Die Offiziersgesellschaft Werdenberg ist für vielfältige Herausforderungen gewappnet | W&O

23.02.2022

Die Offiziersgesellschaft Werdenberg ist für vielfältige Herausforderungen gewappnet

Wenn ein grosses Schadenereignis rasche und professionelle Hilfseinsätze erfordert, stehen spezialisierte Truppen der Schweizer Armee bereit. Das zeigte Brigadier Stefan Christen am vergangenen Freitagabend in einem Referat in Gams bei der Offiziersgesellschaft Werdenberg auf. 

Von Thomas Schwizer
aktualisiert am 28.02.2023
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  Breit bekannt sind Genie-Einheiten als Profis beim Bau von Notbrücken nach Naturkatastrophen und bei Räumarbeiten. Doch Christen führte im Gasthaus Schäfli in Gams vor Augen, wie vielfältig und professionell die Einheiten der ihm unterstellten Lehrverbände für verschiedenste Herausforderungen ausgebildet und ausgerüstet sind. Ein sehr breites Wirkungsfeld Genietruppen wirken mit professionellen Mitteln primär in der Katastrophenhilfe, aber auch in der Kampfunterstützung. Die Rettungstruppen können selbstständig arbeiten, werden aber auch zur Unterstützung ziviler Partner angefordert. ABC-Spezialisten stehen für Schutz- und Abwehrmassnahmen gegen atomare, biologische und chemische Kampfmittel bereit. Die Kamir-Spezialisten sorgen im In- und Ausland für die Beseitigung von Kampfmitteln und die Minenräumung. Die Sporteinheit unterstützt Spitzensportler, die bei der Armee Dienst leisten können.
 Die bereits 57. Hauptversammlung abgehalten: Die Mitglieder der Offiziersgesellschaft Werdenberg erlebten in Gams einen abwechslungsreichen Abend.
Die bereits 57. Hauptversammlung abgehalten: Die Mitglieder der Offiziersgesellschaft Werdenberg erlebten in Gams einen abwechslungsreichen Abend.
Bild: PD
In Katastrophenfällen in kurzer Zeit vor Ort Alle Truppeneinheiten der von Christen geführten Lehrverbände werden professionell ausgebildet und ausgerüstet. Sie zählen über 340 Vollzeitstellen (Uniformierte und Zivilangestellte), 2900 Armeeangehörige in der Grundausbildung (RS) und 3700 «Milizler» in WK-Verbänden. Durchdiener, die an verschiedenen Standorten in der ganzen Schweiz ausgebildet werden, können in Katastrophenfällen in kurzer Zeit vor Ort sein. Brigadier Stefan Christen erwähnte das Beispiel Bondo (Kanton Graubünden), wo ein Naturereignis die Zufahrtsstrasse zerstörte und Teile des Dorfes verwüstete. Die Armee-Einheiten errichteten hier rasch eine Notbrücke mit hoher Tragkraft, um die Zufahrt für Räumequipen und Helfer zu ermöglichen. Die Motorbootkompanie und Armeetaucher kamen zum Schutz einer Nahostkonferenz in Genf zum Einsatz. Kampfmittel- und Sprengspezialisten der Armee suchten hier unter anderem Kanalisationen ab. Diese werden auch von zivilen Stellen beigezogen, weil nur drei Polizeikorps in der Schweiz über das notwendige Know-how verfügen. Künstliche Intelligenz einsetzen Aktuell wird in Christens Lehrverbänden der Bereich Robotik ausgebaut. Entwicklung und Einsatz von künstlicher Intelligenz könne der Armee für künftige Herausforderungen «einen riesigen Mehrwert» bieten, freut er sich über einen Budgetposten, der nun dafür zur Verfügung steht. Sprechende Drohnen Hier werde mit Spezialisten der ETH Zürich kooperiert, die Christen in positivem Sinne als «Nerds» bezeichnete. Mit modernster IT-Technik werden unter anderem virtuelle Ausbildungsmethoden entwickelt, insbesondere für den Führungs- und Trainingsbereich. Heute könne die Armee zusammen mit zivilen Start-ups rasch Prototypen entwickeln. Die Robotik ermögliche zeitlich frühere Einsätze in gefährdeten Schadengebieten. Ein am Bildschirm gesteuerter Radbagger sei bereits einsetzbar, sagte Christen. Ein weiteres Projekt sind «sprechende» ferngesteuerte Drohnen, um Wanderer in verschiedenen Sprachen frühzeitig zu warnen, wenn sie sich einem Sprenggebiet in alpiner Landschaft nähern.   Ehrenmitglied an der HV gekürt Neben den Mitgliedern der Offiziersgesellschaft Werdenberg waren an der HV noch Brigadier Stefan Christen, Kommandant des Lehrverbandes Genie/Rettung/ABC & Sport, Oberstleutnant Elisabeth Stadelmann-Meier, Präsidentin der Offiziersgesellschaft des Kantons St. Gallen, und Fredy Schöb, Gemeindepräsident Gams, als geladene Gäste vor Ort. Major Swen Büchel, Präsident der Offiziersgesellschaft,  blickte in seinen Ausführungen Richtung Osten. Auch wenn die Grenze zwischen Russland und der Ukraine rund 2000 Kilometer entfernt liegt, sei dieser Konflikt doch irgendwie greifbar und stets in den Medien präsent. Gerade wegen solcher Gefahren sei die Verteidigung der Schweiz auch mit neuen Kampfflugzeugen zwingend notwendig und müsse jederzeit gewährleistet werden können. Die Pandemie habe aufgezeigt, dass die Armee jederzeit bereit sei, um zu helfen. Als der Bundesrat Ende Februar 2020 die «besondere Lage» erklärte und am 16. März die Armee mobilisiert hat, war dies die erste Mobilmachung seit dem 2. Weltkrieg. Ab dem Höhepunkt der Pandemie standen täglich 5000 Angehörige der Armee im Einsatz. Das Spektrum reichte von der Unterstützung der Behörden im Gesundheitsbereich bis zur Verstärkung von Polizei und Grenzwache. Der Vorstand bleibt unverändert. Geehrt wurde Hauptmann Tim Schneider, welcher für seine besonderen Verdienste zum Ehrenmitglied gekürt wurde.