Durchzogene Bilanz nach Testversuch: Mandelbäume bringen südliches Flair in die Region | W&O

30.05.2022

Durchzogene Bilanz nach Testversuch: Mandelbäume bringen südliches Flair in die Region

Obstproduzent Andi Gantenbein hat vor einigen Jahren in Grabs sieben Mandelbäume als Testversuch angepflanzt. Das Ergebnis ist «durchzogen».

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
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Im Jahr 2016 pflanzte Andi Gantenbein vom gleichnamigen Hofladen im Grabser Ritsch sieben Mandelbäume. Angeregt hatte dieses Experiment Richard Hollenstein von der Fachstelle Obstbau des Landwirtschaftlichen Zentrums des Kantons St. Gallen (LZSG) in Flawil. Sein damaliger Wunsch:
Ich möchte sehen, ob Mandelbäume in der Region Werdenberg und Rheintal funktionieren.
Er sei immer darauf bedacht, nebst Obstsorten, die mit der Fachstelle in Verbindung gebracht werden, nach Nischenprodukten zu suchen, so Richard Hollenstein auf Anfrage.
Die Idee, Testversuche mit Mandelbäumen zu machen, hatten wir schon, bevor Agroscope aktiv wurde. Auch Versuche mit Edelkastanienbäumen laufen derzeit.

Drei verschiedene Sorten gepflanzt

Sechs Jahre später bilanziert Andi Gantenbein das Experiment als «spannende Erfahrung». Gepflanzt wurden je zwei Bäume der Sorte Amanda und Robijn und drei Papierski. «Zweimal, in den Jahren 2018 und 2019, konnten wir von den Bäumen der Sorte Amanda Früchte ernten, das erste Jahr waren es fünf, das zweite Jahr sogar zehn Kilo», blickt der Obstproduzent zurück. Doch damit sei der Erfolg schon ausgereizt, denn während sich die äussere, leicht wollige Schale gut entfernen lasse, sei die eigentliche Frucht durch eine steinharte Schale geschützt. «Mir ist nicht ganz klar, wie diese geöffnet werden kann, vermutlich haben Produzenten in südlichen Ländern dafür eine spezielle Mandelknackeinrichtung.»

Zur Freude an den frühen Blüten geeignet

Die Ernte habe er nach Flawil geliefert. Der Plan war, Mandelöl zu pressen. Gemäss Richard Hollenstein seien die Mandeln geknackt worden. «Dann mussten wir aber feststellen, dass es in den Früchten gallertartige Einschlüsse hatte. Ob diese von Pseudomonas-Bakterien verursacht wurden, ist nicht ganz klar.»
Fest steht aber, die frühe Blüte der Mandelbäume birgt Risiken und Stand heute würde ich den Erwerbsanbau in unserem Kanton, selbst in geschützten Lagen, nicht empfehlen.
Er sieht schon den Anbau von Aprikosen im Freiland als Herausforderung. «Wenn dann noch die Hürde der Weiterverarbeitung dazukommt und der Ertrag wie bei den Mandelbäumen sehr unsicher ist, bin ich skeptisch.» Aus seiner Sicht sind Mandelbäume einfach als Hobby und zur Freude an den frühen Blüten geeignet.
 Anfang Mai trägt der Amanda-Mandelbaum zahlreiche Früchte.
Anfang Mai trägt der Amanda-Mandelbaum zahlreiche Früchte.
Bild: Adi Lippuner

Anbau in Grabs nicht vorstellbar

Geht es um die Beurteilung der drei Sorten, hält Andi Gantenbein fest: «Kaum oder gar keine Ernte ergaben die beiden Sorten Robijn und Papierski, am meisten Früchte trugen die beiden Amanda-Bäume. Zudem sorgten die Frühlingsfröste in den Jahren 2020 und 2021 für einen Totalausfall.» Sein Fazit deckt sich mit der Erkenntnis von Richard Hollenstein.
Ich kann mir einen Erwerbsanbau von Mandeln in Grabs nicht vorstellen, gerade die Weiterverarbeitung der Frucht ist aus meiner Sicht ein Hindernis.
Deshalb setzt der Produzent gerne auf seine Kirschen, Zwetschen und Äpfel, die im Hofladen verkauft werden.

Positive Signale von Agroscope

Im Jahr 2020 machte die Forschungsanstalt Agroscope rund 20 Betriebe ausfindig, die damals bereits 330 Mandelbäume gepflanzt haben. Der Anbau von Mandeln wurde als «vielversprechende Kultur» angepriesen. «Grundsätzlich wachsen Mandelbäume überall dort, wo auch Aprikosen oder Reben gedeihen würden. Sie bevorzugen sandige Lehmböden mit hoher Durchlässigkeit und sind tolerant gegenüber Trockenheit.» Die sieben Mandelbäume in Grabs sind innerhalb von sechs Jahren kräftig gewachsen, die Winterkälte hat ihnen keinen Schaden zugefügt, ganz anders die Frostnächte im Frühjahr. Ich habe die Bäume einfach wachsen lassen und beobachtet, was passiert», so Andi Gantenbein. Das Schönste an dieser Kultur seien die Blüten im frühen Frühjahr und da deckt sich seine Beobachtung mit der Feststellung von Agroscope:
Mandelblüten liessen sich touristisch vermarkten, wie dies im Ausland bereits geschieht.
Und in der Tat: Wer schon einmal die weiten Flächen voll blühender Mandelbäume auf der Insel Mallorca gesehen hat, wird diesen Anblick nie mehr vergessen.