Die Geschichte der Skulptur, von seinem Entdecker Hannes Frey liebevoll «Gulmenhund» getauft, beginnt vor rund 300 Millionen Jahren. So jedenfalls hält dies Hannes Frey in seinen schriftlichen Unterlagen fest.
«Ein riesiges Flachmeer hat damals den grössten Teil Europas bedeckt. Durch den Druck des afrikanischen Kontinents wurden die Alpen hervorgehoben», so seine Recherchen.
Der Alpstein gehöre zu den «jüngeren Gebirgen», er habe sich vor rund 150 Millionen Jahren aus dem Urmeer erhoben. «Davon zeugen die versteinerten Muscheln und in ihrer Gesellschaft befand sich seinerzeit auch der Gulmenhund, ist Hannes Frey überzeugt.
Doch zurück zur Gegenwart respektive in die Sechziger des letzten Jahrhunderts. Peter Diener und Hannes Frey, beide wohnhaft im Bereich Seewies/Schönenboden in Wildhaus, sind Bergfreunde.
Touren im Gebirge und lange Wanderungen im obersten Toggenburg gehörten zur grossen Passion. Die Skulptur, ursprünglich auf dem Gulmen beheimatet, beeindruckte sowohl das Ehepaar Ruth und Hannes Frey als auch Peter Diener.
Eine Bereicherung für den Alpengarten
Während sich Peter Diener auf seinen Touren über die steinerne Skulptur freute, entschied sich das Ehepaar Frey, diese in den eigenen Alpengarten zu transportieren. «Kein einfaches Unterfangen, wie Hannes Frey rückblickend festhält.:Es war im Jahr 1969, als wir Anfang November zur Tat schritten. Wir waren uns bewusst, dass das steinerne Monument mit seinen rund 70 Kilo nicht einfach transportiert werden konnte.Eine gemeinsame Leidenschaft Peter Diener senior ist weit über die Region hinaus bekannt als engagierter Bergsteiger und grosser Naturfreund. Unvergessen bleibt seine Erstbesteigung des Dhaulagiri im Jahr 1960. In diese Zeit fallen auch zahlreiche grosse Touren und Erstbesteigungen im ganzen Alpengebiet. Nach seinem 94. Geburtstag geniesst er die ruhige Lage seines 1982 erbauten Hauses in der Seewies und freut sich über die unzähligen Erinnerungsstücke seiner Klettertouren, die in der gemütlichen Arvenstube Platz finden. Hannes Frey war als Briefträger tätig, hat aber daneben aber, nebst seiner grossen Liebe zu den Bergen, ein breites Interesse entwickelt. So ist er ein ausgewiesener Pilzkenner und war lange als Pilzkontrolleur im Einsatz. Zudem kennt er unzählige Sagen aus dem Toggenburg und der Region Alpstein und engagierte sich während vieler Jahre im Zwinglihaus. In Erinnerung bleibt ihm der Besuch von Christoph Blocher und seiner Ehefrau Silvia. «Ich hatte während meiner Einsätze im Geburtshaus von Huldrych Zwingli immer wieder interessante Begegnungen.» Er habe sich für den Hornschlitten als Transportmittel entschieden, nahm dazu eine Wolldecke und als Bremsmöglichkeit eine 15 Meter lange Reepschnur mit. Hannes Frey erinnert sich:
Es lag dichter Nebel über dem Tal, als Ruth und ich vom Schönenboden aus die 900 Höhenmeter auf den Gulmen in Angriff nahmen.Nach zweieinhalb Stunden sei das Ziel über der Nebeldecke erreicht worden. «Mit vereinten Kräften wurde die Steinskulptur auf dem Schlitten befestigt und anschliessend ins Tal transportiert. Ruth und ich haben oft gemeinsame Klettertouren unternommen, und deshalb war sie mir eine gute Hilfe bei der nicht ganz leichten Aufgabe,» so Hannes Frey.
Ein neues Daheim, das Freude macht
Auch nach dem Tod von Ehefrau Ruth lebte Hannes Frey noch viele Jahre an der Schönenbodenstrasse und hegte und pflegte seinen Alpengarten. 50 Jahre nach der geglückten «Bergung» der steinernen Skulptur entschloss er sich zum Verkauf seines Hauses, nun ist er zufriedener Pensionär im «Bellevue» – Wohnen im Alter in Wildhaus. Er hält fest:Mir war es ein grosses Anliegen, für den Gulmenhund einen Platz zu finden, wo seine Besonderheit geschätzt wird. Was lag da näher, als dies mit meinem Bergfreund Peter Diener zu regeln?So wurde der Gulmenhund an einen neuen Platz gebracht, wobei die zweite «Züglete» wesentlich einfacher war, wie die beiden inzwischen 94-jährigen Bergfreunde mit einem Lachen erklären. «Ich war sehr erfreut, dass mir Hannes Frey dieses Angebot gemacht hat, und das Versprechen, dass der Gulmenhund bei mir in der Seewies immer einen Platz haben wird, kann eingehalten werden», betont Peter Diener im Gespräch mit dem W&O. Er habe dies mit seinen Kindern besprochen und könne deshalb diese Zusicherung guten Gewissens machen.