Was läuft schief in der Sportart Synchronschwimmen? So die Frage vieler, nachdem sie die Sendung «10 vor 10» bei SRF am 27. Juni gesehen haben. Ein neuer Skandal im Spitzensport wurde scheinbar aufgedeckt, die Vorwürfe an den Verband sind vielfältig.
Der Schwimmclub SC Flös Buchs wird im Bericht zwar weder erwähnt noch an den Pranger gestellt. Doch das negative Image, das mit einem Mal am Synchronschwimmen haftet, beschäftigt den Verein.
Die Schwimmerin durfte zwar im Kader mittun, aber nur nebenbei als Ersatz. «Mittlerweile wird darauf geschaut, dass alle Kaderschwimmerinnen im Wettkampf dabei sind. Gefördert werden alle – denn alle haben ein hohes Niveau. Sonst wären sie nicht in der Nati.»
Von Vorteil in der Sportart Synchronschwimmen ist es aber, wenn man mit Leichtigkeit und mit möglichst wenig Gewicht sich im Wasser fortbewegen kann. So wäre es auch im Interesse des SC Flös Buchs, dass die Schwimmerinnen rank und schlank und vielleicht noch ein Spürchen schlanker wären. Zu diesem Thema umschreibt Thomé die Einstellung des Vereins wie folgt:
Aufarbeitung hat bereits stattgefunden
«Ich war schockiert», so umschreibt Rahel Thomé, Fachwartin Synchronschwimmen beim SC Flös Buchs, ihre erste Reaktion, als sie die besagte Sendung gesehen hat. Doch die ehemalige Nati-Kader-Schwimmerin war nicht über die Missstände bestürzt, wie sie festhält. Vielmehr war es der Mix aus negativer Berichterstattung über ihren Sport und Geschehnissen, die bereits in der Vergangenheit liegen, die ihr sauer aufstiessen. «Ich komme ja aus dieser Zeit, die haben auch mich geprägt», sagt Thomé. Doch ihrer Ansicht nach habe eine Aufarbeitung im Synchronschwimmen seit dem Jahr 2020, als die Protokolle von Magglingen öffentlich wurden (Missbräuche im Kunstturnen und in der Rhythmischen Gymnastik) bereits stattgefunden. Sie hält fest:Ich rede viel mit den Schwimmerinnen, die im Nationalkader sind. In diesem Jahr hatte niemand etwas zu bemängeln, niemand hat negative Aussagen zu Verbandstrainings gemacht.Rahel Thomé konnte an der diesjährigen Weltmeisterschaft sogar einen Fortschritt zu früheren Praktiken erkennen. So kam es im Nati-Kader früher vor, dass innerhalb des Schweizer Teams nicht jede die gleiche Chance erhielt. «Eigentlich wäre es ja die Aufgabe, im Kader alle Schwimmerinnen weiterzubringen. Doch wer einen Rückstand aufwies, war für die Trainerin unsichtbar», sagt Thomé.
Auch Flös-Trainerinnen können mal laut werden
Flös-Präsident Anton Wyss findet klare Worte für die auf SRF ausgestrahlte Sendung: «Mir tut es einfach leid, dass nun unser Sport auf mediales Interesse gestossen ist. Man könnte über jeden Sport dasselbe sagen.» Damit spricht Wyss die Punkte Missgunst, aber auch Beschimpfungen und Beleidigungen im Trainingsalltag an. Als Beispiel nennt er eine Mannschaftssportart, in der die Wortwahl eines Trainers in Trainings oft nicht zimperlich sei. Dass sich Trainerinnen, die vom Verband angestellt sind, mal im Ton vergriffen hätten, wollen weder Wyss noch Thomé abstreiten. Doch Drohungen und üble Beschimpfungen – dies lassen die beiden Flöser nicht durchgehen. Zumal dies von den Schwimmerinnen auch mitgeteilt worden wäre und der Verein entsprechend reagiert hätte. Der Flöser Präsident weist ausserdem darauf hin, dass gerade ausländische Trainerinnen das treffende Wort der Kritik, respektive positiver Anregung nicht immer fänden. «Dann kann eine Bemerkung rasch anders rüberkommen als gemeint.» Beim SC Flös Buchs, so sagt Rahel Thomé, Fachwartin und Trainerin zugleich, könne eine Trainerin durchaus mal laut werden. «Wenn man Kindern zehnmal dasselbe sagt und ein Kind eine halbe Sekunde nach der letzten Erklärung nochmals die gleiche Frage stellt, ist man kurz auf 180 und die Antwort nicht mehr so nett», weiss sie aus Erfahrung und ergänzt:Doch bei uns entschuldigt sich die Trainerin rasch, falls sie sich im Ton vergriffen hat. Für die Kinder ist das so in Ordnung.Thomé weiss nur von einem Fall beim Buchser Verein, als Eltern wegen einer verbalen Entgleisung der Trainerin das Gespräch suchten. Doch dieses, sagt die Fachwartin Synchronschwimmen, war sehr kurz. «Es war rasch alles geklärt.» Sie spricht von einem ausgezeichneten Verhältnis zwischen Synchronschwimmerinnen, Trainerinnen und Eltern beim SC Flös.
