Die letzten Monate sind gezählt: Eine Familientradition kommt nach vielen Jahren zum Ende | W&O

27.08.2022

Die letzten Monate sind gezählt: Eine Familientradition kommt nach vielen Jahren zum Ende

Seit 113 Jahren begleitet der Name Sutter die vielfältigen Ansprüche von Sporttreibenden im Toggenburg.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
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Was einst als Wagnerei begann, dann zu einem kleinen Laden ausgeweitet wurde, ist heute ein weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekanntes Sportgeschäft. Marlies und Stefan Sutter mit ihrem Team bieten sowohl den Winter- als auch den Sommersportlerinnen und -sportlern ein umfassendes Sortiment an. Doch die letzten Monate bis zur Geschäftsauflösung sind gezählt: Im April 2023 wird die dann 114-jährige Familiengeschichte zu Ende sein.

Von der Sennhütte zum Sportgeschäft

Wie das Ehepaar Sutter bei einem Besuch vor Ort betont, war es der ursprüngliche Wunsch, dass ihr Unternehmen auch nach ihrer Pensionierung weiter existiert. Sie haben ihre Liegenschaft bereits seit längerer Zeit zum Verkauf ausgeschrieben, mussten allerdings feststellen, dass in der Bevölkerung eine etwas falsche Meinung entstand. «Verkauft wird nicht das Sportgeschäft, sondern das ganze Haus», betont Stefan Sutter. Bisher habe sich noch kein Käufer gefunden, doch es bleibe die Hoffnung, dass sich innerhalb der kommenden Monate doch noch eine Lösung ergebe. Ein Blick in die Firmengeschichte zeigt, dass Eduard Sutter, geboren 1882, in der Sennhütte Alt St. Johann beim Restaurant Rössli im Jahr 1902 eine Wagnerei eröffnete. Bereits vier Jahre später kaufte er Bauland und erstellte das Haus Sutter Sport mit Wagnerei und einem Laden mit rund 15 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Nachwuchs in den Startlöchern

Im Sortiment waren damals vorwiegend Schlitten, Böcke und Brücken für Einachser. Der erste Holzski der Marke «Toggenburg» entstand im Jahr 1909 in der Werkstatt von Eduard Sutter. Verkauft wurde das Paar für zehn Franken, wobei dieses nicht zum Vergnügen, sondern um «ins Holz zu gehen» zum Einsatz kam. Doch auch vergnügliches Skifahren nahm damals seinen Anfang, fällt doch die Gründung des Skiclubs Alt St. Johann ins gleiche Jahr und bereits 1910 wurden die ersten Skikurse angeboten. Mit der Heirat von Eduard Sutter mit Ida Gschwend im Jahr 1907 wurde der Grundstein für eine neue Generation gelegt. Das Ehepaar hatte insgesamt zehn Kinder. Sohn Alfons Sutter wurde am 1. Juli 1917 geboren und stieg 1938 als Mitarbeiter ins elterliche Geschäft ein. Wie in der Chronik zum 100-jährigen Bestehen von Sutter Sport zu lesen ist, verdiente der junge Mann damals 100 Franken im Monat. 1946 nahm Sutter Sport den ersten Ladenumbau in Angriff. Ebenfalls 1946 wurde der Ski- und Sessellift Alt St. Johann – Alp Sellamatt gebaut. Ein Jahr später heiratete Alfons Sutter Trudi Dürr, das Ehepaar hatte fünf Kinder, Alfons Sutter verdiente nun 300 Franken im Monat. In den Fünfzigerjahren kamen die ersten Metallskis auf den Markt und so bauten Vater Eduard und Sohn Alfons 1950 die Skiwerkstatt in eine Schreinerei um. Bereits zwei Jahre später übergab der Vater das Geschäft seinem Sohn.

Der Jüngste steigt ins Geschäft ein

Der heutige Inhaber, Stefan Sutter, kam 1961 zur Welt. Er arbeitete schon früh im Betrieb des Vaters mit. Als gelernter Möbelschreiner und begeisterter Wintersportler stieg er 1981 ins elterliche Geschäft ein. Zum Sortiment gehörten damals auch Mützen, Handschuhe und Skijacken. 1992 heirateten Stefan Sutter und Marlies Hug. Das Ehepaar erstellte 1999 einen Ladenneubau und das Sortiment wurde durch Mode- und Sportbekleidung vergrössert. Auch die Entwicklung im Wintersportgebiet blieb nicht stehen, wurde doch im gleichen Jahr die Vierer-Sesselbahn Ruestel erbaut. Schrittweise haben Marlies und Stefan Sutter während der vergangenen Jahre das Haus erneuert und umgebaut. Nun rückt das Pensionsalter unausweichlich näher und damit auch der Entscheid, sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzuziehen.