Der Baum als Wildtierkosmos in Städten und Dörfern | W&O

Buchs/Altstätten 18.09.2024

Der Baum als Wildtierkosmos in Städten und Dörfern

Vergangene Woche beleuchtete die Wildtierbiologin Sandra Gloor an zwei Vorträgen in Buchs und Altstätten die herausragende Rolle von Bäumen für die Biodiversität im Siedlungsraum.

Von PD
aktualisiert am 18.09.2024
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Wie es in einer Medienmitteilung heisst, erfuhren mehr als 100 Interessierte, wie Bäume in Städten, Dörfern und Quartieren als wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von Wildtieren fungieren. Zu den Vorträgen eingeladen hatte der Verein Pro Riet Rheintal in Zusammenarbeit mit der Stadt Buchs, der Stadt Altstätten und dem Natur- und Vogelschutzverein Buchs-Werdenberg.

Manche Arten beherbergen über 1000 Organismen

Wildtierbiologin Sandra Gloor.
Wildtierbiologin Sandra Gloor.
PD

Zusammen mit ihrem Team hat Gloor in einer Studie den ökologischen Wert von Stadtbäumen untersucht und den Biodiversitätsindex für häufig gepflanzte Stadtbäume entwickelt. Im Vortrag ging sie der Frage nach, was einen Baum für die Biodiversität im Siedlungsraum so wertvoll macht. Sie erklärte, dass Bäume durch ihre Kronen, Blätter, Knospen, Blüten, Pollen, Früchte, Nüsse, Samen, das Totholz, die Nischen oder den Wurzelraum wertvolle Lebensräume bieten.

Hier leben Vögel und Fledermäuse, Käfer und Bienen, Eichhörnchen und Haselmäuse, Moose und Flechten. «Im Baum finden sie Nahrung und Nistplätze – ein Baum ist ein wahrer Wildtierkosmos», erläuterte Gloor. So beherbergen gemäss Gloor beispielsweise Eichenarten über 1000 Organismen, die darauf leben.

Bedeutung und Pflege alter Bäume

Im Rahmen ihres Vortrags hob Gloor die Bedeutung alter Bäume hervor und erläuterte, warum es sich lohnt, sich für deren Erhalt einzusetzen und frühzeitig Ersatzpflanzungen zu planen.

Sie verdeutlichte, dass eine 100-jährige Eiche selbst durch 100 zehnjährige Eichen nicht ersetzt werden kann, um dieselben ökologischen Leistungen zu erbringen. Mit ihrem fortgeschrittenen Alter entwickeln Bäume nämlich komplexe Strukturen wie Höhlen, Risse und Moosbewuchs, die wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten darstellen. «Bäume sind Multiplikatoren von Lebensraum», erklärte Gloor.

Je älter und grösser der Baum, desto grösser der Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Alte Bäume sind aufgrund ihres riesigen Volumens umso wertvoller.

Einheimische Baumarten und Vielfalt

Die Referentin wies auch auf die Bedeutung der Baumart für die Biodiversität hin. Einheimische Bäume wie Linden, Eichen, Ahornarten und Weiden bieten besonders vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, während andere Arten weniger wertvoll sind. Nicht heimische Baumarten können ebenfalls zur Biodiversität beitragen, müssen jedoch sorgfältig ausgewählt werden, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu stören.

Die Wildtierbiologin empfahl, Bäume mit einem hohen Biodiversitätsindex zu pflanzen und Wildformen zu verwenden. Sie warnte vor invasiven Neophyten und betonte die Notwendigkeit, bei der Pflanzung auf Vielfalt zu setzen. «Auf Plätzen, in Parks oder Alleen sollten wir vermehrt verschiedene Baumarten pflanzen, anstelle von Monokulturen», so Gloor. «Vielfalt ist für die Biodiversität besonders spannend.» Einerseits bedeutet mehr Baumvielfalt mehr Lebensraumvielfalt. Andererseits minimiert man bei Auftauchen von Schadorganismen das Risiko, alle Bäume gleichzeitig zu verlieren.

Beim Apéro informieren sich die Besuchenden über die vielfältigen Naturschutzprojekte von Pro Riet.
Beim Apéro informieren sich die Besuchenden über die vielfältigen Naturschutzprojekte von Pro Riet.
PD

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich beim Apéro auszutauschen und sich zu den Naturschutzprojekten des Vereins zu informieren.