«Diese Kürzung ist einfach extrem»: Kritik am revidierten Buchser Budget 2022 | W&O

17.01.2022

«Diese Kürzung ist einfach extrem»: Kritik am revidierten Buchser Budget 2022

Harry Müntener, Geschäftsführer von Marketing Buchs, wirft einen Blick in eine unsichere Zukunft. Er sieht keinen Sinn darin, «bewährte Strukturen in Buchs» wieder abzubauen.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Stadt Buchs stimmt am 24. Januar an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung über das revidierte Budget 2022 ab, in welchem rund 2,6 Millionen Franken eingespart werden müssen. Stark betroffen ist auch Marketing Buchs, dessen Budget um 60 Prozent zusammengekürzt wurde. Der Verein sieht seine Strukturen und sein Angebot stark in Gefahr. Marketing Buchs muss das Budget um 60 Prozent kürzen. Wie leben Sie damit? Harry Müntener: Marketing Buchs anerkennt die schwierige Aufgabe des Stadtrates, welcher in kurzer Zeit das Budget 2022 überarbeiten musste. Auch wir müssen einen Anteil an die Einsparungen leisten. Wir haben jedoch mit 10 bis maximal 20 Prozent gerechnet. Weniger Geld bedeutet auch weniger Leistung? Richtig. Die Kürzung in der Höhe von 60 Prozent kommt sehr überraschend und stellt vieles in Frage, zumal die Wirtschaft auch sonst schon sehr leidet in dieser herausfordernden Zeit. Der regionale Arbeitgeberpräsident und der Präsident von Wirtschaft Buchs sagen aber, dass es der Wirtschaft generell gut geht. Es ist richtig, dass es in der Baubranche oder anderen Bereichen keine Einbussen gibt. Ein Wirtschaftspräsident sollte aber die Aussagen differenzieren und die Zentrumsgeschäfte wie Fachhandel, Gastronomie oder Detailhandel nicht vergessen. Diese Bereiche haben sehr wohl grosse bis sogar existenzielle Probleme, welche man in dieser Zeit sehr ernst nehmen muss. Wie wichtig sind die Leistungen von Marketing Buchs für die Öffentlichkeit? Wir versuchen, einen Mehrwert für Buchs zu schaffen und somit das Image von einer lebendigen Stadt zu kreieren. Märkte und verschiedene Events sind sehr wichtig für das Zentrum, um Strahlkraft über die Stadtgrenze zu erzeugen.
 Von Sparmassnahmen betroffen: Die Leistungen des Buchser Stadtmarketings müssen eingeschränkt werden.
Von Sparmassnahmen betroffen: Die Leistungen des Buchser Stadtmarketings müssen eingeschränkt werden.
Bild: Heini Schwendener
Lässt sich dieser Mehrwert auch in Geld ausdrücken? Wir konnten dank Sponsoren und Eigenleistungen pro Jahr 100000 Franken für das Zentrum generieren und somit zusätzlich investieren. Rechnet man diese Einnahme und die Kürzung unseres Budgets zusammen, verlieren der Handel in Buchs 250000 Franken, welche direkt für die Belebung des Zentrums ausgegeben werden. Frequenz als oberstes Gebot? Ich bin mir sicher: Sollten die Kürzungen für das Zentrum dauerhaft sein, wird eine Reaktion von Wirtschaft Buchs kommen. Frequenz ist das Wichtigste für das Gewerbe, damit man Umsatz für einen gesunden Betrieb bekommt. Geht das ohne Stadtmarketing nicht? Im Mai 2021 wurde unsere Arbeit der letzten drei Jahre durch den Stadtrat und externe Fachleute aus den Bereichen Marketing und Tourismus geprüft. Das Resultat war durchwegs positiv. Die Experten haben bestätigt, dass unser Weg zukunftsgerichtet ist, um ein Zentrum zu beleben und attraktiv zu gestalten. Eine Studie der HTW Chur aus dem Jahr 2017 hat ebenfalls gezeigt, dass ein Stadtmarketing essenziell ist. Darum wurde das Budget von Marketing Buchs im Jahr 2018 erhöht und die Aktivitäten entsprechend ausgeweitet. Wie erklären Sie sich die jetzige Kürzung von 60 Prozent? Ich kann mir das nur so erklären, dass es ein einmaliger Vorgang ist, da wir im Jahr 2021 wegen der Pandemie nicht alle Anlässe und Aktivitäten realisieren konnten, was vermutlich auch 2022 so sein wird. Falls die Kürzung über 2022 hinaus andauern sollte, dann ist es für mich aber nicht mehr erklärbar. Sie sehen offenbar ihre Strukturen gefährdet. Sollte das Budget auf dauerhaft auf die Grössenordnung vor 2018 gekürzt werden, müssen die aufgebauten Strukturen wieder abgebaut werden. Da stellt sich für mich die Frage, wenn etwas mit kleinem Budget früher nicht funktionieren konnte, wie kann dies in der Zukunft funktionieren? Macht es Sinn, etwas abzubauen, was mit viel Geld und Arbeit in den letzten Jahren aufgebaut wurde und erfolgreich war? Was ist ihre Erwartung denn nun konkret? Marketing Buchs erwartet von der Stadt ein klares Bekenntnis zu einem starken Zentrum. Die Kürzung von 60 Prozent ist einfach extrem und so ausgelegt, dass das Zentrum geschwächt wird. Ich hoffe, die Stadt bietet hier Hand für eine Lösung, damit die Struktur und unsere minimalen Aufgaben beibehalten werden können. Und wenn nicht? Die Aktivitäten von Marketing Buchs bauen auf langfristiger Planung auf. Es muss Sicherheit bestehen, dass wir unseren Auftrag ausführen können. Sollte dieses Bekenntnis nicht kommen, werden die Belebungsmassnahmen der letzten Jahre nicht mehr existieren. Viele Projekte, etwa der Weihnachtsmarkt oder Buchs+Sound, würde es in Zukunft nicht mehr geben. Wir hoffen, dass sich mit der Vorstandssitzung im Februar, an welcher zwei Vertreter der Stadt Buchs dabei sind, die Situation klärt und wir festlegen können, wie es mit Marketing Buchs und dem Zentrum weitergeht.