Die Bundesanwaltschaft (BA) wirft dem Mann Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht, qualifizierten Diebstahl und qualifizierte Sachbeschädigung vor. Es ist das erste Mal, dass die BA eine Anklage in einem solchen Fall einreicht, wie sie am Donnerstag bekannt gab. Derzeit führt sie Strafverfahren zu rund 30 Fällen von Bankomatensprengungen in der Schweiz. Sie ist immer dann zuständig, wenn bei Angriffen auf Bankomaten Sprengstoff zum Einsatz gelangt.
Gemäss Anklage soll der Mann am 12. Dezember 2019 einen Bankomaten in Sevelen gesprengt und Bargeld in der Höhe von 126'600 Franken entwendet haben. An der betroffenen Liegenschaften entstand ein Sachschaden von rund 100'000 Franken.
Mit dem Zünden des Sprengstoffes an einem Bankomaten an der Aussenfassade eines Wohn- und Geschäftshauses habe der Beschuldigte Verletzungen von Personen und Schäden an fremdem Eigentum «zumindest billigend in Kauf» genommen und dabei «wissentlich und willentlich in verbrecherischer Absicht» gehandelt, schreibt die BA weiter.
Täterschaft lange auf freiem Fuss
Zur Vorgeschichte: Der Kantonspolizei war längere Zeit weder klar, auf welche Weise die Täter den Bankautomaten sprengten, noch wie viel Bargeld sie erbeuten konnten. Obwohl die Kantonspolizei sofort eine Fahndung mit mehreren Patrouillen, Grenzwächtern und einem Polizeihund einleitete, konnte die Täterschaft nicht gefasst werden. Zwar gab es Zeugenaussagen zum Vorfall, die auch in die Ermittlungen eingeflossen waren, doch auch diese halfen lange nicht bei der Fahndung.
Mitte Juni 2020, knapp ein dreiviertel Jahr später, wurde einer der Täter in Österreich verhaftet. Am 10. August wurde er in die Schweiz ausgeliefert. Seitdem sitzt der Täter, der rumänischer Staatsbürger ist, in Untersuchungshaft.
Wegen DNA-Spur und Einloggen im W-Lan gefasst
Die Polizei konnte den Mann unter anderem wegen einer DNA-Spur überführen: Unweit vom Tatort entfernt fanden Ermittler einen Geissfuss, auf dem das DNA-Material des Mannes festgestellt werden konnte. Auf einem zweiten Geissfuss befand sich DNA-Material des mutmasslichen Komplizen, der derzeit in Dänemark in Haft ist.
Dazu kommt, dass der Täter sich am 13. Dezember ins Wlan-Netz eines österreichischen Cafés eingeloggte – nur 40 Kilometer von Sevelen entfernt. Auch dies spreche gegen ihn. (pd/rwa/sae)