2021: Corona. Das Jahr war quasi eine Kopie von 2020. Die Schweiz und die Welt befinden sich in einer Endlosschleife. Ein weiteres Jahr mit Auf und Ab, zwischen Hoffen und Bangen, Erleichterung und Ernüchterung.
Die Schweiz mit vier Landessprachen, ihrem föderalistischen Kantönligeist und der direkten Demokratie ist so vielfältig wie kaum ein anderes Land in Mitteleuropa. Mentalität und Weltanschauung von St. Gallerinnen, Wallisern, Tessinerinnen oder Stadtzürchern unter den Hut Schweiz zu bringen und das Land gemeinsam vorwärtszubringen, ist eine stete und wichtige Herausforderung. Das Land hat durch wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und empathischen Erfolg über lange Zeit bewiesen, dass es möglich ist, verschiedene Strömungen zu einem gemeinsamen Fluss zu vereinen. Selbst übel umkämpfte Geschäfte wie das Frauenstimmrecht auf eidgenössischer Ebene (1971), der EWR (1992), Schengen (2005) oder die zwei Landwirtschaftsinitiativen im 2021 haben in der Gesellschaft nicht die Gräben hinterlassen, welche zuvor aufgerissen wurden.
Nun steht die Schweiz mitten in einer Zerreissprobe, die keiner von uns gewünscht oder erahnt hat, welche jede Einzelne, jeden Einzelnen von uns enorm fordert. Die grosse Diversität der Schweiz kann das Erfolgsrezept sein, um mit möglichst geringem Schaden durch diese Pandemie, durch diese Krise zu gehen. Dafür braucht es die Qualitäten der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede von jedem in diesem Land.
Mit einer Portion Demut sollte man sich bewusst sein, dass die Schweiz heute in vielerlei Hinsicht eines der erfolgreichsten Länder dieser Welt ist – Pandemie hin oder her. Dass unsere selbst erschaffene politische Stabilität schon fast einzigartig ist – Pandemie hin oder her. Dass unsere Bürgerrechte im Gesamten umfangreicher als anderswo sind – Pandemie hin oder her.
Kein Staat dieser Welt wurde mit einer fertigen Identität geschaffen. Die Schweiz hat wirre Zeiten durchgemacht bis zur Bundesverfassung von 1848, die der Grundstein für den schweizerischen Bundesstaat war. Und auch in den Jahrzehnten danach war der Weg holprig und anspruchsvoll. Aus Unterschieden mussten die Gemeinsamkeiten herausgeschält werden, ohne die Unterschiede dafür komplett beseitigen zu müssen. Die gemeinsame Identität des Landes wurde mit jedem Jahrzehnt im Wellengang der Geschichte gefestigt. Fleiss, Wille, Weitsicht und die geopolitisch günstige Lage haben dazu beigetragen.
Die Schweiz ist mit und dank ihrer vielen Unterschiede erfolgreich geworden. Besinnen wir uns im Jahr 2022 darauf. Das schaffen wir auch in Zukunft!