W&O-Leser Hans Gujer hat der Redaktion kürzlich einige Fotos zukommen lassen, die er im Gebiet Muntlerentsch am Grabserberg auf rund 1000 Metern über Meer aufgenommen hat. Darauf sind auf einer Wiese zahlreiche durch ein Tier aufgeworfene Erdhügel in einer schnurgeraden Linie zu sehen. Hans Gujer staunte über diese Anordnung:
Beim entsprechenden Wiesenstreifen handelt es sich um eine Grundstücksgrenze. Im Gespräch mit Fachleuten erfuhr Hans Gujer, dass der Boden an der entsprechenden Stelle wohl weniger verdichtet ist, weil der Weidezaun jeweils mit etwas Abstand zur Grenze aufgestellt wird und dadurch der Boden dort nicht oder kaum vom Vieh betreten wird.
«Obwohl die Mäuse unter der Erde sind, gehen sie dem geringsten Widerstand nach. Diese kleinen Wesen erbringen eine Höchstleistung», so Hans Gujer.
Gemäss Thyas Künzle sei aber oft nicht der Maulwurf die grösste Herausforderung der Landwirtinnen und Landwirte, sondern die Wühl-/Schermäuse. «Diese können grosse Schäden anrichten», so der Fachmann. Er nennt einige Beispiele von möglichen Folgen der Mäuseschäden im Bereich Futterbau:
Ich habe mich gewundert, dass das Tier in einer ‹pfiffegrade› Linie auf einer Länge von schätzungsweise 200 Metern von Holzpfosten zu Holzpfosten gegraben hat und sogar im 90-Grad-Winkel um die Ecke.
Die Natur zu beobachten, ist immer wieder sehr interessant.
Fachmann hat einen Maulwurf unter Verdacht
Thyas Künzle von der Fachstelle Rindvieh des Landwirtschaftlichen Zentrums des Kantons St. Gallen betont auf Anfrage des W&O, dass es schwierig sei, die Situation aufgrund von Fotos zu beurteilen.Die Bilder deuten aber darauf hin, dass es sich hier um einen Maulwurf handelt. Dieser gräbt sich diese Tunnels für die Nahrungsmittelsuche, er frisst ausschliesslich Würmer und Engerlinge.Im Gegensatz zur Wühl- oder Schermaus sei der Maulwurf ein Einzelgänger. Er komme vermehrt an Waldrändern oder extensiveren Standorten vor und grabe dort lange Tunnelsysteme.
Nahrung und Bodenbeschaffenheit sind entscheidend
«Ausschlaggebend für die Stelle des Grabens sind die Nahrung und die Bodenbeschaffenheit», so Thyas Künzle weiter. «Mäuse sind ähnlich wie Strom oder Wasser und gehen meist den Weg des geringsten Widerstandes – sprich: dort, wo der Boden weniger verdichtet ist aufgrund von Maschinen oder Vieh, wo sie weniger gestört werden, wo keine Staunässe vorhanden ist und wo genügend Futter vorkommt und möglichst wenig Steine/Kies sind.»Trotzdem ist hier an dieser Stelle speziell, wie gerade die Haufen auf der Grenze verlaufen.
Mäuse können grosse Schäden anrichten
- Viele Haufen bedeuten viel Dreck im Futter, was negative Folgen für die Tiergesundheit und die Leistung bedeutet.
- Durch die Mäuseschäden entstehen offene Stellen in der Wiese, die Platz für Unkräuter bieten. Dies führt zu schlechterer Futterqualität, weniger Ertrag, einem schlechteren Pflanzenbestand und mehr Aufwand zur Bekämpfung der Unkräuter.
- Mäusehaufen bedeuten auch mehr Verschleiss der Maschinen bei der Ernte.
- Das uneben gewordene Gelände ist ebenfalls eine Herausforderung bei der Ernte, weil das Erntegut weniger sauber zusammengenommen wird.