Selbst der Dauerregen am Dienstagnachmittag hielt ein Dutzend Interessierte nicht davon ab, sich auf eine Exkursion entlang des renaturierten Werdenberger Binnenkanals (WBK) zu begeben. Wie es in einer Medienmitteilung des WBK-Unternehmens heisst, standen neben allgemeinen Informationen zum Projekt die Fische im Mittelpunkt der Referate von Fachleuten des kantonalen Amtes für Natur, Jagd und Fischerei sowie des regionalen Fischereivereins.
Eduard Neuhaus, Präsident der WBK-Kommission und Gemeindepräsident von Sevelen, moderierte den Anlass. «Es ist bemerkenswert, wie sich hier die Landschaft innerhalb nur eines Jahres völlig verändert hat», wird Gastgeber Neuhaus zitiert.
Vier Jahre vom Plan bis zur Umsetzung
Projektleiter Dominik Wäger erklärte, dass in Sevelen ein fast identisches Projekt umgesetzt worden sei wie vor fünf Jahren in Buchs. In Sevelen wurde der WBK auf einer Länge von 2,2 Kilometern revitalisiert. Im Vordergrund des Projekts stand die Revitalisierung und nicht etwa, wie beim WBK-Abschnitt in Sennwald, der Hochwasserschutz. Das Revitalisierungsprojekt WBK Sevelen wurde vier Jahre nach Planungsbeginn umgesetzt. «Für ein Projekt in dieser Grössenordnung ist das sehr bemerkenswert», sagte Andreas Düring, Projektleiter Wasserbau des Kantons St. Gallen.
Um derart grosse Wasserbauprojekte realisieren zu können, müsse man die Bevölkerung von deren Nutzen überzeugen. Düring betonte: «Gelungene Projekte wie die Revitalisierungen des Werdenberger Binnenkanals in Buchs und Sevelen erhöhen deren Akzeptanz bei der Bevölkerung.» Regierungsrat Beat Tinner sprach von einem «ökologischen Vorzeigeprojekt». Die Revitalisierung sei eine Win-win-Situation für alle: Das Flussbett und die Ufer seien revitalisiert und aufgewertet worden und würden wertvollen Lebensraum für Fische und andere Wasserbewohner bieten, der Landwirtschaft stehe mehr Kulturland zur Verfügung und für die Bevölkerung entstehe eine neue Oase der Erholung.
Neue Habitate sind entstanden
Christoph Birrer, Abteilungsleiter Fischerei des Kantons St. Gallen, sprach über die Bedeutung der neuen Habitate für unterschiedliche Fischarten, die durch die Revitalisierung des WBK entstanden sind und weiter entstehen. Die alten Wurzelstöcke und Steine am und im Gewässer seien dafür von grosser Bedeutung. Durch frühere Verbauungen hätten viele Gewässer ihre natürliche Struktur verloren. Revitalisierungsprojekte wie jenes von Sevelen wirkten korrigierend, betonte Christoph Birrer.
Fischereiaufseher Marcel Zottele erzählte, wie das Wasser des WBK in Sevelen sukzessive vom alten, schnurgeraden Kanal in den aufgeweiteten Bachlauf umgeleitet wurde und wie schliesslich die Fische an einem einzigen Tag von Mitgliedern des Fischereivereins Werdenberg und weiteren Helferinnen und Helfern umgesiedelt wurden.
Dankbar für grosse Revitalisierungsdichte
«Unsere Werdenberger Gewässer haben eine grosse Revitalisierungsdichte», sagte Christian Schwendener, Co-Präsident des Fischereivereins Werdenberg. Sein Verein sei also diesbezüglich verwöhnt und dafür auch sehr dankbar. Die Werdenberger Fischerinnen und Fischer werden den revitalisierten Binnenkanal in Sevelen nun drei Jahre nicht mehr befischen, «denn die Fische sollen nun hierherfinden, dabei schonen wir sie», sagte Schwendener. Wie stark der Fischereiverein Werdenberg für die Förderung der Biodiversität einstehe, habe er in Buchs bewiesen, wo der revitalisierte WBK-Abschnitt sogar während sechs Jahren nicht befischt wurde.
Die Begehung bei Dauerregen fand ihren Abschluss bei einem Apéro im Trockenen in der Autobahnraststätte Rheintal West.