Nach der Visitation durch Generalvikar Guido Scherrer folgt jeweils der Pastoralbesuch des Bischofs. Im vertraulichen Gespräch mit dem Pastoralteam wurden wichtige Fragen für die Kirche diskutiert. Spürbar war die Erschütterung durch die Vorstudie «Missbrauch», in Auftrag gegeben von der katholischen Kirche in der Schweiz, darum habe der Bischof seinen Mitarbeitenden gegenüber intensiv dazu Stellung genommen.
Letzter bekannter Fall ist über 20 Jahre her
Die meisten in der Studie beschriebenen Fälle sind lange her, für die Betroffenen bleibt oft ein lebenslanges Leiden. Die Missbrauchsverbrechen belasten auch das kirchliche Leben vor Ort. Dass die Kirche dazugelernt hat, sei schwer zu vermitteln, heisst es in der Mitteilung. Doch mittlerweile greifen die strikten Vorgaben betreffend Strafverfolgung sowie Präventionskonzepte.
Der letzte bekannte, damals aktuelle und direkt strafrechtlich verfolgte Fall im Bistum St. Gallen ist über 20 Jahre her. Dieser Täter, ein Priester aus dem Bistum, war sechs Jahre im Gefängnis. Weitere Missbrauchsverbrechen seien unterdessen angezeigt worden. Sie lägen jedoch länger zurück. Es wäre allerdings trotz strikter Anstellungsvorgaben und Prävention naiv zu glauben, dass keine Missbrauchsverbrechen mehr geschehen können und das gilt nicht allein im kirchlichen Kontext.
Nur was gemeldet wird, kann aufgearbeitet werden
Bischof Markus Büchel möchte Betroffene ermutigen, sich beim Fachgremium des Bistums oder auch bei einer Opferhilfestelle zu melden. Nur was gemeldet wird, kann aufgearbeitet und verfolgt werden, auch wenn es Jahrzehnte her ist. Für Betroffene ist es meist sehr wichtig, über erlittenen Missbrauch zu sprechen und die nötige Hilfe zu erhalten.
Im anschliessenden Gottesdienst waren auch viele Mitglieder von Pfarrei- und Kirchenverwaltungsräten anwesend. Der Bischof nahm die Gelegenheit wahr, allen Danke zu sagen für ihren Einsatz in der Seelsorgeeinheit Werdenberg, dem Pastoralteam, allen Mitarbeitenden, den Räten, den Mitfeiernden. «Kirche heisst, in Gemeinschaft unterwegs zu sein», betonte Büchel. Beim Apéro nutzten die Gläubigen die Gelegenheit, mit dem Bischof ins Gespräch zu kommen.