Immer wieder erscheinen Artikel mit den Schlagzeilen wie: «Wir waren noch nie so tief unten» oder «fünfmal mehr Austritte nach Missbrauchsfällen». Wenn das «Leiden der Kirchen» mit den vielen Austritten in Verbindung gebracht wird, befremdet dies. Sollte es nicht vor allem darum gehen, wie Kirchen mit den Resultaten der Studie umgehen, wie sie ihre Strukturen anpassen und wie sie sich zu den vielen Opfern der Missbrauchsfälle stellen?
Kirche war immer auch eine Gemeinschaft des Leidens. Im Zentrum steht ein Mensch, der gelitten hat und sich solidarisierte mit allen Entrechteten, Gedemütigten und Missbrauchten. Jesus hat diese immer konsequent ins Zentrum gestellt und mit ihnen gelitten. Die falschen Strukturen, die vielen Tränen, das Nichtgehörtwerden der Opfer über Jahrzehnte: Das sollte das Leiden der Kirchen sein. Entschlossen, mit allem was möglich ist, für die Betroffenen einzustehen, das ist ihr Auftrag.
Ruedi Eggenberger, Kirchplatz 1, 9465 Salez,
und Annabeth Gubler, Nanette Rüegg