Der Säntis nennt sich nicht per Zufall Wetterberg. Für so manches Phänomen ist er verantwortlich.
Und so manches Phänomen ist von ihm aus zu beobachten. Eine Eigenheit ist, dass man die Sonne an keinem anderen Ort in der ganzen Schweiz früher zu Gesicht bekommt als auf dem Grenzberg der beiden Appenzell und St. Gallen.
Doch warum ist das so? Immerhin gibt es in der Ostschweiz höhere Gipfel als den 2502 Meter hohen Säntis.
Felix Blumer von «SRF Meteo» erklärt:
Darum ist der früheste Sonnenaufgang eben nicht in deutlich weiter östlich gelegenen Gebieten des Kantons Graubünden. «Rein mathematisch würde die Sonne auf den Bergen rund um Samnaun etwas früher aufgehen. Allerdings sind dort die umliegenden Berge alle etwa gleich hoch. Damit ist die effektive Horizontlinie höher als auf dem Säntis», sagt Felix Blumer.
Wer den frühesten Sonnenaufgang des Jahres erleben will, muss diese Woche besonders früh aufstehen. Bereits um 5.18 Uhr bekommt man den orangen Feuerball auf dem Säntis zu Gesicht.
Fast 16 Stunden «sünnele» sind dann angesagt, so man denn will. Da sich die Sonnenaufgangsfahrten mit der Säntis-Schwebebahn, welche in den Monaten Juli und August angeboten werden, auf die Sonntage beschränken, muss der Aufstieg am Donnerstag zu Fuss bewältigt werden, was mit der entsprechenden Ausrüstung durchaus möglich ist.
Denn der früheste Sonnenaufgang des Jahres ist am Donnerstag, 16. Juni.
Grundsätzlich geht die Sonne immer im Osten früher auf als im Westen. Im Sommerhalbjahr kommt dazu, dass die Tageslänge nach Norden hin zunimmt und damit auch der Sonnenaufgang früher ist als weiter im Süden.Darum gibt es in der Schweiz den frühesten Sonnenaufgang in der Nordostschweiz. Besonders lange muss man in Genf und im südwestlichen Wallis auf den Sonnenaufgang warten. Trotz der Kleinräumigkeit des Landes ist der Sonnenaufgang in Genf um rund 17 Minuten später als auf dem Säntis.
Bei Samnaun wäre der Sonnenaufgang früher
Das ist aber erst ein Aspekt der Erklärung, warum ausgerechnet der Wetterberg als Allererstes zur Morgensonne kommt. Felix Blumer ergänzt: «Noch wichtiger ist, dass nach Nordosten keine nennenswerten Berge im Weg stehen. So liegt der Horizont unter der Höhe des Säntis.»Spätester Sonnenuntergang erst am 26. Juni
Das mag erstaunen, ist doch der längste Tag erst fünf Tage später, also am 21. Juni. Auch für diese Differenz gibt es eine Erklärung, wie Blumer erklärt:Einerseits ist die Erdachse zu ihrer Umlaufbahn geneigt. Anderseits umrundet die Erde die Sonne nicht auf einer kreisförmigen Bahn, sondern auf einer Ellipse. Durch die Anziehungskraft der Sonne hat die Erde nicht immer die gleiche Geschwindigkeit auf ihrer Bahn.Darum steht die Sonne nicht immer zur gleichen Zeit ganz genau im Süden. Diesen Donnerstag ist das um 13.24 Uhr der Fall, zehn Tage später erst um 13.30 Uhr. «Entsprechend findet der früheste Sonnenaufgang fünf Tage vor dem längsten Tag statt, der späteste Sonnenuntergang fünf Tage nach dem längsten Tag», sagt Blumer.