Dem Schlankheitswahn einen Riegel vorgeschoben
In der Sendung «10 vor 10» kamen aber noch weitere Themen zur Sprache: Chaos im Verband, schlanke Sportlerinnen werden zur zusätzlichen Gewichtsreduktion gedrängt, und unfaire Richterinnen und Richter. Dass Synchronschwimmerinnen wie zum Beispiel Ladina Lippuner jüngst ziemlich flexibel sein mussten betreffend Trainingseinheiten und es von aussen betrachtet chaotisch wirkte, hat seine Richtigkeit, wie Rahel Thomé festhält. «Aber man muss das Gesamtbild anschauen», nimmt sie den nationalen Verband in Schutz und sagt: «Immer wieder wurden Wettkämpfe verschoben. Das hat die Planung sehr schwierig gemacht.» Hier habe die Athletin zu sehr den Fokus auf sich selbst gesetzt. Denn auch dem Verband wäre es jüngst lieber gewesen, wenn Daten in Stein gemeisselt gewesen wären, statt zum x-ten Mal einen Plan B zu erstellen.Uns ist es egal, wer kommt. Ob jemand zehn Kilogramm mehr oder weniger hat – alle sind willkommen und alle sind Teil des Teams. Das A und O ist, dass man gerne ins Training kommt und Freude am Sport hat.Dass eine Flöser Trainerin jemals einer Schwimmerin zu viel Gewicht für eine Nati-Karriere attestiert habe, ist nicht bekannt und entspräche auch nicht der Mentalität des Vereins. Das Gegenteil ist der Fall: Thomé berichtet gar von zwei Mädchen, deren Schlankheitswahn der Verein einen Riegel vorschieben musste. Denn: Gesunder Sport in einem gesunden Umfeld, das ist dem SC Flös sehr wichtig.
Reklamationen kommen nur selten vor
Dass es in der Schweiz eine Art Vetternwirtschaft im Wettkampfgericht gäbe, will Anton Wyss nicht so stehen lassen. Der Flös-Präsident sagt:Das wäre nicht fair gegenüber jenen Richterinnen und Richter, die einen guten Job machen.Aus seiner Sicht müsse man wenn schon die fehlbare Person beim Namen nennen können und dieser wiederum die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen. Was auffällt: Nur selten wird nach einem Wettkampf in der Schweiz die Protestzeit genutzt, um zwischen Juryurteil und Rangverkündigung eine Abnormalität zu reklamieren. Ein Beleg dafür, dass das Thema doch kein Thema ist? Der Schwimmclub aus Buchs jedenfalls fühlte sich zuletzt nie benachteiligt und hat eine klare Haltung, was Bonuspunkte für die eigenen Teams angeht: «Der SC Flös erwartet von seinen Richterinnen und Richtern, dass sie fair und kompetent sind», sagt Anton Wyss. «Uns ist es wichtig, dass wir faire Richterinnen und Richter am Wettkampf haben – egal, wer grad am Schwimmen ist. Wir bewerten das, was wir sehen», ergänzt Rahel Thomé. Für den Vorstand des SC Flös ist es ein No-Go, dass man schärfsten Konkurrenten Punkte abzieht, so dass die eigenen Equipen Platzgewinne erzielen könnten.