Das Schwanenpaar am Werdenbergersee hat auch die zweite Brut aufgegeben | W&O

13.07.2022

Das Schwanenpaar am Werdenbergersee hat auch die zweite Brut aufgegeben

Die Schwanenfamilie lockt jedes Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher an den Werdenbergersee. Dieses Jahr muss jedoch auf das beliebte Fotosujet verzichtet werden, denn es wird keine Schwanenküken geben.

Von Alexandra Gächter
aktualisiert am 28.02.2023
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Nachdem das erste Gelege aufgegeben wurde, hat das Schwanenpaar ein zweites Gelege mit mindestens vier Eiern produziert (der W&O berichtete am 4. Juni). Somit hätten die Schwäne mit gut einem Monat Verspätung noch Eltern werden können. «Doch nun hat es das zweite Gelege ebenfalls aufgegeben», sagt der Werdenberger Wildhüter Sepp Koller.

Kinderlose Schwäne «gehören zur Natur»

Wieso auch die zweite Brut aufgegeben wurde, ist nicht klar. «Gemäss einem regelmässigen Beobachter liegt das Nest näher am Fussgängerweg als früher», so Sepp Koller. Er könne zumindest nicht ausschliessen, dass das Schwanenpaar sich gestört fühlte. Somit kann der neue Schwanenvater nicht an die zahlreichen Nachkommen seines Vorgängers anknüpfen. Beim alten Schwanenpaar gab es in den Jahren 2014 bis 2019 jeweils sieben bis neun Küken. Nach dem Tod des Schwanenvaters im Jahr 2020 schlüpften letztes Jahr vier Küken des neuen Schwanenpaars. Dass es nun zum zweiten Mal keine Schwanenküken auf dem Werdenbergersee gibt, findet Wildhüter Sepp Koller nicht schlimm. Er sagt:
Das gehört zur Natur.

Früher zu viel Nachwuchs produziert

Nachwuchs gab es heuer indes beim Golfplatz Gams und im Giessenpark Bad Ragaz. Der dort zuständige Wildhüter, Rolf Wildhaber, fügt an:
Um die Art zu erhalten, muss jedes Schwanenpaar nur ein Kükenpaar grossziehen – in seinem gesamten Leben.
So gesehen hätten die Schwäne auf dem Werdenbergersee in den vergangenen Jahren viel zu viel Nachwuchs produziert.

Die Tiere erhalten Namen

Die Situation auf dem Werdenbergersee sei vergleichbar mit derjenigen im Giessenpark: Es sind verhältnismässig kleine Seen mit Enten und Schwänen, dessen Ufer von Spazierenden gerne frequentiert werden. Viele ältere, alleinstehende Personen kommen in den Giessenpark und füttern die Enten und Schwäne fast täglich, so Wildhaber. Mit der Zeit entstünde so eine einseitige Bindung zum Wildtier. Wildhaber weiss:
Die Besuchenden geben den Enten und Schwänen sogar Namen.
So sei er einmal gefragt worden, wo denn das «Trixli» ist.
 Das Wohlergehen der Schwäne am Werdenbergersee interessiert die Bevölkerung.
Das Wohlergehen der Schwäne am Werdenbergersee interessiert die Bevölkerung.
Bild: Archiv Heini Schwendener, 7. Mai 2018

Etliche Telefonanrufe betreffend Enten oder Schwänen

Auf der einen Seite könne er die alleinstehenden Menschen verstehen, auf der anderen Seite gibt Rolf Wildhaber zu bedenken, dass es sich um frei lebende Wildtiere handelt. «Es gehört zur Natur, dass diese sterben. Sie sind keine Haustiere, die man zum Tierarzt bringt.» In seiner 17-jährigen Tätigkeit als Oberländer Wildhüter hat Rolf Wildhaber etliche Telefonanrufe betreffend Enten oder Schwänen erhalten. Er sagt:
Die Liste der Anrufer – ob Privatperson oder Presse – geht auf keine Kuhhaut.

Aufgefordert, etwas zu unternehmen

Am meisten Anrufe von besorgten Personen gäbe es aber nicht zur Brutzeit, sondern dann, wenn die Elterntiere ihre flügge gewordenen Jungen vertreiben. Wildhaber sagt:
Jedes Jahr werde ich aufgefordert, etwas dagegen zu unternehmen.
Auch hier sei es einfach der Lauf der Natur, auch wenn Jungtiere teilweise heftig von ihren Eltern attackiert werden – so lange bis sie merken, dass sie in der Kinderstube nicht mehr erwünscht sind.

Um andere Schwäne wird sich nicht gesorgt

Grundsätzlich überrasche ihn die Besorgnis der Bevölkerung nicht. Er fügt jedoch an, dass sich nur Besucherinnen und Besucher des Werdenbergersees oder des Giessenparks so stark um die Wasservögel sorgen. Rolf Wildhaber sagt:
Die Schwäne auf dem Bodensee interessiert kein Mensch.
Die Grösse des Sees bringe eben eine gewisse Anonymität mit sich. Dort gäbe es kein «Trixli», das vom Füchsli gefressen wird, sondern «nur» unbekannte Schwäne, die an Krankheiten sterben oder sich in Fischernetze verfangen.