Drei Commedia-Artisten führten die Besucher im Fabriggli ins Schlaraffenland | W&O

21.02.2022

Drei Commedia-Artisten führten die Besucher im Fabriggli ins Schlaraffenland

Die Commedia «Cuccagna» spürt den möglichen Verhaltensweisen und Auswirkungen in einer besonderen Erzählweise nach: in sketchartigen Szenen mit viel Humor, Phantasie, Musik, Komik, Slapstick und Pantomime.

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
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Cuccagna (italienisch für Schlaraffenland) ist das Land der Zuckerberge, des Milchflusses, der an Bäumen wachsenden Salamis - und generell des leiblichen Genusses. Dessen Bewohner getrennt vom Rest der Welt leben und deshalb etwas gar naiv und unwissend sind. Wie reagieren sie, wenn in diese Welt ein Fremder von jenseits der Zuckerberge zufällig ins Land mit dem Sahnesee eindringt, in welchem keine Motorboote fahren können, weil die Schiffsschrauben alles zu Schlagrahm rühren würden? Allerlei Missverständnisse Die Commedia «Cuccagna» spürt den möglichen Verhaltensweisen und Auswirkungen in einer besonderen Erzählweise nach: in sketchartigen Szenen mit viel Humor, Phantasie, Musik, Komik, Slapstick und Pantomime. Sie lässt dabei auch Motive der Schildbürgergeschichte einfliessen. So etwa wenn die Schauspieler Schlaraffenland-Berufe wie den Lichtfänger oder die Salzsäerin vorstellen. Dass es zwischen Einheimischen und dem Ausländer zu allerlei Missverständnissen kommen kann, liegt auf der Hand – und wird verstärkt, weil die Protagonisten zwischen italienisch, französisch und deutsch hin- und herwechseln. Aber immer so, dass das Publikum dem Inhalt folgen kann. Schauspieler aus dem Grabserberg mit dabei Zwischen den Szenen werden die neuesten TV-Nachrichten aus Cuccagna berichtet. Köstlich wie Schauspielerin Raissa Avilés die Worte ihres Kollegen Fabrizio Pestilli dabei pantomimisch im Stil der Gebärdensprache humorvoll sichtbar macht. Claude Sprecher, der seine Wurzeln auf dem Grabserberg hat,  spielt den Eindringling/Ausländer und brilliert mit seinem ausdruckstarken Mienenspiel. Höhepunkt ist dabei die Schlussszene des «sterbenden» Helden. Doch wir greifen vor. Umwerfend gespielter «Heldentod» Der Eindringling versucht den Einheimischen seine Welt näher zu bringen. Aber wie erklärt man ihnen Begriffe wie Eisenbahnräder («Biscotti?»), Schienen («Spaghetti?»), Glühbirne oder Kühlschrank? Der Ausländer wird auch politisch ein Thema. Die Salsiccia- und die Salamipartei geraten bei den TV-Diskussionen à la Arena gehörig aneinander. Die Auseinandersetzungen um den Umgang mit den Fremden artet im Schlaraffenland im Chaos und Bürgerkrieg aus. Der Ausländer wird verhört und auch als Folge weiterer Missverständnisse ins Gefängnis geworfen. Als die für die Ausländer kämpfenden Partisanen den Ausländer befreien und für sich rekrutieren wollen, wehrt sich dieser mit allerlei Argumenten – und der dramatischen Schlussszene seines umwerfend gespielten «Heldentodes». Denn eine Komödie darf ja nicht wirklich als Drama enden, oder?