Sie steht da, ganz alleine. Vor ihr das «Schaleglüt», eine der Installationen auf dem Klangweg. Sie ist aus Holz. Es kommen viele Wandernde auf dem Klangweg vorbei. Eltern mit Kindern, Senioren auf einem Ausflug, jun-ge Erwachsene, Paare, Singles. Aber wo bleibt der Partner für die Simmentaler Jodlerin?
Er, ein Jodler – auch aus Holz. Ein Toggenburger Jodler. Nahe dem Flöschhore auf gut 2000 Metern steht er wartend da. Hoch oben über St. Stephan, nahe der Lenk im Simmental. Wie kommt es, dass die Simmentaler Jodlerin im Toggenburg ist und der Toggenburger Jodler im Simmental? Hatten die beiden ein Blind Date und haben sich verpasst?
Erste Kontakte wurden 2020 geknüpft
Im Dezember 2020 erreichte den Klangweg-Verantwortlichen Martin Sailer eine E-Mail aus St. Stephan im Berner Oberland. St. Stephan Tourismus war damals zusammen mit dem bekannten Jodelkomponisten Ueli Moor aus St. Stephan und der Firma Erlebnisplan AG in Planung eines Jodlerwegs. Erlebnisplan AG ist die Firma, die bei der Weiterentwicklung der Klangschmiede im Toggenburg mitgearbeitet hat.
Bei der Planung des Jodlerweges auf der Alp Dürrenwald kam die Idee auf, unter dem Motto «Kommunikation» eine Interaktion mit dem Klangweg Toggenburg zu suchen. Eine Holzstele in Toggenburger Tracht könnte so einer Holzstele in Berner Tracht zujodeln.
7,7 Kilometer langer Rundwanderweg
Initiant des Jodlerwegs im Simmental ist Ueli Moor. Er ist nebst Komponist für Jodellieder auch Dirigent des Jodlerklubs St. Stephan. Mit der Idee zum Jodlerweg möchte Moor den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in den Ursprung des Jodelns, deren Technik und die Vielfalt des Jodelns vermitteln.
Auf dem 7,7 km langen Rundwanderweg mit Start und Ziel auf der Alp Dürrenwald erwartet die Wandernden acht Stationen mit verschiedenen Themen zum Jodeln. Nebst einer Erklärung, wie das Jodeln entstanden ist, gibt es Informationen über die Grammatik des Jodelns, eine Übersicht des Naturjodels, Jodeln einst und heute und Jodeln in Amerika. Auch ein Abstecher ins Sägemehl ist garantiert. Der Posten 4 ist dem Initianten des Jodlerwegs, Ueli Moor, gewidmet.
Eigenheit der Toggenburger Jodelkunst erklärt
Beim Posten 5 steht der Toggenburger Jodler. Dort wird den Besucherinnen und Besuchern die Eigenheit der Toggenburger Jodelkunst erklärt. Anhand des Naturjodels «Churer» werden die Eigenheiten betreffend Rhythmik und Tonhöhe erläutert. Das Publikum erfährt Spannendes über das «Öberäfahre» und die Pflege dieser Tradition. Es wird auf die Klangwelt Toggenburg, das Klangfestival sowie auf den Klangweg hingewiesen.
Auf der Stele der Simmentaler Jodlerin auf dem Klangweg erhält man Informationen über den neu erstellten Jodlerweg in St. Stephan. Diese Stele weist darauf hin, dass in St. Stephan wie auch im Toggenburg das ursprüngliche Brauchtum mit Herzblut gelebt und gepflegt wird. Im Toggenburg ist es die Klangwelt und im Simmental die Alpkultur.
Die Simmentaler Jodlerin auf dem Klangweg im Toggenburg.
Wer ein Smartphone auf der Wanderung dabei hat, findet auf jeder Stele einen QR-Code. Dieser kann mit der Kamera fotografiert werden. So kommt man in den Genuss von Musik und weiteren Informationen. Ob der Toggenburger Jodler auf dem Jodlerweg wohl irgendwann auf die Simmentaler Jodlerin auf dem Klangweg trifft? Man darf auf ein Treffen der beiden Jodelkulturen gespannt sein.