Ein Knabe hat beim SC Flös die Freude am Synchronschwimmen entdeckt | W&O

16.03.2022

Ein Knabe hat beim SC Flös die Freude am Synchronschwimmen entdeckt

Raphael Andenmatten gilt als Exot. Denn der Knabe aus Haag treibt Sport in einer eigentlichen Frauendomäne und bestreitet auch schon Wettkämpfe.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Am Wochenende fanden im Buchser Hallenbad Flös die Regionalmeisterschaften statt. Auf dem Weg zu den Schweizer Meisterschaften stellt dieser Wettkampf ein Gradmesser dar, zumal man sich mit der starken Konkurrenz aus Zürich und Lugano misst. Es mangelte folglich nicht an attraktiven Vorführungen. Doch das Synchronschwimmen ist im Umbruch und der SC Flös Buchs sorgt für die neueste Attraktion: Knaben, die zusammen mit Mädchen schwimmen.
 Frauenpower in der Kategorie Junioren 1: Das Team vom SC Flös Buchs brachte mit Akro-Elementen an den Regionalmeisterschaften das Publikum zum Staunen.
Frauenpower in der Kategorie Junioren 1: Das Team vom SC Flös Buchs brachte mit Akro-Elementen an den Regionalmeisterschaften das Publikum zum Staunen.
Bild: Robert Kucera
Neben Arsenii Stepanov, Sohn von der Flös-Trainerin Elizaveta Stepanov, zeigte im heimischen Bad auch Raphael Andenmatten aus Haag sein Können.

Gruppendynamik hat es Andenmatten angetan

Der Zehnjährige bestritt den Mixed-Duett-Wettkampf zusammen mit Josephine Peake. Nach dem Wettkampf zeigt er sich selbstkritisch:
Bei den Figuren war ich nicht so perfekt
Doch insgesamt war er zufrieden mit seinem zweiten Wettkampf seiner Karriere. Mit Synchronschwimmen hat Raphael Andenmatten vor etwas mehr als einem Jahr begonnen. Seine Schwester Mirjam hatte sich bereits für diese Sportart entscheiden, der jüngere Bruder ist ihr ins Wasser gefolgt. «Mir gefällt es gut», hält er fest. Wie Andenmatten sagt, will er dranbleiben. Zumal er eine Wasserratte ist und ihm die Sportart deshalb gefällt «weil wir zusammen in einer Gruppe sind und alles gleichzeitig machen». Als Ziel nennt er: «Spass haben.» Die Gelegenheit dazu erhält er dreimal in der Woche und kommt auf acht Stunden Training in der Woche.
 Früh übt sich, wer ein Meisterteam wird: Der SC Flös Buchs nahm an den Regionalmeisterschaften in der Altersklasse U12 gleich mit zwei Teams teil.
Früh übt sich, wer ein Meisterteam wird: Der SC Flös Buchs nahm an den Regionalmeisterschaften in der Altersklasse U12 gleich mit zwei Teams teil.
Bild: Robert Kucera

Grösstes Manko ist die Beweglichkeit

Seine Trainerin ist Deborah Jütz, die auch Wettkampfrichterin ist. Sie erlebt somit aus zwei unterschiedlichen Perspektiven, wie sich männliche Synchronschwimmer in der Frauendomäne präsentieren. Sie hält fest:
Von der Technik her ist das Trainieren eines Knaben mehr oder weniger dasselbe.
In Bezug auf Andenmatten sieht sie als grosses Manko die Beweglichkeit. «Das volle Durchstrecken von Beinen, Knien Füssen ist bei ihm schwierig. Aber man darf dies nicht verallgemeinern. Es gibt sowohl bewegliche Knaben, als auch Mädchen, die unbeweglich sind.»

Richtig gendern auch im Synchronschwimmen

Die Akzeptanz innerhalb des Teams ist gross, erzählt Jütz. Dies liege auch daran, dass Andenmatten vor einem Jahr bereits in der Anfängergruppe mit den Mädchen schwamm. Der einzige Unterschied sei die Disziplin. So ist der Knabe manchmal ungezogen. Mit ein Lachen sagt Deborah Jütz dazu:
Er spielt nun mal gerne und spritzt auch mal die Mädchen an.
Doch es ist angenehm, mit ihm zu arbeiten – und wenn er sich nicht als Lausbub betätigt, sehen es die Mädchen ebenso.
 Schwungvolles Duett: Rebecca Jütz / Jael Hollenstein vom SC Flös Buchs überzeugten an den Regionalmeisterschaften.
Schwungvolles Duett: Rebecca Jütz / Jael Hollenstein vom SC Flös Buchs überzeugten an den Regionalmeisterschaften.
Bild: Robert Kucera
Die einzige Umstellung, die die Trainerin zu machen hat, sei in der Sprache. «Ich bin es gewohnt ‹Mädchen› zu rufen. Nun muss ich ‹Kinder› rufen.»

Kampfrichterinnen sind gefordert

Deborah Jütz ist sich männliche Synchronschwimmer seit der WM 2015 gewohnt. «Zum Teil waren die Noten höher als beim Frauen-Duett, schildert sie, wie damals die Richterinnen mit der Gleichbehandlung ihre Schwierigkeiten hatten und die Fehler der «Exoten» nicht gleich streng bewerteten. Auf höchstem Ni­veau herrscht mittlerweile bei der Bewertung Gleichberech­tigung, weil Männer Teil der Sportart sind. Auf den unteren Stufen müssen die Richterinnen aber aufpassen, dass die Niedlichkeit des Knaben im Wasser nicht in die Note einfliesst.