«Chämi» geht Ende Monat in Pension: «Kaminfeger ist ein wunderbarer Beruf» | W&O

27.06.2022

«Chämi» geht Ende Monat in Pension: «Kaminfeger ist ein wunderbarer Beruf»

Nach 40 Jahren als Kaminfegermeister der Gemeinden Wartau und Sevelen gibt Hans-Jürg Senn sein Amt weiter.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Bereits im vergangenen Januar hat Hans-Jürg Senn, mindestens genau so gut bekannt als «Chämi», das Pensionsalter erreicht. Ende Juni nun übergibt er das Kaminfegerunternehmen an seinen Mitarbeiter Marco Bernhard aus Maienfeld, der bis 2023 noch in Ausbildung zum Kaminfegermeister mit eidgenössischem Diplom ist. Die Gemeinderäte von Sevelen und Wartau haben ihn als Nachfolger gewählt.
Ich freue mich darauf, nach der Pensionierung mehr Zeit für mich zu haben.
Das sagt Hans-Jürg Senn im Gespräch mit dem W&O. Mit seinem Wohnmobil will er der Sonne nach ans Meer reisen. «Ich liebe das Meer.» Aber auch dem Pferdesport will er sich weiterhin widmen. Während Hans-Jürg Senn diesen früher selber sehr aktiv betrieb und unter anderem 1989 Schweizermeister der Vierspänner-Gespannfahrer wurde und fast 20 Jahre lang Präsident des Reitvereins Werdenberg war, trainiert er heute österreichische Gespannfahrer und begleitet sie zu internationalen Turnieren.

Eigentlich wollte er Mechaniker werden

Hans-Jürg Senn, der seit rund 20 Jahren in Sennwald lebt, ist mit drei Geschwistern in Weite aufgewachsen. Der Vater war bereits Kaminfeger.
 Schon sein Vater war als Kaminfeger tätig.
Schon sein Vater war als Kaminfeger tätig.
Bild: PD
«Ich wollte eigentlich Mechaniker werden und hatte bereits einen Lehrvertrag», erzählt Hans-Jürg Senn. Dann aber hat der Vater seinen Sohn umgestimmt und «Chämi» lernte im familieneigenen Betrieb Kaminfeger.
Bereut habe ich das nie. Kaminfeger ist ein wunderbarer Beruf.
1982 übernahm er vom Vater das Amt des offiziellen Kaminfegermeisters für Wartau und Sevelen.

Rund 4500 Anlagen in Gemeinden Sevelen und Wartau

Mittlerweile ist der 65-Jährige aber schon seit über zehn Jahren kaum mehr «in schwarz» unterwegs. Die Reinigung und Kontrolle der rund 4500 Anlagen in rund 2500 Liegenschaften in den Gemeinden Wartau uns Sevelen übernehmen vorwiegend seine drei Mitarbeiter und der Lernende. «Bei Spezialaufträgen wie der Ofenreinigung auf Alpen, in Ferienhäusern oder bei Industrieanlagen bin ich meistens noch dabei», so Senn. Sonst erledigt er insbesondere die aufwendige Administration, die Rechnungsführung und widmete sich dem Ofenladen, den er vor etwa 25 Jahren zusätzlich gründete. Der Laden ist auf Kaminbau, Kaminsanierungen und die Montage von Chemineeöfen spezialisiert – wird von Nachfolger Marco Bernhard aber nicht weitergeführt. Angefangene Arbeiten und offene Bestellungen erledigt Hans-Jürg Senn in den kommenden Monaten noch.

Stellenwert des Kaminfegers hat sich verändert

Da die regelmässige Reinigung von Holz-, Öl- und Gasheizungen Pflicht ist, hatte Senns Kaminfegerunternehmen in den vergangenen vier Jahrzehnten stehts «sichere Arbeit». Daran hat sich kaum etwas verändert. Grosse Veränderungen gab es hingegen bei den Reinigungsmethoden, insbesondere bei Öl- und Gasheizungen, wie Hans-Jürg Senn erzählt. «Diese Anlagen sind stets moderner geworden und sind heute hoch technisch.» Geblieben sind traditionelle Holzheizungen wie Kachelöfen oder Kochherde. «Vor allem in den Berggebieten gibt es immer noch sehr viele Holzfeuerungen», weiss Senn. Geändert hätten sich auch die Bestimmungen rund um den Brandschutz. Während früher generell 20 Zentimeter Abstand zu allem Brennbaren galt, könne man heute ohne genaue Materialliste und Prüfnachweise der Vereinigten Kantonalen Feuerversicherung keine Brandschutzabnahme mehr machen.
 Seit 1982 war Kaminfeger Hans-Jürg Senn für Wartau uns Sevelen zuständig.
Seit 1982 war Kaminfeger Hans-Jürg Senn für Wartau uns Sevelen zuständig.
Bild: PD
Auch der Stellenwert des Kaminfegers in der Gesellschaft habe sich verändert. Während viele Leute früher sehr froh waren, wenn der Kaminfeger zur Reinigung kam, damit Brände verhinderte und sprichwörtlich Glück brachte, sei er heute eher eine notwendige Begleiterscheinung. Die Terminvereinbarung sei auch deshalb manchmal sehr kompliziert.
In meiner Kundenkartei gibt es unzählige Bemerkungen, wer wann kann oder nicht kann. Früher wusste ich zudem bei vielen Häusern, wo der Schlüssel deponiert ist, sodass wir auch hinein durften, wenn niemand zu Hause war.
Das sei eine reine Vertrauenssache. Zu den schönen Momenten gehöre es deshalb, wenn der Kaminfeger auf offene Türen trifft und jemand sagt: «Schön, dass der Kaminfeger kommt!» «Das haben wir in unseren Gemeinden erfreulicherweise noch oft erlebt», so Hans-Jürg Senn.
Wir hatten stets ein sehr gutes Verhältnis zu unserer Kundschaft.

«Chämi» organisiert ein Abschlussfest

Mit der Übergabe des Geschäfts an seinen Nachfolger schliesst sich Ende Juni ein Kreis für Hans-Jürg Senn. Bis dahin will er seine Werkstatt aufräumen und am 1. Juli ein Abschlussfest für seine Kundschaft organisieren. «Für Speis und Trank ist gesorgt», so Senn.