Gemeinsam mit seinem riesenhaften Schwager war der Appenzeller Seppli Fässler die vielbestaunte Attraktion auf Jahrmärkten im In- und Ausland. Geboren wurde der kleinwüchsige Appenzeller Anfang Februar 1898.
Liebling der Damen und Kinder
In einem Inserat vom 26. November 1932 in der Zeitung «Werdenberger Nachrichten» wird der Auftritt des ungleichen Künstlerpaars im Gasthaus Traube in Buchs propagiert. «10'000 Franken zahlt van Albert demjenigen, der ihm an Grösse gleichkommt», hiess es da. Und Seppli wurde als Liebling der Damen und Kinder angepriesen, die ein Eintrittsgeld von 25 beziehungsweise 55 Rappen zu entrichten hatten.
Der Innerrhoder Wurzeln aufweisende Seppli Fässler wohnte in Herisau. Als kränkliches Kind litt er unter Epilepsie und blieb im Wachstum zurück.
Als er 1917 zur militärischen Musterung aufgeboten wurde, schickte der Aushebungsoffizier den Kleinen lachend zur Mutter zurück und empfahl, tüchtig Biberli, Hung und Schmalz zu essen. Seine Körperlänge soll damals 69 Zentimeter betragen haben.
Vom grössten Mann der Welt entdeckt
Als nach dem Ersten Weltkrieg der aus den Niederlanden stammende, 1897 geborene Riese Jan van Albert Kramer als grösster Mensch der Welt auf dem Herisauer Jahrmarkt gastierte, entdeckte der 269 Zentimeter grosse Mann im Publikum den staunenden Seppli. Schon bald bildeten die beiden ein in halb Europa umherziehendes Künstlerpaar, und zudem heiratete Albert in zweiter Ehe Wilhelmina, die Schwester von Seppli.Unzählige Wetten gewonnen
Als Duo «Riese und Zwerg» sorgten die beiden auf Märkten, Kilbenen und Volksfesten aller Art für Furore, wobei sich Seppli mit Schuhen ohne Absätze und Albert mit Zylinderhut noch kleiner beziehungsweise grösser machten. Wenn die beiden Marktfahrer von Leuten umringt waren, begann Albert Wetten abzuschliessen und erklärte, dass er Seppli auf dem Handteller zu tragen vermöge. Nach Kommentaren wie «Unmöglich!» oder «Prahlhans!» kassierte er das Wettgeld und bewies seine Aussage. Kritiker beschwerten sich allerdings, dass er sich mit dem Ellbogen am Körper abstütze. Darauf entgegnete Albert barsch:Kein Mensch hat vom ausgestreckten Arm gesprochen! Wer das behauptet, der lügt!Damit brachte er Kritiker zum Schweigen, und ohnehin hätte sich niemand handfest zu wehren getraut.