Ein wuchtiges Nein an der Urne zum Dorfplatz in der obersten Toggenburger Gemeinde | W&O

15.05.2022

Ein wuchtiges Nein an der Urne zum Dorfplatz in der obersten Toggenburger Gemeinde

Das Resultat der Urnenabstimmung ist wuchtig: Die Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann lehnt den Umbau des Dorfplatzes mit 282 Ja-Stimmen gegenüber 621 Nein-Stimmen ab.

Von Armando Bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Bei einer hohen Stimmbeteiligung von 50,1 Prozent ist das Nein zum Kredit in der Höhe von 1,45 Millionen Frank für den Umbau des Dorfplatzes Wildhaus überaus deutlich: 282 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben Ja gesagt, 621 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnten das Projekt heute an der Urne ab. Rolf Züllig, Gemeindepräsident der obersten Toggenburger Gemeinde, nimmt das Resultat gefasst zur Kenntnis und bleibt auf Nachfrage des W&O gewohnt sachlich: «Die Bürgerschaft hat den Kredit verweigert, somit gibt es keine finale Planung.» Wie deutet er den hohen Nein-Anteil bei dieser Vorlage? «Für einige waren die 1,45 Millionen Franken vielleicht zu viel, anderen wiederum hat die Planung vielleicht nicht dem entsprochen, was sie sich gewünscht haben. Ich gehe aber davon aus, dass ein Grossteil einfach keine Veränderung will und das Gebiet in der heutigen Art und Weise belassen möchte.»

Aus (zu) vielen Einzelinteressen wird ein Chaos

Bereits im Vorfeld der Abstimmung habe er gespürt, dass es viele spezifische Einzelinteressen gibt, alles berücksichtigen habe man naturgemäss nicht können. «Man kann es auch so sagen: die Summe von Einzelinteressen ist nicht das Gemeinwohl, sondern das Chaos. Das ist das Wesen der Demokratie. Der Gemeinderat hat das zu tun, was die Bürgerschaft will. Diese hat Nein gesagt, also akzeptiert der Gemeinderat das Resultat in dieser Form. Der Auftrag lautet, dass man die Sache so belassen soll wie sie ist». Auf einen Nenner gebracht, sei die Absicht von Kanton und Gemeinde gewesen, dass man den Strassenraum bei der Passhöhe und Umgebung mehr Sicherheit geben wollte und einen Begegnungsraum schaffen wollte, in dem sich alle auf Augenhöhe begegnen können.

«Die Reaktion des Kantons kann ich nicht abschätzen»

Wie es nun weitergeht sei schwierig zu interpretieren, so Rolf Züllig auf Anfrage weiter. Sicher scheint: Das Projekt bzw. die Idee eines Dorfplatzes ist vom Tisch und wird wohl für lange Zeit in der Schublade verschwinden. Die Situation bei der Wildhauser Passhöhe und dem Einlenker der Dörflistrasse in Richtung Schönenboden ist bekanntlich aus verkehrstechnischer Sicht etwas komplex. Auslöser für das geplante Vorhaben war bekanntlich der Kanton St. Gallen. Dieser hat viel Aufwand investiert und ein grosses Perimeter gewählt. Die Planung des Kantons zur Umgestaltung der Hauptstrasse in Wildhaus dockt direkt an die Pläne der Gemeinde an. Der Gemeindepräsident stellt weiter fest:
Die Reaktion des Kantons kann ich momentan nicht abschätzen, dafür gibt es zu viele Fragezeichen. Sollte es überhaupt ein neues Projekt geben, wird das relativ lange dauern.
Das 18. Strassenbauprogramm (2024 bis 2028) des Kantons St. Gallen sei eigentlich bereits gemacht, die Planungen darüber hinaus wäre Kaffeesatzlesen. Das Resultat der gestrigen Abstimmung kann man als neutraler Beobachter auch so interpretieren, dass Teile der Bevölkerung der weit verstreuten Gemeinde mit ihren drei Dörfern Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann für sich persönlich zu wenig Nutzen in einem Dorfplatz in Wildhaus gesehen haben. Die Idee einer Aufwertung des Dorfplatzes in Wildhaus gab es schon vor den Planungen des Kantons, konnte aber nie den Durchbruch schaffen.