Wie kann man die sechs Jahre dauernde Liebesbeziehung der jungen Prostituierten zum berühmten alternden Bildhauer, Maler und Grafiker auf der Bühne szenisch umsetzen? In «Alberto & Caroline – Giacomettis letzte Muse» geschieht dies mit einem genialen Kniff: Die alte und die alte junge Caroline wird von zwei Schauspielerinnen (Mutter Ute und Tochter Anja Hoffmann) gespielt.
Die leidenschaftlichen Jahre
Die alternde, verbitterte Caroline schildert die leidenschaftlichen Jahre, indem sie immer wieder in die Rolle von Giacometti schlüpft. Im Zentrum der Erinnerung stehen die beiden Stühle aus Giacomettis Pariser Atelier, auf welchen sich die junge Caroline als Modell und «Giacometti» gegenübersitzen. Caroline sagt im Stück:Die Stühle sind Kunstgeschichte. Ohne sie wäre nichts entstanden. Sie gehören mir.Caroline Tamagno, die mit bürgerlichem Namen Yvonne-Marguerite Poiraudeau hiess, wurde in diesen Jahren für den aus Stampa im Bergell stammenden und mehrheitlich in Paris lebenden Giacometti ein wichtiges Modell, von dem er viele Porträts schuf. Eindrücklich wird im Theaterstück sein inneres künstlerische Ringen gezeigt:
Wie viele Portraits habe ich von dir gezeichnet. Keines ist mir gelungen.Verzweifelt zerknüllt er immer wieder die Skizzen und versucht es von Neuem. Dies, obwohl er inzwischen mit seinen Bildern und Skulpturen berühmt geworden ist und viel Geld verdient. Geld und Reichtum ist aber für ihn nicht von Bedeutung. Weiterhin lebt und arbeitet er in seinem einfachen Atelier. «So viel Staub wie hier gibt es in ganz Paris nicht», sagt Caroline.