Der Anfang vom Ende, so schildert Memo Eriten, erfolge bei Fussballtrainern stets im Herbst, nach abgeschlossener Vorrunde: «Der Kopf wird gelüftet, aber es wird auch analysiert, was gut und schlecht war oder was man verändern könnte, um das Team weiterzubringen.»
Der Trainer der 4.-Liga-Mannschaft des FC Gams fing hierfür bei sich selber an:
Er verschweigt nicht, dass es in den letzten Jahren zu verlockenden Angeboten – auch finanziell – gekommen sei. Doch der Reiz, mit einer limitierten Mannschaft das Maximum herauszuholen, war neben der gelebten Kameradschaft im Verein stets grösser als Abwanderungsgelüste.
Der FC Gams und Memo Eriten passen zusammen. Dabei darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass der scheidende Trainer kein Ur-Gamser ist.
Er begann seine Fussballschuhe beim FC Schaan zu schnüren. «Doch mittlerweile kommt es mir so vor, wie wenn ich noch nie anderswo gewesen wäre und schon immer hier war», hält Eriten fest.
Ein dickes Ausrufezeichen setzten er und sein Team auch in dieser Spielzeit. In der Vorrunde des Schweizer Cups erreichte man den Viertelfinal. Auf den Weg dorthin schaltete man zwei Drittligisten aus, darunter den FC Tobel-Affeltrangen, der in der Meisterschaft noch unbesiegt ist und vor dem Aufstieg in die 2. Liga steht.
Als Tiefpunkte bezeichnet Memo Eriten den Abstieg 2021 zurück in die 4. Liga und das Abschlussspiel der Saison 2014/15 zu Hause gegen Montlingen, welches 1:1 endete. «Uns fehlte nur ein Tor zum Aufstieg», so der Trainer. Mit einem Sieg hätte man mit dem FC Trübbach punktemässig gleichgezogen und aufgrund der Fairplaypunkte Rang eins belegt.
Als besonderes Erlebnis nennt Memo Eriten zudem, dass er sich in den letzten Jahren auch als Mensch weiterentwickelt hat. «Es ist eine Lebensschule, die man auch ins Private mitnimmt», erklärt er. Denn als Trainer in einer unteren Liga ist man nicht allein als Fussballlehrer tätig. «Das Zwischenmenschliche ist fast wichtiger», sagt Eriten und fügt folgendes Beispiel an:
Für mich kam der Punkt, dass es nicht für mich selbst, sondern für die Mannschaft eine Veränderung braucht.Nach so langer Zeit als Trainer des Fanionteams, so seine Schlussfolgerung, sei die Zeit reif für neue Inputs. Im Februar wurde sein Abschied offiziell verkündet. Ein Schock für die Mannschaft? Mitnichten! «Jeder hat die letzten Prozent aus sich herausgekitzelt», weiss Eriten Positives von der Frühjahrsrunde zu berichten. «Wahnsinn, was für eine Rückrunde wir bis jetzt gespielt haben. Wir haben nur eine Partie verloren.» Der Trainer sagt, dass Staff und Team seit seinem Rücktritt mental gewachsen seien. Derzeit ist man hinter Leader Balzers II das zweitbeste Rückrundenteam. Mit drei Punkten am Samstag wäre man zwar nicht die Nummer eins in der Tabelle, aber der Rückrunde.
Der Trainer ist durch und durch Gamser geworden
Die Geschlossenheit der Mannschaft, ja des ganzen Vereins begeistern Memo Eriten heute noch.Es ist sehr familiär hier, sehr offen. Neue Spieler werden sofort integriert, es gibt keine Gruppierungen.Die Art und Weise, mit welcher man in Gams miteinander umgeht und auch zusammensteht sind wohl der Hauptgrund, weshalb Eriten mittlerweile der dienstälteste Werdenberger Trainer einer ersten Mannschaft ist.
Geglückte und verpasste Aufstiege in die 3. Liga
Blickt der Trainer auf die vergangenen 7,5 Jahre als Übungsleiter beim FC Gams zurück, so nennt er als Highlight den Aufstieg in die 3. Liga im Jahr 2019. «Das ist ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Im selben Jahr haben wir auch den Werdenberger Cup geholt.»Wenn es einem Spieler nicht läuft oder einer unzufrieden ist, weil er zu wenig Spielminuten erhält, muss man wissen wie man ihn beruhigt und motiviert.
Das Herz wird immer für Rot-Schwarz schlagen
Doch nun ist Schluss. «Es war eine gute Zeit, die ich nie vergessen werde», hält Memo Eriten fest. Besonders den Abschied beim letzten Heimspiel als Gams-Trainer, als die Spieler ihm mit einem umgeänderten Text des Lieds «So bist Du» von Peter Maffay ein Ständchen sangen und spielten. Doch was heisst hier Abschied? «Mein Herz wird immer für Rot-Schwarz schlagen», sagt Eriten. Ausserdem ist er als Sportchef beim FC Gams tätig.Ich sorge für eine schlagkräftige Truppe, die mit einem neuen Trainer nächste Saison voll angreifen wird.Doch zunächst steht das letzte Spiel in Balzers (Samstag, 16 Uhr) auf dem Programm. Mit mindestens einem Punkt kann man das Saisonziel, Rang drei, erreichen. Also wird Gams auf Sieg spielen. «Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht auf Unentschieden spielen kann», sagt Eriten. Und was wünscht sich der Trainer zur Derniere?
Ich will die Mannschaft 90 Minuten fighten sehen. Mehr brauche ich nicht.