Äneas Humm ist spätestens seit seiner Auszeichnung 2022 als «Nachwuchskünstler des Jahres» des renommierten Opus-Klassik-Preises umjubelter Gast wichtiger Europäischer Klassik-Festivals. In diesem Jahr sang er unter anderem bereits beim Davos Festival, an dem Musikfest Bremen, den Brandenburgischen Sommerkonzerten und dem Luzern Festival. Seit der Spielzeit 2022/23 gehört er zum Ensemble des Theaters St. Gallen.
Die Pianistin Judith Polgar studierte in Zürich und Karlsruhe und ist ebenfalls eine gefragte Liedbegleiterin auf internationalen Festivals. Sie ist seit 2014 Dozentin an der Kalaidos Musikhochschule Zürich.
Den Anfang machte komplexe Harmonik
Das Duo eröffnete den Abend mit vier Liedern einer Komponistin, nämlich von Clara Schumann. Zwar hat gerade Clara Schumann längst ihren Platz im Standard-Repertoire der Klassikszene gefunden, dennoch gibt es immer noch zu viele Programme ganz ohne weibliche Komponisten-Beteiligung, was nicht durch einen Mangel hörenswerter Werke aus weiblicher Feder begründet werden kann. Die beiden Künstlerinnen und Künstler drangen in ihrer Interpretation tief in die typisch komplexe Harmonik Clara Schumanns ein und lassen das Publikum in die weiblichen Klangwelten versinken. Ein wunderschöner Beginn.
Danach folgten drei Lieder von Clara Schumanns Ehemann, Robert Schumann. Besonders positiv hervorzuheben sind hier die bewegenden Kontraste zwischen einzelnen Liedern, beispielsweise zwischen der aufbrausenden «Lust der Sturmnacht», Op. 35, Nr. 1, und den entrückenden «Stillen Tränen», Op. 35, Nr. 10, welche das Duo meisterlich auszudrücken vermochte.
Liszt schnitzte Liedtext gar in eine Hauswand
Einer der (vielen) Höhepunkte des Abends folgte im dritten Liederblock von Franz Liszt mit dem Lied «Über allen Gipfeln ist Ruh», dessen Text Franz Liszt der Moderation des Sängers zufolge verliebt in eine Hauswand schnitzte. Das Duo erschuf hier mit seiner grossen klanglichen Vielfalt in den Piano- und Pianissimo-Nuancen, welche sowohl die Pianistin an ihrem Instrument als auch Humm mit seiner enorm flexiblen Stimme zum Ausdruck brachten, eine tief berührende Atmosphäre, welche das Publikum atemlos und totenstill auch noch über das Ende des Liedes gebannt lauschen liess.
Im abschliessenden Liederzyklus, Op. 48, von Edvard Grieg, welcher den Sänger bereits seit Studienzeiten begleitet, spürt man, wie tief Humm diesen Zyklus bereits trotz seiner jungen Jahre verinnerlicht hat. Das Duo musizierte perfekt harmonierend und im besten Sinne kammermusikalisch musizierend, befreit und losgelöst. Die Zuhörerinnen und Zuhörer kamen ein letztes Mal in den Genuss der fantastischen Bandbreite und Ausdruckskraft von Humms Stimme, welche von einem Fortissimo, das auch mühelos die Zürcher Tonhalle füllen kann, bis hin zum feinsten und fesselnden, aber trotzdem klar artikulierten Pianissimo reicht.
Den Abend mit Applaus und Bravo-Rufen quittiert
Welch Freude, dass es für dieses grossartige und weit gereiste Duo nicht unter seiner Würde ist, auch kleinere Veranstalter wie «KiSSS» (Konzert-Kunst-Kultur-Kirche in Sennwald-Salez-Sax) mit einem Auftritt zu unterstützen und dadurch vielleicht das Interesse für die Reihe bei weiterem Publikum zu wecken. Das dankbare Publikum quittierte den Abend mit langem Applaus und Bravo-Rufen, die das Duo mit zwei Zugaben belohnte.