«Wir hatten pro Aufführung auf eine Publikumsgrösse von 40 bis 80 Zuschauerinnen und Zuschauer abgezielt. An der Premiere waren es doppelt so viele», erzählt Willy Schönenberger. Der pensionierte Lehrer und SAC-Hüttenwart hatte die Spielleitung für «Die Nymphe Thetis und der alte Mann» übernommen.
An drei Wochenenden zwischen dem 25. Juni und 10. Juli kamen elf Aufführungen zusammen, jeden Tag zwei, wie Willy Schönenberger berichtet. Er sagt weiter:
Ausser an der Hötteträgete natürlich, da fand die Premiere statt und wir traten nur ein Mal auf.Dafür erschienen gleich 160 Theaterinteressierte vor der Clubhütte auf dem Pass. Das sei dann nicht ganz einfach gewesen, denn das Ensemble verzichtete auf jegliche Theatertechnik wie Mikrofone oder künstliches Licht. Dann alle zu erreichen, war eine Herausforderung.
Das Wetter war wie inszeniert
Grob überschlagen spielte das Laientheater also vor über 600 Zuschauerinnen und Zuschauern. Willy Schönenberger kann nur eine Schätzung abgeben, denn der Eintritt war frei. Dem Theaterverein kam in dieser Hinsicht das Wetter entgegen. Willy Schönenberger bestätigt:Ein Unwetter wäre ein Risiko gewesen, ja.Dann hätten Aufführungen abgesagt werden müssen. Nicht nur war es unnötig, auf ein Ersatzwochenende zurückzugreifen. Viel mehr schien das Wetter wie für die Aufführungen gemacht. Das Spiel in und mit der Natur sei sagenhaft schön gewesen. Die Zwinglipass-Hütte wurde an drei Wochenenden zur Bühne. Bild: PDWilly Schönenberger erinnert sich besonders an einen Sonntag beziehungsweise eine Szene, in der Thetis (Monika Ricklin) den alten Hüttenwart (Rolf Aerne) anschmachtete. Just in dem Moment kam etwas Nebel am Altmann auf, Schwaden zogen an der Hütte vorbei und wickelten die Darsteller ein. «Fast so, als wäre es inszeniert gewesen», freut sich der Spielleiter.
Enger Publikumskontakt auf und neben der «Bühne»
Das Wetter passte, auch sonst sei alles wie am Schnürchen und nach Plan verlaufen – und wie war es mit dem Publikum? «Das hat im Anschluss sehr viel mit uns diskutiert», sagt Willy Schönenberger, und lacht. Der Publikumskontakt sei sehr intensiv gewesen. Einerseits, weil die Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Bühne, auf dem Areal der SAC-Hütte also, sassen und die Darstellenden ihnen praktisch «direkt ins Gesicht reden» konnten, wie es Willy Schönenberger erklärt. Andererseits verbrachten alle im Anschluss gemeinsam Zeit in der Hüttenstube. «Das Erfreuliche an den Diskussionen war besonders, dass nicht schauspielerische Einzelleistungen hochgelobt wurden,» sagt Willy Schönenberger, «sondern dass man viel mehr über den Inhalt des Stücks sprach.» Für Laienschauspieler sei das ein absolutes Highlight.Eine schwarze Komödie im englischen Stil
Das Theaterprojekt auf dem Zwinglipass war also in allen Belangen ein voller Erfolg. Da verwundert es nicht, dass der Verein bereits über ein nächstes Stück nachdenkt. «Es ist etwas am Tun,» bestätigt Willy Schönenberger. Eine schwarze Komödie im englischen Stil soll es werden. Und kein Freiluftspiel, sondern eine «Indoor»-Veranstaltung, wie Willy Schönenberger es nennt. Aller Voraussicht nach wird das Stück 2023 im Bräkersaal der alten Zwirnerei in Bazenheid Premiere feiern. Willy Schönenberger sagt:Wir erhoffen uns an dem Ort eine ganz schöne Inszenierung.Zurückblickend auf das abgeschlossene Projekt aber wird Willy Schönenberger philosophisch. Das Theater sei zum Inhalt passend gewesen, ein Wimpernschlag im Strom der Zeit. «Man hatte das Gefühl, man sei ein ganz kleiner Teil eines kosmischen Geschehens.» Und das habe seiner Meinung nach das Publikum auch so erlebt. Er sagt abschliessend:
Das hoffe ich zumindest.