Die Schafzüchter von Grabs verfolgen seit je hochgesteckte Zuchtziele | W&O

03.10.2022

Die Schafzüchter von Grabs verfolgen seit je hochgesteckte Zuchtziele

Der Schafzuchtverein Grabs feiert sein 125-jähriges Bestehen mit einer Beständeschau am kommenden Freitag, 7. Oktober.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
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Auch im Jubiläumsjahr 2022 besitzt der Schafzuchtverein Grabs – früher als Genossenschaft benannt – eine schöne Zahl initiativer und begeisterter Aktivmitglieder. Begeisterung und auch Mut spielten bereits im Gründungsjahr mit, als fünf Mann mit Initiant Ulrich Zweifel eine Schafbesitzerversammlung durchführten, mit dem Zweck einer Genossenschaftsgründung. Das war am 29. August 1897 im Restaurant Ochsen. Die fünf Gründer hatten einen Sitz im Vorstand zu übernehmen: Ulrich Zweifel, Präsident; Fridolin Grässli, Aktuar; Christian Grässli, Kassier; Johann Vetsch und Johann Eggenberger, Rechnungskommission.

Gönner und Berater aus dem Custerhof

Die junge Gruppe erkannte, dass hochgesteckte Ziele wie Zuchtverbesserungen durch Einkreuzung nur miteinander möglich waren. In Direktor Wyssmann vom Custerhof, Rheineck, fand man einen Gönner und Berater. So kaufte er im Jahre 1899 für Grabs zwei englische Oxfordwidder aus England. Gleichzeitig wurden vier Mutterschafe importiert, die mit 163 Franken hoch bezahlt werden mussten.
 Aus den Anfängen der Genossenschaft mit den Schafzüchtern Hans Bühler, Barth. Gantenbein, Friedrich Zweifel, Math. Sturzenegger, von links.
Aus den Anfängen der Genossenschaft mit den Schafzüchtern Hans Bühler, Barth. Gantenbein, Friedrich Zweifel, Math. Sturzenegger, von links.
Damit aber war der Grundstein zur Entstehung des Grabserschafes gelegt. Heute heisst es das Braunköpfige Fleischschaf (BFS) und gehört zu den anerkannten Rassen der Schweiz.

Erfolg an Ausstellung in Frauenfeld

1903 zeigten die Grabser Schafzüchter ihre Tiere in Frauenfeld. Die Genossenschaft erntete vier Preise erster und zwei Preise zweiter Klasse. Dieses Ergebnis war Direktor Wyssmann zu verdanken, er wehrte sich energisch für die Grabser, nachdem das Ausstellungskomitee an den Schwarzköpfen keinen Gefallen fand. 1904 wurde mit 31 Erstklass-Tieren das erste Zuchtbuch angelegt. 1907 erzielten die Grabserschafe an der Kantonalen Landwirtschaftsausstellung in St. Gallen den ersten Rang. Zu jener Zeit wurden diese Schafe noch als Wildhauserkreuzung bezeichnet. Trotz hoher Kosten wurden 1925 fünf männliche und drei weibliche Tiere aus England importiert.
 Prämienschau der Schafzuchtgenossenschaft in Grabs im Jahre 1913. Bilder: Archiv Schafzuchtverein Grabs
Prämienschau der Schafzuchtgenossenschaft in Grabs im Jahre 1913. Bilder: Archiv Schafzuchtverein Grabs
Im gleichen Jahr erhielten die Grabser in Bern vier erste Preise. In den nachfolgenden Jahren wuchs die Zahl der Mitglieder auf 30 an. 1938 gab es einen lebhaft geführten Kampf mit dem Schweizerischen Schafzuchtverband zur Erhaltung und Standardisierung des Grabserschafes. Die Ostschweizer forderten eine hellere Farbe als bisher. Nach langem Hin und Her gab der Landesverband nach, allerdings mit der Bedingung, dass auf die Bezeichnung Grabserschaf verzichtet werde. Seither heisst es Braunköpfiges Fleischschaf.

Fünf Jahrzehnte in Grabser Hand

1946 wurde der Zuchtbuchführer Hans Sturzenegger als Geschäftsführer des Kantonalverbandes gewählt. Dieses Amt blieb, nach einem kleinen Unterbruch, mit Kaspar Vetsch und Sohn Heiri Vetsch fast fünf Jahrzehnte in Grabser Hand. In den 1960er-Jahren fielen die Grabser durch ihre Zuchtfortschritte auf. 1964 wurde zum Beispiel von Kaspar Vetsch mit 87,8 Punkten die höchste männliche Zuchtfamilie der Schweiz gestellt.
 Dieses Erinnerungsbild aus früheren Jahren des Schafzuchtvereins Grabs zeigt einige der jungen Züchter und ihre Tiere.
Dieses Erinnerungsbild aus früheren Jahren des Schafzuchtvereins Grabs zeigt einige der jungen Züchter und ihre Tiere.
In würdigem Rahmen konnte 1972 wieder ein Jubiläumsjahr gefeiert werden. Es galt weiterhin der Leitsatz «Mitenand goht’s besser». Die starke Grabser Schäflerfamilie, welche stets auch Nachhaltigkeit pflegte, erreichte in den folgenden Jahren immer wieder neu gesteckte Ziele. In den Jahren 1974 und 1986 war die Schafzuchtgenossenschaft Grabs auch Organisatorin des St. Gallischen Schafzuchtverbandes. Ende August 1995 überraschte ein Wetterumschwung in den höheren Lagen in Form von heftigen Schneefällen. Die Alpabfahrt kam einer Evakuierung gleich. Schafhirt und Helfer setzten alles daran, um die Schafe heil ins Tal zu bringen.
 Die Grabser Schafzüchter im Jubiläumsjahr 2022 mit neuem Vereins-T-Shirt.
Die Grabser Schafzüchter im Jubiläumsjahr 2022 mit neuem Vereins-T-Shirt.
Bild: Hansruedi Rohrer
Solche Jahre sind zum Glück selten. Die zurückkehrende Herde aus der Alpsömmerung ist jeweils nicht nur für die Schäfler ein herrlicher Anblick: Die Zuchtschafe in maximaler Zuchtkondition und die Schlachtlämmer im gewünschten Ausmastgrad. Am Freitag, 8. Oktober, zeigt sich der Verein mit Beständeschau und Festwirtschaft auf dem Grabser Marktplatz. Quelle Festschrift 100 Jahre Schafzuchtgenossenschaft Grabs 1997