Auch der Grund des Übels wurde genannt: die noch nicht vollständig durchgeführte Korrektion der Saar.Bauliche Verbesserungen gefordert
Auf Veranlassung des Buchser Gemeinderates nahm nach dem Hochwasser Landammann Otto Weber einen Augenschein in den überschwemmten Gebieten. Dabei habe er den anwesenden Behörden versichert, dass er sein Möglichstes in die Wege leite, damit dem Begehren Rechnung getragen werde. Nämlich bauliche Verbesserungen zur Entschärfung künftiger ähnlicher Situationen.Hochwasserschaden in Sennwald und Österreich
Das Unwetter der beiden Julitage hat auch im Vorarlberg grossen Schaden angerichtet. So standen Feldkirch und Meiningen im Wasser, und grössere Schäden gab es in Rankweil, Bludenz und im Montafon. Die Arlbergstrasse wurde an mehreren Stellen und für längere Zeit verschüttet. Der Hochwasserschaden in der Gemeinde Sennwald übertraf alle Befürchtungen. Eine Zeitungsnotiz vom 29. Juli offenbarte immer noch den eher tristen Anblick:Die ganze Gegend von der Eisenbahn bis zum Rhein, die zum Teil bis zu zwei Meter tief unter Wasser gesetzt war, bietet heute noch einen wirklich traurigen Anblick. Die Kartoffeläcker sind mit Schmutz und Streue überschwemmt und wird die Ernte fast völlig vernichtet sein, auch der Mais stellt eine geringe und schlechte Ernte in Aussicht. Alles noch stehende Futter ist für Futterzwecke nicht mehr verwendbar, kann höchstens noch als schlechte Streue Verwendung finden.