Die schlanke Nadel: Als Buchs den höchsten Kirchturm weit und breit bekam | W&O

10.12.2022

Die schlanke Nadel: Als Buchs den höchsten Kirchturm weit und breit bekam

Am 28. Februar 1932 wurde das neu erbaute Gotteshaus der evangelischen Kirchgemeinde Buchs eingeweiht.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
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Im Februar 1932 war rund ein Jahr vergangen, als die kleinere Kirche dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das Bucher Kirchlein hatte ausgedient, war zu eng geworden. Eine Sanierung war zu teuer. Das Wort «schützenswert» existierte wohl auch noch nicht.

Chorgesang, Predigt und Ansprachen

Am letzten Februarsonntag des Jahres 1932 stand er dann da, der neue, dominante Kirchenbau, bereit zur Einweihung. Die evangelische Kirchenvorsteherschaft lud dazu herzlich ein. Der Akt fand am Nachmittag um 14 Uhr statt, mit Chorgesang, Predigt und Ansprachen. Mit einer grossen Teilnahme seitens der Kirchengenossen ging diese Einweihungsfeier vonstatten.
 Walter Sonderegger war der da
Walter Sonderegger war der da
Der Weiheakt mit Pfarrer Walter Sonderegger wurde umrahmt mit Orgelvorträgen, Chorliedern und Gebeten. Dazwischen sprachen Dekan Daniel Brütsch aus Sevelen und Kirchenrat Pfarrer Etter aus Rorschach.

Schlanke Nadel als neues Wahrzeichen von Buchs

Am auffälligsten stand der Turm da, 82 Meter hoch vom Boden bis zum Stern. Es war der höchste Kirchturm weit herum. Man sprach von der schlanken Nadel als neues Wahrzeichen, welches von überall her heute noch gut zu sehen ist. Damals gefiel vielen Bürgerinnen und Bürgern dieser Kirchenbau in seiner Gesamtheit nicht, hob er sich doch von den Kirchen in der Umgebung ab. Die neue Buchser Kirche ist von den Architekten Schäfer & Risch, Zürich und Chur, geschaffen worden. Das einheimische Gewerbe fand hier willkommene Arbeit. Das Kircheninnere in blaugrüner Farbe wies im Schiff 622, auf den Emporen 322 und auf der Sängerempore 86 Sitzplätze auf.
 Faltprospekt als Willkommgruss der evangelischen Kirchgemeinde.
Faltprospekt als Willkommgruss der evangelischen Kirchgemeinde.
Das Unterrichtszimmer bot Platz für weitere 108 Personen. Das neue Gotteshaus erhielt eine prächtige Orgel aus den Werkstätten Metzler & Cie., Felsberg und Chur. In der Beilage des «Werdenberger & Obertoggenburger» vom 26. Februar 1932 zur Einweihung kamen auch die beiden Architekten zu Wort. Sie führten unter anderem aus: «In dieser Schmucklosigkeit der evangelischen Kirchen liegt unzweifelhaft eine gewisse Gefahr für die Raumstimmung, die trotz aller Einfachheit nicht nüchtern sein darf. Deshalb ist uns die Orgel als Schmuckstück willkommen und hat sie eine reichere Ausbildung erhalten. Im übrigen liegt der wirkungsvollste Schmuck in der Gestaltung der Wände, die als System von Bogennischen ausgebildet sind.»
 Innenansicht der neuen Kirche mit Kanzel und Orgel.
Innenansicht der neuen Kirche mit Kanzel und Orgel.

Manch wehmütiger Blick auf altehrwürdige Kirche

Weiter heisst es: «Gegenüber der Kanzelwand kann auf der Empore das Konfirmandenzimmer zur Vergrösserung der Kirche einbezogen werden. Das Bedürfnis dafür wird an hohen Festen vorhanden sein. Durch einfaches Aufziehen der Trennungswand ist die Vereinigung der beiden Räume hergestellt.» Die Architekten sprachen auch etwas Wehmut an: «Mancher wehmütige Blick wird auf die altehrwürdige Kirche von Buchs gefallen sein, nachdem ihr Todesurteil bekannt geworden war. Hatte sie doch Jahrhunderte hindurch treu gedient und alle nötigen Eingriffe geduldig über sich ergehen lassen! Nun wurde ihr aber zu viel zugemutet; das konnte sie nicht mehr leisten, und so musste sie leider untergehen. Das Sterben wurde ihr so leicht als möglich gemacht, und am 27. März 1931 fiel sie unter mächtigem Donner sozusagen in sich zusammen.»