Das Interesse seitens der Bevölkerung an selbstproduziertem Strom ist in der letzten Zeit stark angestiegen. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den Photovoltaik-Anlagen. In der Region Werdenberg befindet sich die Nachfrage ebenfalls auf einem Höchststand. Der W&O hat bei allen sechs Gemeinden der Region nachgefragt.
Anzahl Gesuche hat sich teilweise verdoppelt
Seit zwei Jahren verzeichnen alle Gemeinden einen konstanten Zuwachs bei Gesuchen für Photovoltaik-Anlagen. Es werden kontinuierlich immer mehr Gesuche eingereicht, berichtet die Gemeinde Grabs auf Anfrage. Wie deutlich dieser Anstieg wirklich ist, verdeutlicht der Blick auf die Zahlen.
Die eingereichten Gesuche aus diesem Jahr (Stand Ende August/Anfang September) übersteigen in einigen Gemeinden bereits jetzt schon die Summe des gesamten Jahres 2020 – und dies teilweise deutlich.
Die Gemeinde Gams verzeichnete beispielsweise in den Jahren zwischen 2016 und 2020 durchschnittlich rund 13 Gesuche für neue Photovoltaik-Anlagen. «Ab dem Jahr 2021 konnten wir einen drastischen Anstieg der Gesuche feststellen», teilt die Gemeinde mit. Auch in Sevelen und Wartau wachsen die jährlichen Gesuche an. «Im Laufe der vergangenen beiden Jahre hat sich die Zahl der Gesuche mehr als verdoppelt», teilt die Gemeinde Wartau mit.
Wöchentlich werden neue Gesuche eingereicht
Es gibt mehrere Gründe für den rasanten Anstieg. Zum einen fand 2021 eine Aktion der Regionen Sarganserland und Werdenberg in Zusammenarbeit mit der Energieagentur St. Gallen statt, die Installationen von PV-Anlagen an privaten Gebäuden unterstütze.
Zum anderen hat das seit dem 1. Juli 2021 geltende kantonale Energiegesetz einen zusätzlichen Schub bei den Gesuchen ausgelöst. Das Gesetz sieht eine Eigenstromerzeugung bei Neubauten vor.
Möglicher Strommangel im Winter
Ob das Bekanntwerden einer möglichen Strommangellage im Winter und die steigenden Strompreise die Nachfrage an Photovoltaik-Anlagen ankurbelte, kann im Moment noch nicht abschliessend festgestellt werden.
Während in der Gemeinde Sennwald seither noch keine zusätzliche markante Zunahme an Gesuchen festgestellt werden konnte, berichtet die Gemeinde Wartau, dass «die gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Energiemarkt ebenfalls eine grosse Auswirkung auf die Nachfrage an Photovoltaik-Anlagen hätten».
Fest steht, dass weiterhin wöchentlich mehrere Bewilligungsgesuche bei den Gemeinden eingehen. «Wenn es in diesem Jahr mit den Gesuchen weitergeht wie bis anhin, haben wir Ende Jahr etwa dieselbe Anzahl an Gesuchen, wie im vergangenen Jahr», teilt die Gemeinde Grabs mit.
Rasche Bearbeitung dank Meldeverfahren
Die Bearbeitungszeit der Gesuche unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde. Im Schnitt werden korrekt eingereichte Gesuche bereits nach wenigen Tagen bis hin zu einer Woche genehmigt.
Dabei spielt die Art des Gesuches und der Standort der gewünschten Anlage eine entscheidende Rolle. Photovoltaik-Anlagen, die in Schutzzonen oder auf Kulturdenkmälern angebracht werden wollen, unterliegen der Baubewilligungspflicht und müssen ein Baugesuchsverfahren durchlaufen.
Alle anderen Gesuche unterliegen der Meldepflicht und können somit ohne Auflage und Versand von Bauanzeigen umgehend bearbeitet werden.
Bewilligungsgesuche als Hindernis
Doch das häufigste Hindernis, das einer raschen Bewilligung im Wege steht, sei nicht die Lage der Anlage, sondern unvollständige oder falsch ausgefüllte Bewilligungsgesuche.
Oftmals fehlten eine genau Angabe der Quadratmeter für die Anlage oder das Gesuch werde nicht vom Eigentümer oder Projektverfasser unterschrieben.
In Grabs wurden alleine 2021 rund 83 Photovoltaik-Anlagen genehmigt.
Verfügbarkeit und Kapazität sind entscheidend
Da es sich bei der Meldepflicht bereits um ein zügiges Verfahren handle, und ein Grossteil der Gesuche diesem unterliegen, sehen die meisten Gemeinden keine Notwendigkeit ein Art Schnellverfahren einzuführen. «Für den Bau von Photovoltaik-Anlagen ist nicht das Bewilligungsverfahren auf der Zeitachse massgebend, sondern die Kapazitäten der Dienstleister sowie die Verfügbarkeit der benötigten Komponenten», erklärt die Stadt Buchs.