Bis kommenden Sonntag läuft die Mitwirkungsfrist für die Ortsplanungsrevision der Gemeinde Grabs. Ein Bestandteil davon ist das überarbeitete Baureglement. Vor einer Woche riefen die Grabser Architekten Timothy Allen und Ronan Crippa in einem Leserbrief dazu auf, dass es einen Wandel brauche, «wie wir bauen und welche Regeln dafür gelten». Sie haben eine Internetseite erarbeitet, welche die Konsequenzen gewisser Regeln im neuen Baureglement zu erklären versucht. Am vergangenen Samstag luden die Architekten Interessierte zudem zu einem Spaziergang durch Grabs ein, um vor Ort Probleme und Chancen anhand von Fallbeispielen aufzuzeigen. Zu ihrer positiven Überraschung folgten dieser Einladung über 40 Personen, die sich teilweise aktiv in die Diskussion einbrachten. Timothy Allen:
Wir erhielten viele Rückmeldungen und ziehen ein sehr positives Fazit vom Anlass.
Timothy Allen und Ronan Crippa (beide 28) sind in Grabs aufgewachsen und kennen sich seit der Schulzeit. Beide studierten an der ETH Zürich Architektur. Nachdem sie über mehrere Jahre in Architekturbüros im In- und Ausland gearbeitet haben, betreiben sie nun das eigene Büro Allen+Crippa Architektur GmbH in Grabs und Zürich.
Sie wollen Menschen für das Thema sensibilisieren
Auf die Frage, warum die beiden jungen Architekten sich überhaupt für dieses Thema engagieren, sagt Timothy Allen gegenüber dem W&O:
Einerseits ist es ein persönliches Anliegen. Wir sind in Grabs aufgewachsen und haben einen starken Bezug zum Dorf. Es ist uns wichtig, dass es eine gute Raumentwicklung und ein schönes Dorfbild gibt. Grabs soll im Jahr 2040 eine lebenswerte Umgebung sein.
Andererseits sind die Architekten durch ihre berufliche Tätigkeit direkt davon betroffen, was nun reglementiert wird. Im Studium und im Beruf haben sie sich ein grosses Fachwissen zum Thema angeeignet, auch mit Praxisbezug.
Wir wissen, wie sich das Reglement auf Gebäude und Umgebung auswirkt und was die Konsequenzen für Landschaft und Gesellschaft sind.
Gleichwohl ist ihnen bewusst, dass das Thema für Laien kompliziert ist. «Wir wollen deshalb die Leute sensibilisieren und ihnen aufzeigen, dass das Baureglement im Endeffekt alle betrifft. Man kann nicht ignorieren, was um einen herum gebaut wird, es wird für immer da stehen.» Zudem sei es wichtig, jetzt zu reagieren. Reglemente und Gesetze seien ziemlich träge und würden nicht so oft geändert. «Deshalb ist es von Bedeutung, aufzuzeigen, was in zehn Jahren die Konsequenzen des neuen Reglements wären. Unser Hauptziel ist, dass möglichst viele Leute von diesem Thema wissen und sich darüber informieren.»
Grünflächenziffer, Baumbestand und Abbruch
Auf einer extra aufgeschalteten Website zeigen Allen und Crippa anhand von konkreten Beispielen auf, was aus ihrer Sicht beim neuen Baureglement ungenügend beachtet wurde. Damit wollen sie einen einfachen Zugang zum komplizierten Thema vermitteln. So beschäftigten sie sich beispielsweise mit der Grünflächenziffer. Ein durchgrüntes Quartier sei vielen Menschen ein Anliegen. Mit der Verdichtung nach Innen werden vermehrt Grünräume verdrängt. Das neue Reglement formuliere nur vage, wie Grünflächen gesichert werden können, um dieser Entwicklung entgegenzutreten, schreiben Allen und Crippa. Es sei daher notwendig, die begrünte Fläche durch einen Mindestanteil festzulegen.
Weiter beschäftigten sich Allen und Crippa mit dem Baumbestand. Der Strassenabstand für Bäume ist zwar nicht neu. «Das Problem ist aber, dass mit dem neuen Entwicklungsdruck vermehrt Bäume gefällt werden und das Pflanzen von neuen fast unmöglich ist, weil der Platz zwischen Strasse und Haus fehlt», erklärt Timothy Allen. Es gebe also immer weniger Bäume, obwohl diese für den Siedlungsraum wichtig sind. Auch «Abbruch und Rückbau» machten die beiden zum Thema, um das Weiterbauen am Bestand zu fördern, anstatt «Tabula rasa» zu machen, um zusätzliche Nutzungsflächen zu realisieren.
Möchten aufzeigen, was im neuen Reglement fehlt
Die beiden Architekten befassten sich schon 2021 intensiv mit dem zu ändernden Grabser Baureglement. Anhand einer Version, in die sie damals Einblick hatten, erarbeiteten sie neun Punkte, wo sie Handlungsbedarf sahen. Diese besprachen sie auch mit Professorinnen und Professoren an der ETH.
Das neue Baureglement ist grundsätzlich auf einem guten Weg.
«Es gibt viele Punkte, die wir gut finden», sagt Timothy Allen und nennt die Entwicklung in der Kernzone mit gelockerten Vorschriften, die Begrünungs- und Photovoltaikpflicht für Flachdächer sowie die Sondernutzungsplanpflicht für grosse unbebaute Flächen als Beispiele. «Nun wollen wir darauf aufmerksam machen, was uns noch fehlt.» Sie entschieden, das ganze auf vier Themen herunterzubrechen und sich darauf zu fokussieren. Nach der vorangegangenen Arbeit im Jahr 2021 arbeiteten sie nun um Weihnachten zu zweit nochmals rund zwei Wochen intensiv am Thema und an der Website – wohlgemerkt unbezahlt.
Dass wir uns für diese Mitwirkung so viel Mühe gegeben haben und uns so ins Zeug legen zeigt, dass es uns wirklich ein wichtiges Anliegen ist, dass diese Entwicklung in die richtige Richtung geht.
Er und Ronan Crippa hoffen, dass sich bis Sonntag möglichst viele Menschen mit dem Thema befassen und ihre Meinung der Gemeinde Grabs mitteilen. www.einbaureglementfüralle.ch www.mitwirken-grabs.ch