Auf Einladung der Evangelischen Volkspartei des Kantons St. Gallen (EVP) fand am Samstagvormittag im Kirchgemeindehaus Grabs eine Veranstaltung zum Thema «Sterben» statt. Als Referenten konnten Waltraud Eggenberger, Leiterin der Hospizgruppe des Diakonievereins Werdenberg, und Regierungsrat Bruno Damann, Vorsteher des kantonalen Gesundheitsdepartements und ehemaliger Hausarzt, gewonnen werden. Bereits in der Einladung war zu lesen:
Zur spirituellen Begleitung und zum Glauben sagte die Referentin:
Nichts ist so sicher wie der Tod – und trotzdem möchte niemand daran erinnert werden.Die Anwesenden setzten sich mit dem zum Leben gehörenden Thema auseinander und erfuhren von Waltraud Eggenberger:
Sterben, Tod und Trauer sind keine Aufgabe einzelner, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der die unterschiedlichsten Personengruppen und Professionen beteiligt sein sollten.Für die Referentin ist auch klar, dass An- und Zugehörige das Gleiche brauchen wie Sterbende, «wie sie das Sterben erlebt haben, ist entscheidend für ihren Weg der Trauer».
Die Sprache der Liebe
«Sterbende denken und leben im Augenblick», liess Waltraud Eggenberger die Anwesenden wissen. «In dieser Situation sind Beziehungen wichtig, es braucht liebevolle Zuwendung, denn die Sprache der Liebe ist die erste Sprache, die wir als Baby wahrnehmen und verstehen können und es ist auch das Letzte, was wir noch wahrnehmen, wenn viele Körperfunktionen vielleicht nicht mehr vorhanden sind.» Es gehe auch darum, die Wünsche und Bedürfnisse der Sterbenden zu hören.Christen sterben nicht ruhiger oder leichter, Christen sterben anders und dieses Andere besteht darin, dass sie die Hoffnung des ewigen Lebens haben. Trotzdem bleiben Schmerzen, Tränen, Trauer und Leiden, wie bei allen anderen auch.Das von Bruno Damann während der Coronapandemie gesagte «Menschen haben verlernt zu sterben», war mit ein Grund, dass er zur Teilnahme an der Tagung eingeladen wurde.
Ich wurde damals nicht richtig verstanden. Mir ging es darum, darauf aufmerksam zu machen, dass über das Sterben gesprochen wird. Denn niemand ist davon ausgenommen. Sterben ist ein Prozess, vom plötzlichen Herztod bis zu einer längeren Phase.Für den Vorsteher des Gesundheitsdepartements ist Sterben ein Teil des Lebens, «wobei die medizinische und die theologische Sichtweise unterschiedlich sind».
Information und «Trauerschaftsurlaub»
In der Diskussion, geleitet von EVP-Kantonalparteipräsident Daniel Bertoldo, wurde deutlich, wie nahe das Thema vielen Anwesenden ging. Eine Anregung war, «Kinder sollten in den Sterbeprozess mit einbezogen werden. Sie haben Fragen und brauchen Antworten». Auch zahlreiche rechtliche Fragen, von der Sperrung der Bankkonten über die Beistandschaft für Kinder bis hin zur Organisation der Abdankung kamen auf. Dabei wurde von beiden Referenten betont, dass die Wünsche der Verstorbenen zwar berücksichtig werden sollen, «die Hinterbliebenen haben aber auch ihre Vorstellungen vom Abschiednehmen und dürfen diese einbringen». «Geht es um die Bewältigung der Trauer, wird von Arbeitnehmenden erwartet, dass sie weiter funktionieren. Für viele ist dies kaum möglich und deshalb wäre ein Trauerschaftsurlaub eine Möglichkeit, diesen Menschen zu helfen», so eine weitere Anregung. Einig waren sich alle Anwesenden:Über das Sterben sollte rechtzeitig gesprochen werden.