«Das Hauptziel dieser Patenschaft ist nicht, dass man einfach ein Spassgötti ist» | W&O

30.12.2021

«Das Hauptziel dieser Patenschaft ist nicht, dass man einfach ein Spassgötti ist»

Die Caritas-Regionalstelle Sargans hat für die Regionen Werdenberg, Sarganserland und Rheintal das Patenschaftsprojekt mit dem Titel «Mit mir» lanciert. Damit soll armutsbetroffene Kinder erreicht werden.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Patenschaft zielt darauf ab, dass die Patin oder der Pate ein Kind während dreier Jahre begleitet, mindestens in der Freizeit, bei Bedarf und Bereitschaft auch in anderen Bereichen. Die Ziele des Projekts aus Optik des Kindes: Das Beziehungsnetz sowie den Erlebnis- und Sozialhorizont erweitern. Basis der Patenschaft ist eine verlässliche und tragfähige Beziehung. Dadurch soll das Selbstwertgefühl des Kindes, das Allgemeinwissen, das Weltverständnis, die Kommunikation und die Resilienz gesteigert werden. Für die Eltern des Kindes bedeutet das umgekehrt eine Entlastung, wenn sie ihr Kind ab und zu in gut betreuenden Händen wissen.

Vertrauen, Zeit, Neugierde und Wertschätzung

Die Familie und das Kind müssen für das Projekt «Mit mir» eine offene und interessierte Haltung sowie den Wunsch nach einer zusätzlichen Bezugsperson mitbringen. Vertrauen, Zeit und die Bereitschaft für eine verlässliche Zusammenarbeit sind weitere wichtige Voraussetzungen. Die Patin oder der Pate sollte mindestens 20 Jahre alt sein, gute Deutschkenntnisse mitbringen, genügend Zeit haben und Freude an Kindern und Menschen mit anderen Lebenshintergründen mitbringen. Die Person sollte offen und wertschätzend sein, ebenso neugierig und zuverlässig. Erwartet wird von den Verantwortlichen eine reflektierte Persönlichkeit. Die Caritas ihrerseits bringt sich mit Begleitung, Information, Abklärung, Support und Fachwissen ein. Und sie bürgt für die Einhaltung der Schweige- und Sorgfaltspflicht. Olivia Conrad, zuständige Fachfrau bei der Caritas Sargans, sagt gegenüber dem W&O:
Personen, die sich bei uns für eine Patenschaft melden, haben ein Bedürfnis fest, sich sozial zu engagieren, und zwar in der Region, in welcher sie selbst leben. So wie sich Menschen in einer Partei oder einem Verband organisieren, engagieren sich andere im sozialen Bereich. Freiwilliges Engagement stärkt zudem den guten Ruf.
Eine Patin oder ein Pate investiert Zeit, Emotionen und etwas Geld. Die Spesen werden von der Caritas bezahlt, ebenso ist man versichert über diese Organisation.
Ziel ist nicht, dass man einfach ein ‹Spassgötti› ist. Die Patenschaft sollte sinnvoll in den Alltag integriert werden. Als Aktivitäten dienen beispielsweise auch ein Spaziergang oder ein Znacht. Es kann, muss aber längst nicht immer Action sein.
Olivia Conrad sieht die Patenschaft auch als eine Art Gratwanderung, denn die Bindung sollte einerseits nicht an finanzielle Mittel geknüpft sein, anderseits muss man auch emotional den richtigen Weg finden. «Man muss feine Antennen für die Patenschaft haben, wissen, wann zu viel oder zu wenig ist.»

Die Patenperson muss vieles von sich offenlegen

Ziel ist, «dass wir rund 20 Patenschaften in den Regionen Werdenberg, Sarganserland und Rheintal realisieren. Die allererste Patin kommt aus der Region Werdenberg. Es haben sich bereits ziemlich viele Interessenten gemeldet, jetzt braucht es nur noch Kinder». Im Werdenberg und Sarganserland kann Olivia Conrad auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen:
Im Rheintal müssen wir uns zuerst besser vernetzen und Fuss fassen. Ich werde auf den Sozialämtern vorsprechen, mit der Schulsozialarbeit Kontakt aufnehmen, ebenso mit weiteren Institutionen der Branche.
Nach der Anmeldung für das Projekt wird der Patin oder dem Paten in einem rund zweistündigen Gespräch persönlich auf den Zahn gefühlt. Verlangt wird beispielsweise auch ein Strafregisterauszug und ein Sonderprivatauszug aller Personen über 18, die mit der Patenperson im gleichen Haushalt wohnen. «Man muss von sich und seinem Leben einiges offenlegen», so Olivia Conrad weiter.

Patenschaft kann nach drei Jahren verlängert werden

Nach einem erfolgreichen Vermittlungsgespräch mit der potenziellen Familie und dem Patenkind wird das Projekt gestartet. Nach einer Probezeit gibt es ein jährliches Standortgespräch und nach drei Jahren ein Abschlussgespräch – mit der Option, die Patenschaft weiterzuführen. Eine Patenschaft «Mit mir» dauert mindestens drei Jahre. Diese Zeitdauer wurde ausgewählt, um eine strukturelle Stabilität und eine Verbindung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind aufzubauen. Nach drei Jahren wird dann entschieden, ob die Patenschaft von beiden Seiten weitergeführt werden möchte.