«Die Kurbel einmal rasch herumdrehen»: 1888 zählte die Telefonzentrale neun Abonnenten | W&O

24.08.2022

«Die Kurbel einmal rasch herumdrehen»: 1888 zählte die Telefonzentrale neun Abonnenten

Vor 135 Jahren wurde das Telegraphenbüro in Buchs-Dorf eröffnet – doch das Telefon nahm überhand.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
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Am 11. Mai 1887 wurde das Telegraphenbüro vom Bahnhof nach Buchs-Dorf verlegt. 1888 nahm dort auch die Telefonzentrale Buchs ihren Betrieb auf. Die beiden Einrichtungen befanden sich vorerst im damaligen Postbüro Buchs-Dorf an der Hauptstrasse (heute St. Gallerstrasse); das Gebäude steht heute noch mit Adresse Wiedenstrasse 54. In jenem Jahr zählte man ganze neun Abonnenten. Doch die Entwicklung des Telefons ging rasch vonstatten, so dass 1897 die Telefonzentrale vom Postbetrieb getrennt wurde und der Telefonbetrieb an Fräulein Pfändler übertragen wurde. Im Jahre 1915 erfolgte die Verlegung der Zentrale (mit Telegraphenbüro) ins damals neu erbaute Haus Rhyner, später Schlumpf, an der Hauptstrasse. Und noch viel später nahm dort die Molkerei Buchs (St. Gallerstrasse 12) Einsitz.
 Die damalige Telefonzentrale war im Haus Schlumpf untergebracht, links davon die alte Post Buchs-Dorf.
Die damalige Telefonzentrale war im Haus Schlumpf untergebracht, links davon die alte Post Buchs-Dorf.

1930 wurde erweitert für 600 Teilnehmer

1916 wurde das Telefonbüro in ein solches 2. Klasse mit Anstellung des Personals durch die Verwaltung umgewandelt. Chef war August Brander. Im Jahr 1930 konnte die Zentrale für den Anschluss von 600 Teilnehmern und 60 Fernleitungen erweitert werden. Betriebsleiter war dort Fritz Bürki. Noch in früheren Zeiten hielt sich die Zahl der Fernleitungen in bescheidenen Grenzen. So wurde im Jahr 1894 die Fernleitung Buchs-Ragaz in Betrieb genommen. Ragaz verfügte bereits über eine direkte Verbindung mit Zürich. 1927 konnte das Fernkabel St. Gallen-Buchs-Sargans erstellt werden. Diese ermöglichte eine Reduktion der Wartezeiten.
 Die Buchser Telefon-Abonnenten des Jahres 1888.
Die Buchser Telefon-Abonnenten des Jahres 1888.

Automatische Zentralen in Betrieb

Am 12. Januar 1938 erfolgte die Inbetriebnahme von automatischen Zentralen in Buchs, Gams und Sennwald. Die automatische Zentrale in Buchs zählte in jenem Jahr 395 Teilnehmer und konnte auf 500 Anschlüsse erweitert werden. Damit war die Telefonie um eine technische Errungenschaft reicher geworden. Anstelle der Stimme der Telefonistinnen mit «Nummer bitte» ertönte fortan ein Summton.
 Telefonrechnung per Nachnahme vom 3. März 1898 mit Signatur der Büroleitung (Pfändler).
Telefonrechnung per Nachnahme vom 3. März 1898 mit Signatur der Büroleitung (Pfändler).
Im Jahr 1888 und auch später noch wurde den Abonnenten eine regelrechte Anleitung ausgehändigt, wie denn das Telefonieren funktioniere. Hier ein Ausschnitt:
Um mit irgend einem Abonnenten in Verkehr zu treten, wird vorerst die Zentralstation gerufen, indem man die Kurbel rechts am Läutewerk (oberstes Kästchen) ein Mal rasch herumdreht und gleichzeitig auf den Knopf unten oder vorn am Läutewerk drückt, falls ein solcher vorhanden ist.
«Nachher nimmt man das Handtelephon (links am Läutewerk aufgehängt) aus seinem Haken heraus und hält es fest ans Ohr. Die Zentralstation wird dann fragen: ‹Was beliebt?›, worauf man in einer Entfernung von 10 bis 20 Centimeter gegen die Schallöffnung des Mikrophons (mittleres Kästchen) möglichst deutlich, aber mit gewöhnlicher Stimme, den Namen desjenigen Abonnenten nennt, mit welchem man zu sprechen wünscht.»
 «Wir haben jetzt das Telefon!»: Mitteilungskarte aus den 1950er Jahren, die an Bekannte geschickt wurde. Bilder: Archiv Hansruedi Rohrer
«Wir haben jetzt das Telefon!»: Mitteilungskarte aus den 1950er Jahren, die an Bekannte geschickt wurde. Bilder: Archiv Hansruedi Rohrer

Nochmaliges Abläuten erforderlich

Das Gespräch zwischen den Abonnenten endigte mit dem gegenseitigen Austausch des Wortes «Fertig» oder «Schluss». In der Anleitung hiess es weiter: «Überdies hat derjenige Abonnent, welcher die Verbindung veranlasst hatte, durch nochmaliges Läuten (Abläuten) die Zentralstation zu avisieren, dass das Gespräch beendet ist, da sonst die Verbindung unnötigerweise bestehen bleibt und deshalb beide Abonnenten nicht anderweitig in Verkehr treten können. Dieses Schlusssignal wird auch vom andern Abonnenten vernommen und soll von ihm nicht etwa als ein neuer Anruf betrachtet werden. Wird vom ersten Abonnenten nicht abgeläutet, so soll es der aufgerufene Abonnent tun.»