Wer einen Neuwagen kaufen möchte, muss sich derzeit auf eine lange Lieferfrist gefasst machen. Hintergrund bleibt die Chipkrise – aber nicht nur. Ob Smartphones, Laptops, Spielkonsolen oder TV-Geräte. Überall sind Mikrochips eingebaut. Auch die Automobilindustrie ist auf sie angewiesen, zum Beispiel in Steuergeräten, die Fahr- oder Bremsverhalten und Assistenzsysteme regeln.
Weil Mikrochips Mangelware sind und weil durch die Coronakrise auch bei anderen Bestandteilen Produktionsausfälle entstanden sind, werden viele Autos mit grosser Verzögerung produziert und ausgeliefert.
Lieferzeiten sind teilweise abhängig vom Modell
Das bekommen auch Garagisten in der W&O-Region zu spüren. So zum Beispiel die Garage J. Müntener AG in Buchs. Konnte Geschäftsführer Jakob Müntener bestellte Neuwagen früher noch innert wenigen Wochen ausliefern, so müssen seine Kunden derzeit rund ein Jahr warten. Der Suzuki-Vertreter sagt gegenüber dem W&O:Wir haben für Auto-Bestellungen vom Oktober noch immer keine Bestätigung erhalten.«Bei uns sind die Lieferzeiten extrem modellabhängig», sagt Remy Kühnis, Geschäftsleiter der Garage Kühnis AG in Grabs. Er verkauft Fahrzeuge der Marken Kia und Mitsubishi. «Bei manchen Modellen ist es überhaupt kein Problem, bei anderen beträgt die Lieferzeit ein Jahr.»
Rot statt blau, weiss statt grau: Kunden müssen flexibler sein
Auf die Frage, wie die Kunden reagieren, wenn er sie über die lange Lieferfrist informiert, sagt Remy Kühnis:Die meisten Kunden rechnen schon damit, wenn sie zu uns kommen. So lange warten will eigentlich niemand. Manche Kunden fangen extra schon früher an zu schauen, weil sie wissen, dass es länger dauern wird.Bis jetzt habe er noch immer eine Lösung gefunden, wenn jemand dringend ein Auto benötigte, sagt Kühnis. «Manchmal muss der Kunde etwas flexibel sein und zum Beispiel eine Farbe nehmen, die erhältlich ist.» Viele Kunden weichen auch auf den Occasionsmarkt aus, wenn sie rasch ein Fahrzeug brauchen. «Doch dieser ist langsam leer und die Autos überteuert», weiss Jakob Müntener. Es sei eine blöde Situation. «Wir wissen selber nicht, wie das weiter geht.»
Noch ist keine Besserung der Situation in Sicht
Die Lieferschwierigkeiten führen auch zu Mehraufwand, sagt Suzuki-Verkäufer.Manchmal können wir mit einem anderen Händler ein Auto tauschen, wenn wir zum Beispiel eine bestimmte Farbe benötigen.Aber das sei durch den Transport immer mit Kosten und Umtrieb verbunden. «Wir haben derzeit noch einen Neuwagen hier, normalerweise waren es jeweils etwa 25», so Jakob Müntener gegenüber dem W&O. Er sei sogar schon gefragt worden, ob er die Garage schliesse, weil fast keine Autos mehr vor Ort sind. Über ein Jahr halten diese Lieferschwierigkeiten nun schon an. Und sie betreffen gemäss Müntener nicht nur Neuwagen, sondern auch Ersatzteile, wenn auch weniger stark. «Bei Ersatzteilen können wir teilweise auf andere Lieferanten ausweichen.» Besserung ist noch nicht in Sicht. Remy Kühnis rechnet nicht damit, dass sich die Situation vor 2023 normalisieren wird.