Da klabautert ein vermeintliches Schwergewicht mit unbekanntem Zweck am Ziel vorbei. Das radikal Weiche, voll in harter Form, weicht der Macht nur scheinbar. Unklar, ob Spiel oder bitterer Ernst – unklar, wer im Jahrmarkt der Eitelkeit wen dominiert. Und das Publikum, Helden in befremdlicher Vorstellung angetan, vervollständigt das sinnfreie Treiben und findet vielleicht den sprichwörtlichen Haken an der Sache. Soviel zur struben Storyline, die sich gegenwärtig in jeder newslastigen Timeline spiegelt.
Ideen schaffen Probleme
Lukas Zerbst ist Raumkünstler. Er eignet sich die Ausstellungsräume und ihre soziale Prägung an, manchmal leise und nach Einklang strebend, manchmal waghalsig und bis unter die Haut. Architektonische Zweckbauten wie das ehemalige Generatorenhaus reizen ihn besonders. Störungen und Widersprüche im Raum erzeugen Gedanken, denen folgen Ideen und den Ideen Pläne. Ob diese realisierbar sind, wird sich zeigen: «Jede Idee ist erst einmal ein Problem, das gelöst werden muss.» Technisch überaffin und experimentell veranlagt, manipuliert er Vorhandenes und interveniert digital.
Nachdenken und bewegen
Reibung mag der Künstler. Vermeintlich subtile gesellschaftliche Veränderungen und brachiale weltpolitische Ereignisse denkt er bis zum radikalen Ende. 2023 thematisierte er in einer Doppelausstellung «Out of Body Experience & Horizontal Heights» in der Städtischen Galerie Bremen die Kommerzialisierung von öffentlichen Räumen und von persönlichen Daten. So funktionierte er den Ausstellungsraum real zum Airbnb-Angebot um, und mit seinen persönlichen Gesundheitsdaten und seinem Social-Media-Account begab er sich in die übergriffige Dynamik von Bewertungen und sozialer Kontrolle.
Der künstlerische Nomade residierte 2020 zwei Monate in der Villa Minimo in Hannover und eignete sich mit «Space Invader» die Ausstellungsräume als begehbares Domizil und Atelier an. Im Nachgang entstand das Buch «Auf Montage mit Lukas Zerbst. Eine Orientierungshilfe zu Kunstarbeit», eine diskursive Kritik am gängigen Erwartungsmuster bei der Vergabe von Residenzstipendien. Seine Werke orientieren sich konsequent an jedem neuen Ort. So entzieht er sich bewusst der Verwertungslogik des Kunstmarkts:
Meine Werke sind performativ und passen definitiv nicht in Eurokisten.
Lukas Zerbst studierte Visuelle Kunst an der Bremer Hochschule für Kunst. Heute lebt und arbeitet er in Bremen, Hannover und in Liechtenstein. Die Ausstellung im Museümli entstand in Zusammenarbeit mit Martina Morger. Die Bureauvulkanmaschinenfreunde und -freundin freuen sich und laden alle herzlich ein zum Besuch im Museümli (bei der Mühle Senn in Buchs). Wie immer, von punkt 10 Uhr bis punkt 18 Uhr. Lukas Zerbst freut sich über jedes Gespräch.
Hinweis: Mehr zum Ausstellungsraum an der Altendorferstrasse in Buchs sowie früheren Ausstellungen dort auf www.museümli.ch.